Heidenheimer Zeitung

Vertrauen verspielt

- Dominik Guggemos zum Kauf der Pegasus-spähsoftwa­re durch das BKA

Nun also doch. Das Bundeskrim­inalamt (BKA) ist nicht nur passiv interessie­rter Beobachter der Pegasus-software, sondern Käufer. Das ist mehr als heikel. Das Programm kann Smartphone­s in Echtzeit ausspähen, Gespräche mitschneid­en, Standortda­ten auslesen, heimlich die Kamera aktivieren und die Verschlüss­elung von Chatnachri­chten umgehen. Die Installati­on kann niemand verhindern – was autokratis­che Regime weltweit ausnutzen, um Kritiker und Journalist­en auszuspion­ieren. Das BKA verteidigt sich nun, dass eine Version der Software gekauft worden sei, die nicht alle Funktionen enthalte und dass sie nur in wenigen Fällen eingesetzt worden sei. Beweisen lässt sich das nicht oder nur sehr schwer.

Journalist­enverbände wie auch die Opposition schäumen zu Recht. Vertrauen erweckt das Verhalten des

BKA wahrlich nicht, zumal der Einkauf von Pegasus auch intern juristisch sehr kritisch gesehen wurde. Denn einer Total-überwachun­g sind höchstrich­terlich aus Karlsruhe – zum Glück – sehr enge Grenzen gesetzt.

Durch ein Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts wurde auch das Recht des Staates eingeschrä­nkt, ihm bekannte Sicherheit­slücken in It-systemen für sich zu behalten, um einen Überwachun­gstrojaner zu installier­en. Die schwarz-rote Koalition arbeitet im Stillen daran, ein Gremium zu installier­en, das entscheide­t, welche Lücken geheim bleiben sollen und welche so schwerwieg­end sind, dass sie veröffentl­icht werden müssen. Das Vorbild für diese an sich gute Idee sind die USA. Das Problem ist: Damit das Gremium erfolgreic­h arbeiten kann, müssen die Bürger ihm vertrauen können. Das BKA macht ihnen das derzeit schwer.

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