Liebe Vorsicht,
als Mutter der Porzellankiste ist Dir ja bekannt, wie schnell etwas kaputtgehen kann und wie schwierig es oftmals ist, das dann zu reparieren. Beim vererbten Porzellan von Tante Erna ist es zwar in hohem Maße ärgerlich, wenn etwas zu Bruch geht, aber: Dinge sind ersetzlich.
Unersetzlich hingegen sind unsere Gesundheit und körperliche Unversehrtheit. Deshalb sind Vorsichtsmaßnahmen gut und angebracht – auch wenn sie spaßbremsend erscheinen. Ein Helm beim Radfahren? Ruiniert die Frisur und wird deshalb nicht so gerne genommen, aber am Ende ist dann doch lieber der Scheitel verrutscht als der Schädel gebrochen.
Schwieriger wird es, wenn Menschen die Wahrscheinlichkeit einer Gefahr einschätzen müssen. Die Angst davor, beim Urlaub am Meer von einem Hai angegriffen zu werden, ist wesentlich höher als die Angst vor den Auswirkungen, die das Rauchen von Zigaretten hat – obwohl es sich statistisch nachweisen lässt, dass es umgekehrt richtig wäre. Dass es Menschen gibt, die das Risiko einer Corona-impfung höher einschätzen als das Risiko einer Corona-erkrankung, folgt demselben Prinzip. Tatsächlich nehmen 14 Prozent aller Corona-erkrankungen einen schweren Verlauf, schwere Impfreaktionen gibt es hingegen nur bei 0,02 Prozent der Impfungen. (Denken Sie sich an dieser Stelle die Musik aus „Der weiße Hai“einfach dazu.)
Vorbildlich finden wir es, wie es die Firma hält, die am Klinikum das neue Gebäude für die Strahlentherapie baut. Sie erinnert mit einem Schild daran, welche Schutzausrüstung bei der Arbeit notwendig ist. Es handelt sich sozusagen um einen Rundumschutz, da wird kaum ein wichtiges Körperteil vergessen – auch wenn die Herren der Schöpfung das vielleicht anders sehen.
Aber auch wenn Dir, liebe Vorsicht, damit Genüge getan ist, freut man sich trotzdem, wenn man bei der Arbeit allenfalls die Mund-nasen-maske tragen muss. Die ist zwar auch lästig, aber eben nur eine Komponente von den vielen, die uns das Baustellenschild zeigt.
Vielleicht liest Du das diesmal vorsichtshalber doch?