Aldi setzt auf Alipay
Der deutsche Lebensmitteleinzelhändler macht es möglich, mit der App des chinesischen Alibaba-konzerns zu bezahlen.
Schreibt man den Namen der Hauptfigur des Märchens „Ali Baba und die 40 Räuber“zusammen, kommt der eines der größten Internetkonzerne der Welt heraus: Die Alibaba Group Holding Limited ist ein Unternehmen mit Sitz im chinesischen Hangzhou. 2020 erwirtschafteten 117 000 Mitarbeiter fast 72 Milliarden Us-dollar Umsatz, rund 61 Milliarden Euro. Der Online-riese betreibt unter anderem die gleichnamige B2b-plattform Alibaba.com, die sich an Geschäftskunden wendet, sowie das Online-auktionshaus Taobao und ist nach eigenen Angaben die größte It-firmengruppe Chinas. Der App-bezahldienst des Tech-giganten nennt sich Alipay – er wird auch in Deutschland in immer mehr Läden anerkannt. Doch handelt sich sich um einen Daten-räuber, wie die Gegner von Ali Baba im Märchen?
Als erster Lebensmitteleinzelhändler und Discounter hat Aldi Süd vor zwei Wochen angekündigt, dass Kunden mit dieser App an den Kassen bezahlen können. Der Drogeriemarkt DM bietet Alipay bereits seit zwei Jahren in seinen Filialen an, wie die „Lebensmittelzeitung“berichtet. In Österreich setzen die Rewe-töchter Billa, Merkur und Bipa auf das chinesische Zahlungssystem.
Laut Aldi vereint Alipay viele Mehrwerte, die das System in China sehr erfolgreich gemacht haben. Mit mehr als einer Milliarde Nutzern ist Alipay dort die führende Zahlungsplattform, über die fast alles aus dem täglichen Leben geregelt wird – von der Stromrechnungen bis zur Bestellung von Lebensmitteln. „Vor allem für chinesische Touristen und in Deutschland lebende Chinesen biete die Einführung „eine komfortable Bezahlmöglichkeit, mit der sie bereits bestens vertraut sind, und die kontaktlos und sekundenschnell funktioniert“, sagt eine Aldi-sprecherin.
Verfassungsschutz warnt
„Möchte ein Kunde mit Alipay zahlen, aktiviert das Kassenpersonal lediglich das Ec-terminal und der Kunde kann den Einkauf mittels eines Qr-codes über die Alipay App auf seinem Smartphone bezahlen“, erläutert die Sprecherin. Voraussetzung ist ein Alipay Account, der mit einem chinesischen Bankkonto oder einer internationalen Bankkarte erstellt werden kann. In den vergangenen zwei Wochen ist Alipay schon vereinzelt von Kunden genutzt worden.
Doch die App ist mit Vorsicht zu genießen. So warnt der Verfassungschutz mit Blick auf politische Spionage auch vor chinesischen Bezahl-apps wie Alipay. „Deren Datenserver stehen in China, der Zugriff staatlicher chinesischer Stellen darauf ist möglich“, heißt es im Mitte 2020 veröffentlichten Verfassungsschutzbericht. Diese könnten die Nutzerdaten zur Überwachung auch ausländischer Bürger und Unternehmen benutzen, so die Befürchtung. Mehrere Datenschutzbeauftragte der Bundesländer schlossen sich den Warnungen an.
Denn der chinesische Geheimdienst hat Zugriff auf die Daten der international tätigen Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Daher sprach zum Beispiel Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar im „Handelsblatt“ von „massiven Gefährdungen der Privatsphäre“. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erklärt auf Anfrage, Alipay bisher keiner sicherheitstechnischen Untersuchung unterzogen zu haben.
Was sagt Aldi zu den Warnungen? „Aus unserer Sicht gibt es keine Sicherheitsbedenken, da die Zahlung mit Alipay bei uns über denselben Dienstleister abgewickelt wird wie andere Bezahlmöglichkeiten auch – beispielsweise Google Pay oder Girocard“, sagt die Pressesprecherin. Aldi komme somit nicht mit Kundendaten in Berührung. „Darüber hinaus stellt das Kassensystem keine direkte Verbindung zur Alipay App her.“Auch Martin Dallmeier, als Dm-geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Finanzen + Controlling, erklärt auf Anfrage: Vertragspartner und verantwortlich für die Zahlungsabwicklung sei ein etablierter Zahlungsdienstleister. „Der langjährige Dm-partner und Spezialist für elektronischen Zahlungsverkehr garantiert den reibungslosen und sicheren Ablauf mit Alipay.“Die Nachfrage nach dem Service sei durch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten der zurückliegenden Monate und damit weniger chinesischen Touristen zurückgegangen.„inzwischen hat sich die Nachfrage wieder auf dem Niveau eingependelt, mit dem wir geplant haben.“