Liebes Sommerloch,
Schluss! Aus! Nein! An dieser Stelle wird es jetzt NICHT um jenen Zustand gehen, der angeblich alljährlich Journalistinnen und Journalisten den Schlaf raubt. Jene Wochen also, in denen nichts passiert und man sich auf Krokodile im Baggersee, Eheprobleme in Königshäusern oder anderen Mumpitz stürzen muss. Denn erstens sind das Gerüchte und zweitens haben wir Pandemie, Afghanistan, Olympische Spiele, Bundestagswahl, und Fußball ist ja auch wieder. Was will man bitte mehr?
Nein, uns geht es um das echte, das tatsächliche Sommerloch. Nicht jenen reizenden Weiler in Rheinland-pfalz, dessen Ortsschild wir heute abbilden, sondern die tatsächliche Leere und Abwesenheit, die man in unseren Ortschaften spüren konnte in den vergangenen Wochen.
Für eine Schnelldiagnose der Abwesenheit von Kreisbewohnerinnen und Kreisbewohnern genügt ein Smalltalk mit erfahrenen Angestellten von Tankstellen. „Brutal wenig los“sei in diesem Sommer, sagen die, und das deckt sich mit unseren Erwartungen. Wie soll es auch anders sein? Üblicherweise verteilt sich das Fernweh ja auf das ganze Jahr, doch an Ostern durfte man noch nicht, an Pfingsten traute man sich noch nicht und ob man im Herbst noch kann, ist noch unklar. Kein Wunder, dass heuer alle Leute den Sommer ausnutzten. Und nachdem der in diesem Jahr so besonders nass und kühl war, packten noch mehr Menschen die Koffer.
Das wiederum führt tatsächlich zu beträchtlichen Löchern. Wer zur Grillparty lädt, bleibt alleine auf seinen veganen Bratlingen sitzen, denn alle sind verreist. Und vom Handwerker bis zur Behörde bittet alles um Gnade und Aufschub: „Wir sind gerade urlaubsgeschwächt, wissen
Sie . . .“Der FCH soll erwogen haben, seine Heimspiele vorerst in Kroatien abzuhalten, weil sich dort aktuell mehr Menschen aus dem Landkreis aufhalten als im Landkreis selbst.
Jedenfalls: Ein Loch ist im Eimer, und zwar in der Welt und deswegen auch ein bissel in der Zeitung. Zum Glück gibt es Baustellen. Aber Ihr lest das ja eh nicht.