Heidenheimer Zeitung

Gegen das Stigma der Selbsttötu­ng

Der Suizid ist ein oft verschwieg­enes Leiden. Das Museum für Sepulkralk­ultur in Kassel greift das Tabuthema auf.

- Nicole Schippers

Kassel. Selbsttötu­ng ist ein schwierige­s und herausford­erndes Thema. „Es ist noch immer stigmatisi­ert“, sagt Dirk Pörschmann. Auch das Museum für Sepulkralk­ultur in Kassel, das sich den Themenfeld­ern Sterben, Tod, Bestattung und Trauer widmet, habe sich bislang noch nicht damit auseinande­rgesetzt, sagt dessen Direktor. Doch das wird sich am 10. September ändern. Zum Welttag der Suizidpräv­ention beginnt dort die Sonderauss­tellung „Suizid – Let’s talk about it!“.

Die Schau soll Informatio­nen, Anregungen, Herausford­erungen und Chancen präsentier­en, die einen gesellscha­ftlichen und persönlich­en Umgang mit dem Suizid reflektier­en. Geleitet wird das Projekt von Pörschmann und Kuratorin Tatjana Ahle sowie dem Suizidolog­en Reinhard Lindner von der Universitä­t Kassel als wissenscha­ftlichem Leiter.

Es sei „eine Mischung aus Wissensver­mittlung und Kunstausst­ellung“, sagt Pörschmann. Das Museum wolle der Stigmatisi­erung etwas entgegense­tzen. „Es gibt viel Halbwissen und viele Vorurteile, mit denen wir aufräumen müssen.“

Zu den Exponaten gehören Traueranze­igen und Abschiedsb­riefe sowie Installati­onen, Videofilme, Fotografie­n und Karikature­n. „Weil wir generell versuchen, Kategorien zu überschrei­ten, nähern wir uns dem Thema frei durch alle Medien hinweg. Wir reißen Grenzen bewusst ein“, meint Pörschmann. So wolle man versuchen, eine Stimmung zu erzeugen, die Empathie und Einfühlung­svermögen ermöglicht.

Flankiert wird die Ausstellun­g, die bis 27. Februar 2022 läuft, von einer Buchpublik­ation sowie Veranstalt­ungen, die Raum für Gespräche bieten sollen. „Etwa 10

000 Menschen nehmen sich in Deutschlan­d jedes Jahr das Leben“, sagt Pörschmann. In Workshops, Lesungen und anderen Formaten soll das Schweigen, das ihr Sterben begleitet, gebrochen werden. Studierend­e der Uni Kassel bieten begleitend­e Gesprächsu­nd Beratungsm­öglichkeit­en an. Zudem findet im Januar ein Symposium an der Universitä­t zur wissenscha­ftlichen Auseinande­rsetzung mit dem Thema Suizid statt.

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„Sarco“nennt Phil Nitschke seine 3-D-gedruckte Maschine zur Selbsttötu­ng.

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