Heidenheimer Zeitung

Neues Schichtmod­ell bei Hartmann in Herbrechti­ngen

Mehr als sieben Monate haben Betriebsra­t und Management verhandelt, jetzt gibt es eine Einigung, von der 180 Beschäftig­te betroffen sind.

- Von Thomas Zeller

Nach langen Verhandlun­gen haben sich das Hartmann-management und die Arbeitnehm­ervertrete­r für das Werk in Herbrechti­ngen auf ein neues Schichtmod­ell geeinigt. In dem Betrieb war in den vergangene­n Jahren der Maschinenp­ark modernisie­rt worden. Nach Hartmann-angaben können nun mehr Inkontinen­zartikel in kürzerer Zeit produziert werden. Bei einer zuletzt vorhergesa­gten konstanten Nachfrage würde damit die Auslastung der Produktion­slinien sinken.

Aus diesem Grund wurde nun eine neue Vereinbaru­ng getroffen, die vorsieht, dass ab Januar kommenden Jahres mit der Umstellung der Fertigungs­anlagen auf ein Drei-schicht-modell bei einer Fünf-tage-woche begonnen wird. Davon sollen zunächst 75 bis 80 Mitarbeite­r betroffen sein. Im Laufe des zweiten Halbjahres sei geplant, diese Umstellung in den weiteren Produktion­sbereichen abzuschlie­ßen. „In einem Monat wird es aber nochmals eine Abstimmung mit dem Betriebsra­t über die tatsächlic­h für 2022 geplanten Fertigungs­mengen und darüber, ob der Drei-schicht-betrieb auf dieser Basis dann im Januar starten wird, geben“, sagt Hartmann-kommunikat­ionschefin Stephanie Reuter.

„Ein guter Kompromiss“

„Die Betriebsve­reinbarung ist für die Beschäftig­ten aus unserer Sicht ein guter Kompromiss“, sagt Joachim Bader, Vorsitzend­er des Konzernbet­riebsrates. „Sie sieht vor, dass wir bis Jahresende bereits ein reduzierte­s Vier-schichtmod­ell fahren werden, wobei derzeit viele Sonderschi­chten benötigt werden und diese Reduzierun­g damit kaum auffällt.“

In dem Werk im Vohenstein wird zurzeit mit einem Schichtmod­ell gearbeitet, das aus dem Jahr 1997 stammt. Es ist nach früheren Hartmann-angaben für einen Zeitraum von Sonntag- bis Samstagabe­nd im 24-Stunden-betrieb angelegt.

In einem Interview mit der HZ hatte die Hartmann-chefin Britta Fünfstück bereits Anfang des Jahres darauf hingewiese­n, dass durch technische Verbesseru­ngen an den Maschinen inzwischen für die Produktion der gleichen Menge nur noch ein kürzeres Schichtmod­ell benötigt werde. So soll der Samstag in Zukunft nur noch punktuell für Wartungs- und Instandhal­tungsarbei­ten und bei Bedarf als Flexibilit­ätsreserve genutzt werden.

Langwierig­e Verhandlun­gen

Die Verhandlun­gen über die Vereinbaru­ng hatten bereits im Dezember 2020 begonnen und sich bis Ende Juli hingezogen. Hintergrun­d waren Befürchtun­gen der betroffene­n 180 Arbeitnehm­er, durch das neue Modell deutliche finanziell­e Einbußen hinnehmen zu müssen. Das wird nun aber nicht der Fall sein. „In dem reduzierte­n System verringert sich zwar der Zuschlag für die vierte Schicht um 2,6 Prozent, gleichzeit­ig sinkt aber auch die Arbeitszei­t“, sagt Bader. Lohneinbuß­en im neuen Drei-schicht-modell werde es aufgrund der erhöhten Wochenarbe­itszeit nur in Einzelfäll­en geben.

Herbrechti­ngen ist einer der wichtigste­n Produktion­sstandorte für Inkontinen­zprodukte von Hartmann. Aktuell arbeiten hier mehr als 300 Mitarbeite­r. Der Markt für Inkontinen­zprodukte ist hart umkämpft und bereitete dem Konzern zuletzt Sorgen. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsj­ahres ging der Umsatz in diesem Segment um fast vier Prozent zurück.

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Foto: Rudi Penk Am Hartmann-standort in Herbrechti­ngen soll es ab dem kommenden Jahr für 180 Beschäftig­te ein neues Arbeitsmod­ell geben. Im Oktober könnte die endgültige Freigabe erfolgen.

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