Neues Schichtmodell bei Hartmann in Herbrechtingen
Mehr als sieben Monate haben Betriebsrat und Management verhandelt, jetzt gibt es eine Einigung, von der 180 Beschäftigte betroffen sind.
Nach langen Verhandlungen haben sich das Hartmann-management und die Arbeitnehmervertreter für das Werk in Herbrechtingen auf ein neues Schichtmodell geeinigt. In dem Betrieb war in den vergangenen Jahren der Maschinenpark modernisiert worden. Nach Hartmann-angaben können nun mehr Inkontinenzartikel in kürzerer Zeit produziert werden. Bei einer zuletzt vorhergesagten konstanten Nachfrage würde damit die Auslastung der Produktionslinien sinken.
Aus diesem Grund wurde nun eine neue Vereinbarung getroffen, die vorsieht, dass ab Januar kommenden Jahres mit der Umstellung der Fertigungsanlagen auf ein Drei-schicht-modell bei einer Fünf-tage-woche begonnen wird. Davon sollen zunächst 75 bis 80 Mitarbeiter betroffen sein. Im Laufe des zweiten Halbjahres sei geplant, diese Umstellung in den weiteren Produktionsbereichen abzuschließen. „In einem Monat wird es aber nochmals eine Abstimmung mit dem Betriebsrat über die tatsächlich für 2022 geplanten Fertigungsmengen und darüber, ob der Drei-schicht-betrieb auf dieser Basis dann im Januar starten wird, geben“, sagt Hartmann-kommunikationschefin Stephanie Reuter.
„Ein guter Kompromiss“
„Die Betriebsvereinbarung ist für die Beschäftigten aus unserer Sicht ein guter Kompromiss“, sagt Joachim Bader, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates. „Sie sieht vor, dass wir bis Jahresende bereits ein reduziertes Vier-schichtmodell fahren werden, wobei derzeit viele Sonderschichten benötigt werden und diese Reduzierung damit kaum auffällt.“
In dem Werk im Vohenstein wird zurzeit mit einem Schichtmodell gearbeitet, das aus dem Jahr 1997 stammt. Es ist nach früheren Hartmann-angaben für einen Zeitraum von Sonntag- bis Samstagabend im 24-Stunden-betrieb angelegt.
In einem Interview mit der HZ hatte die Hartmann-chefin Britta Fünfstück bereits Anfang des Jahres darauf hingewiesen, dass durch technische Verbesserungen an den Maschinen inzwischen für die Produktion der gleichen Menge nur noch ein kürzeres Schichtmodell benötigt werde. So soll der Samstag in Zukunft nur noch punktuell für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten und bei Bedarf als Flexibilitätsreserve genutzt werden.
Langwierige Verhandlungen
Die Verhandlungen über die Vereinbarung hatten bereits im Dezember 2020 begonnen und sich bis Ende Juli hingezogen. Hintergrund waren Befürchtungen der betroffenen 180 Arbeitnehmer, durch das neue Modell deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen. Das wird nun aber nicht der Fall sein. „In dem reduzierten System verringert sich zwar der Zuschlag für die vierte Schicht um 2,6 Prozent, gleichzeitig sinkt aber auch die Arbeitszeit“, sagt Bader. Lohneinbußen im neuen Drei-schicht-modell werde es aufgrund der erhöhten Wochenarbeitszeit nur in Einzelfällen geben.
Herbrechtingen ist einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Inkontinenzprodukte von Hartmann. Aktuell arbeiten hier mehr als 300 Mitarbeiter. Der Markt für Inkontinenzprodukte ist hart umkämpft und bereitete dem Konzern zuletzt Sorgen. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres ging der Umsatz in diesem Segment um fast vier Prozent zurück.