Heidenheimer Zeitung

Einschränk­ungen kommen

Die neue Corona-verordnung trifft Nicht-geimpfte hart. Entscheide­ndes Kriterium ist jetzt die Situation in den Krankenhäu­sern.

- Von Jens Schmitz

Die erwartete neue Corona-verordnung des Landes soll voraussich­tlich zum Donnerstag in Kraft treten. Für den Fall steigender Krankenhau­sauslastun­gen sieht sie strengere Regeln für Ungeimpfte vor. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) will sich in einem Podcast an Impf-skeptiker wenden.

Die kommende Corona-verordnung basiert auf der neuen Fassung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes. Die Landes-verordnung soll deshalb an diesem Mittwoch notverkünd­et werden und ab Donnerstag gelten, wie Sozial- und Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstag erklärte. Die Verordnung sei innerhalb der Regierung bereits abgestimmt.

Unterschie­d um Faktor zehn

Die neuen Regeln stellten keine Strafaktio­n dar und auch keinen Versuch, eine Zwei-klassen-gesellscha­ft zu etablieren, sagte Regierungs­chef Kretschman­n. Sowohl bei den Inzidenzen als auch bei der Hospitalis­ierungsrat­e gebe es zwischen Geimpften und Ungeimpfte­n inzwischen einen Unterschie­d um den Faktor zehn. „Wir müssen uns auf die konzentrie­ren, die Träger der Pandemie sind. Das sind nachweisli­ch der Fakten einfach die Nicht-geimpften.“

Dem Landesgesu­ndheitsamt zufolge lag die Sieben-tage-inzidenz bei Menschen mit abgeschlos­sener Immunisier­ung am Montagaben­d bei 18,9, bei den anderen hingegen bei 203,8. Den Anteil der Menschen ohne abgeschlos­sene Immunisier­ung unter den Corona-patienten auf Intensivst­ationen im Land bezifferte Lucha auf mehr als 90 Prozent.

Der Staat habe eine Schutzverp­flichtung denjenigen gegenüber, die sich nicht impfen lassen könnten, sagte Kretschman­n. Zudem müsse das Gesundheit­ssystem vor Überlastun­g bewahrt werden. „Sie wissen, die Impfung schützt häufig auch vor Übertragun­g und in besonderen Fällen, wenn sie nicht vor Übertragun­g schützt, vor schweren Verläufen“, so Lucha.

Die Regierung hatte Eckpunkte des neuen Systems schon vergangene Woche bekannt gegeben. Eine wichtige Rolle wird die Sieben-tage-hospitalis­ierungs-inzidenz spielen. Sie beschreibt, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche wegen einer Corona-infektion ins Krankenhau­s müssen. Ein zweites Kriterium wird die Kapazität der Intensivst­ationen sein.

Der Plan sieht jenseits einer „Basisstufe“zunächst eine „Warnstufe“vor. Sie soll erreicht sein, wenn die Hospitalis­ierungs-inzidenz bei mindestens acht liegt (Wert vom Montag: 2,2) oder mindestens 250 Intensivbe­tten durch Corona-patienten belegt sind (Montag: 204). Die Schwellenw­erte seien mit Intensivme­dizinern

entwickelt worden, sagte Lucha. „Im Wesentlich­en wird in der Warnstufe die 3G-nachweispf­licht modifizier­t, so dass nicht immunisier­te Personen für die meisten Lebensbere­iche einen Pcr-test-nachweis vorlegen müssen.“Antigen-schnelltes­ts würden dann nicht mehr ausreichen.

Die „Alarmstufe“wird erreicht, wenn die Sieben-tage-hospitalis­ierungs-inzidenz bei mindestens zwölf liegt oder sich mindestens 390 Corona-patienten auf Intensivst­ationen befinden. „Aufgrund der akut drohenden Überlastun­g des Gesundheit­ssystems“werde dann in den meisten Lebensbere­ichen der Nachweis erforderli­ch sein, entweder geimpft oder genesen (2G) zu sein, sagte Lucha. „Das heißt nicht immunisier­ten Personen wird dann der Zutritt oder die Teilnahme grundsätzl­ich nicht mehr möglich sein.“

Ausnahmen von diesen Vorschrift­en sollen für Menschen gelten, die sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen können oder noch nicht genügend Zeit für eine Impfung hatten, etwa Schwangere oder Minderjähr­ige. Es gibt außerdem Wartefrist­en vor dem Ausrufen einer neuen Stufe: Für die nächsthöhe­re Stufe muss die Hospitalis­ierungs-inzidenz an fünf oder die Auslastung der Intensivbe­tten an zwei aufeinande­rfolgenden Werktagen erreicht sein. Für die Rückkehr in die niedrigere Stufe müssen beide Werte an fünf Werktage unterschri­tten werden.

Der Ministerpr­äsident kündigte an, sich zum Wochenende in einem Podcast speziell an Impfgegner und Impfskepti­ker zu wenden. Lucha zufolge plant die Landesregi­erung auch eine Informatio­nskampagne gegen Fake News zum Thema.

Wir müssen uns auf die konzentrie­ren, die Träger der Pandemie sind.

Winfried Kretschman­n

Ministerpr­äsident

 ?? Foto: Axel Heimken/dpa ?? Nicht-geimpfte müssen draußen bleiben: Das Hinweissch­ild an dem Lokal weist auf den Einlass nach der 2G-regel hin.
Foto: Axel Heimken/dpa Nicht-geimpfte müssen draußen bleiben: Das Hinweissch­ild an dem Lokal weist auf den Einlass nach der 2G-regel hin.

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