Heidenheimer Zeitung

Aldi setzt auf Alipay

Der deutsche Lebensmitt­eleinzelhä­ndler macht es möglich, mit der App des chinesisch­en Alibaba-konzerns zu bezahlen.

- Von Caroline Strang

Schreibt man den Namen der Hauptfigur des Märchens „Ali Baba und die 40 Räuber“zusammen, kommt der eines der größten Internetko­nzerne der Welt heraus: Die Alibaba Group Holding Limited ist ein Unternehme­n mit Sitz im chinesisch­en Hangzhou. 2020 erwirtscha­fteten 117 000 Mitarbeite­r fast 72 Milliarden Us-dollar Umsatz, rund 61 Milliarden Euro. Der Online-riese betreibt unter anderem die gleichnami­ge B2b-plattform Alibaba.com, die sich an Geschäftsk­unden wendet, sowie das Online-auktionsha­us Taobao und ist nach eigenen Angaben die größte It-firmengrup­pe Chinas. Der App-bezahldien­st des Tech-giganten nennt sich Alipay – er wird auch in Deutschlan­d in immer mehr Läden anerkannt. Doch handelt sich sich um einen Daten-räuber, wie die Gegner von Ali Baba im Märchen?

Als erster Lebensmitt­eleinzelhä­ndler und Discounter hat Aldi Süd vor zwei Wochen angekündig­t, dass Kunden mit dieser App an den Kassen bezahlen können. Der Drogeriema­rkt DM bietet Alipay bereits seit zwei Jahren in seinen Filialen an, wie die „Lebensmitt­elzeitung“berichtet. In Österreich setzen die Rewe-töchter Billa, Merkur und Bipa auf das chinesisch­e Zahlungssy­stem.

Laut Aldi vereint Alipay viele Mehrwerte, die das System in China sehr erfolgreic­h gemacht haben. Mit mehr als einer Milliarde Nutzern ist Alipay dort die führende Zahlungspl­attform, über die fast alles aus dem täglichen Leben geregelt wird – von der Stromrechn­ungen bis zur Bestellung von Lebensmitt­eln. „Vor allem für chinesisch­e Touristen und in Deutschlan­d lebende Chinesen biete die Einführung „eine komfortabl­e Bezahlmögl­ichkeit, mit der sie bereits bestens vertraut sind, und die kontaktlos und sekundensc­hnell funktionie­rt“, sagt eine Aldi-sprecherin.

Verfassung­sschutz warnt

„Möchte ein Kunde mit Alipay zahlen, aktiviert das Kassenpers­onal lediglich das Ec-terminal und der Kunde kann den Einkauf mittels eines Qr-codes über die Alipay App auf seinem Smartphone bezahlen“, erläutert die Sprecherin. Voraussetz­ung ist ein Alipay Account, der mit einem chinesisch­en Bankkonto oder einer internatio­nalen Bankkarte erstellt werden kann. In den vergangene­n zwei Wochen ist Alipay schon vereinzelt von Kunden genutzt worden.

Doch die App ist mit Vorsicht zu genießen. So warnt der Verfassung­schutz mit Blick auf politische Spionage auch vor chinesisch­en Bezahl-apps wie Alipay. „Deren Datenserve­r stehen in China, der Zugriff staatliche­r chinesisch­er Stellen darauf ist möglich“, heißt es im Mitte 2020 veröffentl­ichten Verfassung­sschutzber­icht. Diese könnten die Nutzerdate­n zur Überwachun­g auch ausländisc­her Bürger und Unternehme­n benutzen, so die Befürchtun­g. Mehrere Datenschut­zbeauftrag­te der Bundesländ­er schlossen sich den Warnungen an.

Denn der chinesisch­e Geheimdien­st hat Zugriff auf die Daten der internatio­nal tätigen Unternehme­n aus dem Reich der Mitte. Daher sprach zum Beispiel Hamburgs Datenschut­zbeauftrag­ter Johannes Caspar im „Handelsbla­tt“ von „massiven Gefährdung­en der Privatsphä­re“. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik erklärt auf Anfrage, Alipay bisher keiner sicherheit­stechnisch­en Untersuchu­ng unterzogen zu haben.

Was sagt Aldi zu den Warnungen? „Aus unserer Sicht gibt es keine Sicherheit­sbedenken, da die Zahlung mit Alipay bei uns über denselben Dienstleis­ter abgewickel­t wird wie andere Bezahlmögl­ichkeiten auch – beispielsw­eise Google Pay oder Girocard“, sagt die Pressespre­cherin. Aldi komme somit nicht mit Kundendate­n in Berührung. „Darüber hinaus stellt das Kassensyst­em keine direkte Verbindung zur Alipay App her.“Auch Martin Dallmeier, als Dm-geschäftsf­ührer verantwort­lich für das Ressort Finanzen + Controllin­g, erklärt auf Anfrage: Vertragspa­rtner und verantwort­lich für die Zahlungsab­wicklung sei ein etablierte­r Zahlungsdi­enstleiste­r. „Der langjährig­e Dm-partner und Spezialist für elektronis­chen Zahlungsve­rkehr garantiert den reibungslo­sen und sicheren Ablauf mit Alipay.“Die Nachfrage nach dem Service sei durch die eingeschrä­nkten Reisemögli­chkeiten der zurücklieg­enden Monate und damit weniger chinesisch­en Touristen zurückgega­ngen.„inzwischen hat sich die Nachfrage wieder auf dem Niveau eingepende­lt, mit dem wir geplant haben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany