Plastik verursacht Billionen-kosten
Wwf-studie: Die Folgen des 2019 produzierten Kunststoffs sind höher als Indiens Wirtschaftsleistung.
Marseille. Scheinbar billiges Plastik verursacht nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF (World Wildlife Fund) hohe Folgekosten. Dem am Montag veröffentlichten Bericht zufolge verursacht allein der im Jahr 2019 weltweit produzierte Kunststoff Kosten in Höhe von 3,7 Billionen Dollar (3,1 Billionen Euro). Das sei mehr als das Bruttoinlandsprodukt Indiens. „Kunststoff scheint ein relativ billiges Material zu sein“, heißt es in dem Bericht. Die Marktpreise reflektierten jedoch nicht die „gesamten Kosten, die während des Lebenszyklus von Kunststoffen anfallen“.
Der Bericht wurde von der Beratungsfirma Dalberg für den WWF erstellt. In der Analyse wurden Faktoren wie die Treibhausgasemissionen im Produktionsprozess, die gesundheitlichen Auswirkungen, die Abfallbewirtschaftung und die geschätzte Verringerung der wirtschaftlichen „Dienstleistungen“von Ökosystemen an Land und im Wasser berücksichtigt.
Seit den 1950er Jahren wurden demnach weltweit rund 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, von denen etwa 60 Prozent auf Mülldeponien oder in der Umwelt gelandet sind. Seitdem wurden winzige Kunststofffragmente in Fischen in der Tiefsee und im arktischen Meereis entdeckt. Schätzungen zufolge verursacht der Plastikmüll jedes Jahr den Tod von mehr als einer Million
Seevögeln und über 100 000 Meeressäugern.
Laut der Wwf-studie könnten bei einer Verdoppelung der Kunststoffproduktion die Kosten bis 2040 auf 7,1 Billionen Dollar ansteigen – wenn international keine Maßnahmen dagegen ergriffen werden. „Tragischerweise“zeige die Umweltverschmutzung durch Plastik „keine Anzeichen einer Verlangsamung“, erklärte der Generaldirektor des WWF International, Marco Lambertini. Der Wille, etwas dagegen zu tun, habe hingegen ein „noch nie dagewesenes Niveau erreicht“.
Die Veröffentlichung des Berichts fällt mit dem Jahreskongress der Weltnaturschutzunion
Ein Arbeiter in Indien sortiert Plastikflaschen. (IUCN) im französischen Marseille zusammen. In der IUCN kommen Staaten, Regierungsbehörden, Nichtregierungsorganisationen, und Unternehmen zusammen. In einem Antrag wird auf dem Kongress ein Ende der Plastikverschmutzung bis 2030 gefordert.
Der WWF warnte angesichts der in Marseille vorgelegten neuen Zahlen vor einer „katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens“. In letzter Konsequenz sei damit auch der Mensch bedroht, der für diese Entwicklung die Ursache sei. Nach Wwf-einschätzung könnten rund eine Million Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben.