Baerbock als lachende Dritte
Ausgangslage: Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock konnte locker aufspielen. Nach Wochen voller Schlagzeilen über abgeschriebene Passagen in ihrem Buch, Fehler im Lebenslauf und einem Absturz in den Umfragen hat sie das Schlimmste wohl hinter sich. Mittlerweile ist sie zwar auf Platz 3, doch ein paar Prozentpunkte sind noch drin. Deshalb hieß es für sie: angreifen und aufholen.
Stärkster Moment: Scholz und Laschet zerfetzen sich über die Razzia im Finanzministerium, Cum-ex-steuerskandal und Wirecard, werfen sich gegenseitig Unehrlichkeit vor. Baerbock ist erst Schiedsrichterin, dann nutzt sie die Chance, die Debatte nach vorn zu drehen und trägt die Vorschläge der Grünen zur Bekämpfung von Geldwäsche vor. 50 Milliarden Euro gehen dem Staat jährlich flöten. Das will sie ändern. Punkt für sie.
Schwächster Moment: Bei der Frage nach dem angestrebten Parteiausschlussverfahren des Tübinger Bürgermeisters Boris Palmer kommt Baerbock ins Schwimmen. Sie verwechselt den Anschlag auf die Synagoge in Halle mit den rechtsextremen Morden in Hanau. Irgendwann landet sie gar bei den Nsu-anschlägen – gewagter Sprung von Palmer zu Terrorakten. Stärkstes Thema: Klimaschutz, Klimaschutz, Klimaschutz. Da ist sie trittsicher und wird konkreter als Laschet und Scholz, die sich gegenseitig die Schuld für verpasste Chancen zuschieben.
Klimaschutz ist eine riesengroße Kraftanstrengung. Jetzt handeln – sonst wird es teuer.
Annalena Baerbock
Kanzlerkandidatin