Neue Corona-regeln
Zum Schuljahresbeginn gelten neue Regeln für Beschäftigte in Schulen und Kitas. Auch für Kindergartenkinder sind jetzt Tests möglich, in Schulen sind sie verpflichtend.
Heidenheim. Zum Schuljahresbeginn gelten neue Regeln. Auch für Kindergartenkinder sind jetzt Tests möglich, in Schulen sind sie verpflichtend.
Der Start ins neue Schulund Kindergartenjahr ist mit vielen Unsicherheiten verbunden. Die Corona-pandemie nimmt zum Herbst wieder an Fahrt auf, die Delta-variante des Virus mit höherer Ansteckungsrate und schwereren Krankheitsverläufen verschärft die Situation. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff, allerdings verläuft die Krankheit bei Kindern auch im Normalfall leichter.
Sorge um Kleinkinder
Trotzdem machen sich viele Eltern Sorgen, wie beispielsweise eine Mutter von zwei Kita-kindern, die sich an die Redaktion gewandt hat. Ihre zwei und vier Jahre alten Kinder litten beide bereits an spastischer Bronchitis, der Vierjährige war auch schon wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus. „Wir als Eltern sind in dieser Situation sehr beunruhigt“, so die Heidenheimerin. Seit dem Ende der Kita-ferien würden Erzieher und Erzieherinnen, für die es keine Impfpflicht gebe, ungetestet und ohne Masken in geschlossenen Räumen mit ungeimpften Kindern arbeiten. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es Eltern geht, deren Kinder ein viel höheres Risiko haben“, so die besorgte Mutter. „Viele Eltern wünschen sich auch in Kitas eine verbindliche Testpflicht für die Kinder wie in den Schulen“, sagt sie.
Neue Regeln fürs Personal
Ab dem 14. September soll sich die Situation ändern: Kultusministerin Theresa Schopper hat am Mittwoch angekündigt, dass für Beschäftigte in Schulen und Kitas, die nicht geimpft oder genesen sind, eine tägliche Testpflicht gelte. „Die entsprechende Rechtsverordnung ist noch nicht veröffentlicht“, so der städtische Pressesprecher Stefan Bentele am Freitagnachmittag. Deshalb sei nicht bekannt, ob das Land für die Tests sorge. „Bis das geklärt ist, stellt die Stadt die Tests aus eigenem Bestand zur Verfügung“, sagt er.
In den Kindergärten sei die Leitung der Einrichtung dafür verantwortlich, die Immunisierungsnachweise zu kontrollieren und die Selbsttests zu überprüfen. An den Schulen werden ebenfalls Selbsttests nach dem Vieraugen-prinzip gemacht. Die Schulleitung sei dabei für die Lehrer verantwortlich, Mitarbeitende der Stadtverwaltung für die Angestellten der Stadt im Sekretariat oder dem Hausmeisterdienst.
Verpflichtende Tests an Schulen
Schülerinnen und Schüler sollen laut Kultusministerium zwei Mal die Woche und ab dem 27. September drei Mal die Woche getestet werden. Die Tests für Schülerinnen und Schüler werden vom Land gestellt. Auch in Kitas sind künftig Tests möglich, allerdings nur auf freiwilliger Basis, wenn die Kinder und Eltern einwilligen. Hier sollen sogenannte Lollitests angewendet werden, bei denen die Kinder die Teststäbchen wie einen Lolli lutschen. Die Tests sind kostenlos, der jeweilige Träger der Kita kann die Kosten bei der Stadt geltend machen.
Keine Luftfilter
Die Anschaffung von Luftfiltern für die Heidenheimer Schulen und Kitas hat der Gemeinderat im
Juli abgelehnt. Die Stadtverwaltung hatte diese Entscheidung empfohlen, da „kein Gerät bei einem Lockdown die Schulschließung verhindern wird“, so Pressesprecher Bentele. In Schulen gelte eine Maskenpflicht, dies sei der wirksamste Schutz gegen eine Corona-infektion. Zudem müsse ohnehin alle 20 Minuten eine Stoßlüftung erfolgen, weshalb auch durch Geräte kein Mehrwert entstehe. Zudem seien die Geräte laut und wartungsintensiv.
Während sich die Impf-frage bei Kindern unter zwölf nicht stellt, können ältere Schülerinnen und Schüler mittlerweile gegen Corona geimpft werden. Das Heidenheimer Impfzentrum hat Schulen Impfaktionen angeboten. „Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie dieses Angebot wahrnehmen“, so Stefan Bentele.
Täglicher Test statt Quarantäne
Wenn Ansteckungen in Schulen und Kitas auftreten, gelten neue Quarantäneregeln: Wenn es in einer Klasse oder Gruppe einen Corona-fall gibt, müssen sich die Schülerinnen und Schüler dieser Klasse für die Dauer von fünf Schultagen täglich testen. Das positiv getestete Kind muss für 14 Tage in häusliche Quarantäne. Bei einem sehr starken und dynamischen Infektionsgeschehen allerdings kann das Gesundheitsamt eingreifen und eine ganze Klasse oder Kita-gruppe in Quarantäne schicken.
Damit der Präsenzunterricht stattfinden kann und die Kitas offenbleiben, ruft Kultusministerin Theresa Schopper zur Solidarität auf: „Wenn wir uns großflächig impfen lassen, können wir einen Schutzwall bilden“, sagt sie. Ein großer Teil der Infektionen in der Altersgruppe, die sich noch nicht selbst schützen kann, könne so verhindert werden. In diesem Punkt stimmt die Heidenheimer Kita-mutter mit der Kultusministerin überein: „Lange Zeit hieß es: Wir sind solidarisch in der Gesellschaft, und das finde ich auch wichtig. Doch warum gilt das nicht auch für unsere Kinder?“, fragt sie. Sie fordert das Gesundheitsamt dazu auf, auch auf die Inzidenzen im Bereich der jüngeren Kinder zu achten. „Auf Biegen und Brechen alles aufzulassen, selbst bei einer sehr hohen Inzidenz, finde ich unverantwortlich, weil die Kinder dem allem wortwörtlich fast schutzlos ausgeliefert sind“, sagt sie.
Lange Zeit hieß es: Wir sind solidarisch in der Gesellschaft. Doch warum gilt das nicht auch für unsere Kinder?
Eine besorgte Heidenheimer Mutter