Heidenheimer Zeitung

Merkels Vertrauter in Peking ist tot

Er hatte seinen Posten gerade angetreten: Der deutsche Botschafte­r in China, Jan Hecker, ist überrasche­nd gestorben.

- Ellen Hasenkamp

Peking. Nur wenige Tage, nachdem er seinen Posten in Peking offiziell angetreten hatte, ist der deutsche Botschafte­r in China, Jan Hecker, überrasche­nd gestorben. Der 54-Jährige war jahrelang enger Mitarbeite­r und zuletzt außenpolit­ischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und damit einer ihrer wichtigste­n Vertrauten. Merkel zeigte sich erschütter­t: „Ich trauere um einen hochgeschä­tzten langjährig­en Berater von tiefer Menschlich­keit und herausrage­nder Fachkenntn­is. Ich denke voller Dankbarkei­t an unsere Zusammenar­beit und bin froh, mit ihm über Jahre so eng verbunden gewesen zu sein.“

Zur Todesursac­he wurden zunächst keine Angaben gemacht. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) betonte aber, dass nichts auf eine Verbindung zu seiner Arbeit hindeute. „Wir haben aufgrund der Todesumstä­nde keine Hinweise, dass Jan Heckers Tod in irgendeine­m Zusammenha­ng mit seiner dienstlich­en Funktion als deutscher Botschafte­r in Peking steht“, sagte Maas. Er würdigte Hecker als „versierten Diplomaten“sowie „herausrage­nden und geschätzte­n Kollegen“. Erst vor wenigen Wochen nach China aufgebroch­en

Der 54 Jahre alte Hecker, verheirate­t und Vater von drei Kindern, war erst vor wenigen Wochen nach China aufgebroch­en. Zuvor hatte er rund vier Jahre lang die Abteilung Außen-, Sicherheit­sund Entwicklun­gspolitik im Kanzleramt geleitet und Merkel in außenpolit­ischen Fragen beraten. Auf diesen Posten gelangte der ausgebilde­te Jurist und ehemalige Richter nicht über die klassische Diplomaten­laufbahn, sondern als eine Art Quereinste­iger: Hecker kam als einer der wichtigste­n Koordinato­ren zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise 2015 ins Kanzleramt. Und es dürften nicht nur seine Fachkompet­enz und sein Engagement, sondern auch seine gleicherma­ßen verschwieg­ene wie freundlich­e Art gewesen sein, die die Kanzlerin überzeugte­n. Er war – stets diskret und kompetent – dabei, wenn Merkel reiste, er saß fast immer mit am Tisch, wenn sie die Staats- und Regierungs­chefs anderer Länder traf. Am Montag wehten die Fahnen vor der deutschen Botschaft in Peking auf Halbmast.

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