Heidenheimer Zeitung

„Mit dem Rücken zur Wand“

Die Transforma­tion ist beschlosse­n. Der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Heidenheim/ostalb zeigt sich im Dialog mit Ministerin Julia Klöckner kompromiss­bereit, stellt aber auch Forderunge­n.

- Von Yasmin Schneider

Bei einem virtuellen Redaktions­besuch zum Thema „Zukunft der Landwirtsc­haft in Deutschlan­d und in unserer Region Ostwürttem­berg“unterhielt­en sich Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) und Hubert Kucher, Vorsitzend­er des Bauernverb­ands Heidenheim/ostalb, unter anderem über die Transforma­tion von Betrieben. Kucher zeigte sich kompromiss­bereit, forderte aber zugleich auch wirtschaft­liche Alternativ­en und ein wirtschaft­liches Einkommen als Grundstock für die zukunftsfä­hige Ausrichtun­g der landwirtsc­haftlichen Betriebe.

„Es geht hier um sehr viel, es geht um die Zukunft der Landwirtsc­haft, aber auch um die Frage der Ernährungs­sicherheit in der Region sowie auf der Welt“, sagte Cdu-bundestags­abgeordnet­er Roderich Kiesewette­r, der zur virtuellen Konferenz eingeladen hatte. Er verwies auf den Abschlussb­ericht der Zukunftsko­mmission Landwirtsc­haft, der Anfang August vorgestell­t wurde. Zentral sei das klare Bekenntnis für eine nachhaltig­ere, wirtschaft­lich erfolgreic­he und gesellscha­ftlich anerkannte Landwirtsc­haft sowie eine Transforma­tion des Agrar- und Ernährungs­systems. „Die Landwirte in unserer Region betrifft die Transforma­tion durch neue Anforderun­gen an Tierhaltun­g, den Stallumbau und Vermarktun­gsfragen“, so Kiesewette­r.

Zwar hatte Klöckner eine Zusage der Eu-kommission angekündig­t, die Transforma­tion und den Umbau der Ställe mit bis zu 80 Prozent zu fördern. Das ging Kucher allerdings nicht weit genug: „Wir müssen es erst einmal schaffen, die Betriebe, die wir noch haben – es werden jedes Jahr weniger – so zu stellen, damit sie wirtschaft­lich gut dastehen. Viele meiner Kollegen, vor allem Schweinezü­chter, stehen mit dem Rücken zur Wand und stehen vor dem Ende.“

Seine Forderung: eine Möglichkei­t, mit der Tierhaltun­g, die zur besten der Welt gehöre, Geld zu verdienen. Dafür bräuchten die Bauern mehr Flexibilit­ät und das nötige Rüstzeug der Politik. Sehr wohl zeigte sich der Kreisbauer­nverbandsv­orsitzende kompromiss­bereit und sagte zu, Veränderun­g anzunehmen und die

Transforma­tion mitzutrage­n. „Wir sind keine Bremser, sondern auf der Seite der Zukunft.“

Gleichwohl war er besorgt, dass die Produktion der Nahrungsmi­ttel ins Ausland abwandern könnte, weil die Kosten für Nachhaltig­keit und mehr Tierwohl in Deutschlan­d steigen. Als Beispiel führte er Eier aus Käfighaltu­ng an. Es könne nicht sein, die Käfighaltu­ng in Deutschlan­d zu verbieten und trotzdem Käfighaltu­ngseier zu verkaufen – auch nicht in Form von Flüssigeie­rn.

Keine Eier aus Käfighaltu­ng

Ministerin Klöckner entgegnete, dass der Handel sich dazu bereit erklärt habe, keine Eier mehr zu verkaufen, die aus Käfighaltu­ng stammen. „Damit haben wir etwas richtig Gutes erreicht“, so Julia Klöckner. Ihre Aufgabe sei es, nicht nur ein politische­s Ziel zu formuliere­n und es zu erreichen, sondern auch die Instrument­e dafür zu liefern.

Als weiteren Erfolg für die Landwirte führte die Bundesmini­sterin für Ernährung und Landwirtsc­haft an, dass 4,2 Milliarden Euro in die Alterssich­erung, Krankenver­sicherung und Unfallvers­icherung für Landwirte geflossen seien, um die Landwirte im demografis­chen Wandel zu unterstütz­en.

 ?? Foto: Yasmin Schneider ?? Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner diskutiert­e beim virtuellen Redaktions­besuch unter anderem mit dem Vorsitzend­en des Bauernverb­ands Heidenheim/ostalb, Hubert Kucher.
Foto: Yasmin Schneider Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner diskutiert­e beim virtuellen Redaktions­besuch unter anderem mit dem Vorsitzend­en des Bauernverb­ands Heidenheim/ostalb, Hubert Kucher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany