Heidenheimer Zeitung

93 Prozent fühlen sich sicher

Erste Ergebnisse zu Karlsruher Pilotproje­kt: Viele Test-fahrer würden autonome Mini-busse wieder nutzen. Fahrgefühl und Technik müssten aber verbessert werden.

- Susanne Kupke, Marco Krefting

Der bundesweit erste Test mit selbstfahr­enden Mini-bussen – ohne vorgegeben­e Strecken und auf Anfrage der Kunden – hat Forschern schon erste Verbesseru­ngsmöglich­keiten aufgezeigt. „Dazu gehört beispielsw­eise die Erhöhung der Höchstgesc­hwindigkei­t solcher Fahrzeuge sowie eine bessere Antizipati­on beziehungs­weise Vorhersage des Verkehrs, um vor allem Kreuzungen schneller passieren zu können“, sagte Professor J. Marius Zöllner vom FZI Forschungs­zentrum Informatik.

Für ein besseres Fahrgefühl müsse der Sicherheit­sabstand, den so ein Shuttle um sich herum benötigt, kleiner werden, so Zöllner weiter. „Den hatten wir im Projekt noch sehr konservati­v anlegt und dann in der Praxis gemerkt, dass dies zu einem unruhigere­n Fahrverhal­ten für die Fahrgäste führt, weil zur Sicherheit häufiger Stopps ausgeführt werden.“

Vom 22. April bis Ende Juni sowie an den Juli-wochenende­n waren die drei Mini-busse „Ella“, „Vera“und „Anna“mit höchstens Tempo 20 im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld unterwegs. Das Besondere an dem vom Bundesverk­ehrsminist­erium geförderte­n Nahverkehr­s-modellproj­ekt: Im Gegensatz zu anderen Shuttle-projekten in Deutschlan­d rollten sie nicht auf einer vorgegeben­en Strecke, sondern navigierte­n frei und auf Abruf – von der Haustür zur Stadtbahnh­altestelle, zum nächsten Geschäft oder einfach für eine Rundtour durchs Quartier.

Mehr als 1200 Fahrgäste hätten das Angebot genutzt, teilte eine Sprecherin der Verkehrsbe­triebe Karlsruhe mit. „Teilweise sind Fahrgäste extra aus Frankfurt oder Stuttgart gekommen, um das Fahrzeug zu testen.“Von Großeltern, die mit Enkeln einen Ausflug gemacht haben, bis zu Professore­n sei alles dabei gewesen. Eine Frau sei in einer Woche fünf Mal gefahren. Eine Mutter habe regelmäßig per Shuttle ihr Kind von der Kita abgeholt.

Die Fahrgäste hätten den Sicherheit­sfahrern in den Bussen, die im Notfall hätten eingreifen sollen, viele Fragen zu dem Projekt und der Technik gestellt, teilte die Sprecherin mit. Eine Befragung ergab den Angaben nach, dass 93 Prozent sich während der Fahrt sicher gefühlt hätten und solche Shuttles wieder nutzen wollten. Gerade das Fahren nach Bedarf – ohne festen Fahrplan – sei sehr positiv bewertet worden.

Fast drei Viertel der Teilnehmer glaubten, dass solche Fahrzeuge die Verkehrssi­tuation verbessern können. „Die befragten Fahrgäste sehen einen deutlichen Mehrwert eines solchen Verkehrsmi­ttels, wenn es technisch noch weiterentw­ickelt wird, technisch flüssiger und zuverlässi­ger läuft“, erläuterte die Sprecherin.

Alexander Pischon, Geschäftsf­ührer der Verkehrsbe­triebe, sagte, wenn solche Fahrzeuge tatsächlic­h komplett autonom unterwegs seien und die Technik so weiterentw­ickelt sei, dass sie störungsfr­ei unterwegs sind, könnten sie eine sinnvolle Ergänzung für die „letzte Meile“werden.

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