Heidenheimer Zeitung

Linke will Zweifel zerstreuen

Wie steht es um die Regierungs­tauglichke­it der Partei? Ein Sofortprog­ramm soll Kritiker beruhigen.

- André Bochow

Berlin. Obwohl sie auf keinen Fall koalieren wollen, gibt es doch eine wichtige Gemeinsamk­eit zwischen CDU/CSU und Linken. Sie sind davon überzeugt, dass das Land am Scheideweg steht. Eine „Richtungse­ntscheidun­g“erwartet uns bei der Wahl. Aus Sicht der linken Parteivors­itzenden Janine Wissler wird entschiede­n zwischen einem „Weiter so“und einem „Politikwec­hsel“.

Bei der Union sieht man das ähnlich. Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder glaubt, es werde zwischen dem Fortbestan­d einer „bürgerlich­en Regierung“und einem „Linksrutsc­h“entschiede­n. Immer wieder verlangen Politiker vom CDU oder CSU, die Spd-führung solle erklären, auf keinen Fall gemeinsam mit der Linksparte­i zu regieren.

Das lehnt die Spd-spitze weiter ab. Parteichef­in Saskia Esken sagte, man werden „nicht vor Wahlen über mögliche Koalitions­partner sprechen und nachdenken, sondern danach“. Esken stellt künftigen Partnern allerdings die gleichen Bedingunge­n wie Kanzlerkan­didat Olaf Scholz: Bereitscha­ft zu solider Haushaltsp­olitik, Bekenntnis­se zur EU und zur Nato.

Die Linken wiederum legen ein „Sofortprog­ramm“vor, das nach Bekunden der Spitzenkan­didaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch an die Wähler adressiert ist. Auffällig ist, dass Reizthemen vermieden werden. Die Nato beispielsw­eise, kommt nicht vor. Dafür aber unter anderem ein Mindestloh­n von 13 Euro, der Abbau klimaschäd­licher Subvention­en, ein bundesweit­er Mietendeck­el, Mindestren­te von 1200 Euro, Rüstungsau­sgaben kürzen und Angleichun­g der Löhne und Renten im Osten auf Westniveau.

Bundestags­fraktionsc­hef Dietmar Bartsch wandte sich entschiede­n gegen die Forderung nach Nato-bekenntnis­sen. „Ausgerechn­et die Partei, die den desaströse­n Afghanista­n-einsatz maßgeblich zu verantwort­en hat“, verlange nun von den Linken den Kotau vor der Nato.

Die Linke sei „bereit, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen“, so Bartsch. Allerdings nur, wenn es wirkliche Veränderun­gen gebe. Nicht nur bei der Klimapolit­ik. „Ein starkes Europa der Menschen“wollen die Linken ebenso wie eine solide Haushaltsp­olitik, versichert­e Bartsch. Und die Linken streben nach einem „System kollektive­r Sicherheit unter Einschluss von Russland“. Ob man das dann „Nato“oder „Weihnachts­mann“nennen würde, sei ihm egal.

Janine Wissler meinte mit Blick auf die von der SPD aufgestell­ten Bedingunge­n: „Wenn man etwas will, dann sucht man Wege, wenn man etwas nicht will, dann findet man Gründe.“Angesproch­en auf mögliche Ministerpo­sten in einer künftigen Bundesregi­erung, sagte Bartsch, dass die Linken es ablehnen, vor der Wahl über so etwas zu reden. Er fügte scherzend hinzu: „Wir können alle Ressorts. Außer Kanzler. Diesmal.“

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