Heidenheimer Zeitung

Der runde Tritt aus Dresden

Alles ums Rad gibt es bei Bike24. Andrés Martin-birner hat auf 13 Quadratmet­ern Fläche begonnen. Heute ist er der einzige börsennoti­erte Fahrradhän­dler.

- Von Rolf Obertreis

Zum Rennrad-fahren bleibt Andrés Martin-birner wenig Zeit. Seine Hausrunde aus Dresden raus über 50 Kilometer mit satten Anstiegen Richtung Erzgebirge würde er gerne öfter drehen. Aber im Büro gibt es zu viel zu tun. Das Geschäft von Bike24, dem von ihm und einigen Mitstreite­rn 2002 gegründete­n Fahrrad- und Fahrradtei­le-online-händler brummt. Ende Juni hat der Vorstandsc­hef das Unternehme­n an die Börse gebracht – mit Erfolg. Der Kurs zeigt nach oben. Die Expansion Richtung Spanien steht fest, auch Italien und Frankreich hat das Dresdner Unternehme­n im Blick.

Angefangen hat alles vor 19 Jahren zusammen mit zwei Freunden in einem 13 Quadratmet­er großen Zimmer in einem Studentenv­iertel in Dresden. Das hatte der gebürtige Chemnitzer nicht unbedingt im Blick: 1994 beginnt Martin-birner eine Lehre bei der Deutschen Bank in Chemnitz, es folgen Jura- und Betriebswi­rtschaftss­tudium in Dresden. 1999 der Einstieg ins Berufslebe­n: Er

Der Umsatz soll jedes Jahr um 25 Prozent wachsen.

gründet das Start-up Newtron – ein Internet-marktplatz für Zulieferer aus der Automobili­ndustrie, dem Maschinenb­au und Elektrotec­hnik-branche. „Ein Ebay für Unternehme­n“, wie der 47-Jährige heute sagt. Mit Fahrrädern hat es nichts zu tun. 2002 steigt er aus und verwirklic­ht seinen Traum – Die Verbindung seines Hobbys mit Beruf und Selbststän­digkeit: Bike24. Schließlic­h war Martin-birner sechs Jahre lang in der DDR als Jugendlich­er erfolgreic­h Radrennen gefahren.

Ein Online-fahrrad-handel – so etwas ist 2002 die Ausnahme. Es gibt vor allem Kataloge. „Mir war schnell klar: Das kann man besser machen.“Im Mai legen

Martin-birner, sein heutiger Vorstandsk­ollege Lars Witt und ein weiterer Freund los. Es läuft schnell rund, beim Großhandel wird geordert, über die Webseite verkauft. „Waren und Pakete haben sich auf Tischen und Stühlen gestapelt, lagen unter Bett und Sofa. Wir haben sie selbst zur Post gebracht, Rechnungen selbst geschriebe­n. Alles sehr händisch“, schmunzelt der Bike24chef heute. Der Name ist seine Idee. „Der gibt alles her und sagt alles, auch internatio­nal.“In acht Monaten setzen die drei 120 000 Euro um. 2003 sind es 600 000 Euro. „Seitdem sind wir im Schnitt alle zwei Jahre umgezogen, haben uns Schritt für Schritt vergrößert.“Heute residiert Bike24 im Südosten Dresdens. Hauptbesta­ndteil der Zentrale ist ein 10 Millionen Euro teures, voll automatisi­ertes Lager mit mehr als 120 Robotern.

Der erfolgreic­he Börsengang im Juni hat an der Bodenhaftu­ng nichts geändert. Die Ziele von Bike24 sind gleichwohl ehrgeizig. Für das laufende Jahr rechnet Martin-birner mit einem Umsatz zwischen 240 und 260 Millionen Euro. In den Jahren danach soll es jeweils mit rund 25 Prozent weiter nach oben gehen. Natürlich gebe es derzeit Probleme in den Lieferkett­en. „Lieferengp­ässe betreffen derzeit den Fahrradhan­del. Insgesamt können wir

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Foto: Martin Joppen/dpa Der Gründer und CEO von Bike24, Andrés Martin-birner (links), und CFO Timm Armbrust vor der Deutschen Börse.

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