Die neue Führungskraft
Leon Goretzka ist beim FC Bayern München eine feste Größe. Nun macht sich der Mittelfeldspieler auch in der DFB-ELF unverzichtbar.
Leon Goretzka hat sämtliche Junioren-teams beim Deutschen Fußballbund (DFB) durchlaufen. U17, U18, U19 und auch die U21. Vor sieben Jahren hat der Mittelfeldspieler sein erstes A-länderspiel bestritten. Nun, nach insgesamt 41 Einsätzen in der Nationalmannschaft, ist er ein gefragter Mann geworden. Das hat spätestens der beeindruckende Auftritt des 26-Jährigen in der Wm-qualifikation gegen Armenien gezeigt. „Leon hat Tore eingeleitet, Zweikämpfe gewonnen, war immer anspielbar, hatte eine enorme Dynamik und Präsenz“, sagte Bundestrainer Hansi Flick am Dienstag in einer Presserunde.
Der Mittelfeldspieler ist auch für das nächste Wm-quali-spiel am Mittwoch (20.45 UHR/RTL) in Reykjavik gegen Island gesetzt. An der Seite Joshua Kimmichs, sein Vereinskollege bei Bayern München, soll der 26-Jährige das deutsche Spiel ankurbeln, Druck auf den Gegner ausüben. „Wir wollen unsere gute Leistung bestätigen. Das Spiel gegen Armenien soll keine Eintagsfliege sein“, sagte Goretzka. Mit einem weiteren Sieg würde die Dfb-auswahl Platz eins der Gruppe J behaupten – und hätte dann bei noch vier ausstehenden Partien beste Chancen, sich direkt für die WM in Katar zu qualifizieren.
Auf dem Weg zum Endturnier Ende kommenden Jahres in dem Wüstenstaat könnte Goretzka eine entscheidende Figur werden. Bei den Bayern ist der physisch starke Akteur längst eine feste Größe. 2020 hat er mit dem Klub unter dem jetzigen Bundestrainer Hansi Flick die Champions League gewonnen.
Blindes Verständnis
Nun macht sich der gebürtige Bochumer langsam, aber sicher auch in der Nationalmannschaft unverzichtbar. Was zum einen an seinen fußballerischen Fähigkeiten liegt. Was Goretzka so wertvoll macht: Er sucht meistens mit dem ersten Ballkontakt den Weg nach vorne, passt gerne in die Tiefe, schnappt sich aber auch mal die Kugel und marschiert damit unerschrocken los, sorgt so regelmäßig für Alarmstimmung in gegnerischen Abwehrreihen. Goretzka ist aber noch mehr, nämlich ein kluger Kopf, der über den Tellerrand des Profisports hinauszublicken vermag, sich für Minderheitenrechte und Menschen in Not engagiert.
Das hat er mit seinem Mittelfeldkollegen Joshua Kimmich gemein, auf den Bundestrainer Flick ebenfalls große Stücke hält. „Mit Jo verstehe ich mich blind“, sagte Goretzka am Dienstag in der Pressekonferenz der Nationalmannschaft:
„Wir profitieren davon, dass wir uns auch außerhalb des Platzes austauschen, ähnlich über Fußball denken.“
Alles andere als ein Sieg am Mittwochabend in Island wäre für Leon Goretzka eine Enttäuschung. „Bei allem Respekt für den Gegner. Wir schauen vor allem auf uns und dass wir unser Spiel durchsetzen“, antwortete der 26-Jährige einem Reporter aus Island.
Auf der Insel spielte die Dfb-auswahl zuletzt vor 18 Jahren. Das Spiel, besser gesagt das Nachspiel, ist einem breiten Publikum nachhaltig in Erinnerung geblieben. Nach einem enttäuschenden 0:0 der deutschen Elf bekam der damalige Bundestrainer Rudi Völler im Ard-interview einen veritablen Wutanfall. Der verbale Schlagabtausch mit Reporter Waldemar Hartmann ist als „Weißbier-interview“in die Geschichte eingegangen.
Goretzka war 2003 erst acht Jahre alt, kennt aber die Geschichte von damals, hat sich das entsprechende Video schon einige Male angeschaut und „amüsiert“.
Diesmal wollen die Deutschen gegen die Isländer gewinnen. Vor dem erneuten Aufeinandertreffen mit Island am Mittwoch sagte er: „Wir sollten zusehen, dass Hansi nach dem Spiel nicht in eine ähnliche Situation wie Rudi Völler damals gerät.“
Am Dienstag flogen Goretzka und seine Teamkollegen von Stuttgart aus nach Reykjavik. Nicht dabei war Marco Reus von Borussia Dortmund. Den BVB-KApitän plagen Knieprobleme. Rechtsverteidiger Ridle Baku vom VFL Wolfsburg ist ebenfalls zu Hause geblieben und frühzeitig zu seinem Klub zurückgekehrt. Als 24. Akteur im Dfb-kader hätte er laut Fifa-regularien in Reykjavik nur auf der Tribüne gesessen.
Ilkay Gündogan, Jamal Musiala oder Kai Havertz könnten Reus auf der Position hinter der zentralen Sturmspitze Timo Werner ersetzen. Havertz hat seine Erkältung auskuriert und nahm am Dienstagvormittag ebenso am Training teil wie der zuletzt angeschlagene Außenbahnspieler Robin Gosens.
Wir wollen die Leistung bestätigen. Das Spiel gegen Armenien soll keine Eintagsfliege sein.
Leon Goretzka
Nationalspieler