Entsetzen über mutmaßlichen Anschlagsplan auf Synagoge
In Hagen reagiert die Polizei auf einen Hinweis auf ein mögliches Attentat. Die ersten Ermittlungen führen zu einem 16-Jährigen mit syrischer Staatsbürgerschaft.
Berlin. Nach den vereitelten mutmaßlichen Anschlagsplänen auf die Synagoge in Hagen hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, Wachsamkeit gegen Judenhass auch bei der Zivilgesellschaft eingefordert. „Ich bin entsetzt über neuerliche Pläne für einen Anschlag auf eine Synagoge an Jom Kippur“, sagte Klein dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“(online). Diese erneute Bedrohung jüdischen Lebens sei alarmierend. Klein ergänzte, es werde einmal mehr deutlich „dass die Bedrohung vielschichtig ist und von verschiedenen Seiten kommt“. „War der Anschlag von Halle rechtsmotiviert, so ist der vereitelte Anschlag in Hagen offenbar dem islamistischen Milieu zuzuordnen.“
„Es macht traurig und erschüttert, dass Jüdinnen und Juden an Jom Kippur wieder nicht ohne Angst in die Synagoge können“, erklärte Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-mauz (CDU). Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, der Vorfall wecke entsetzliche Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor zwei Jahren. Es sei unerträglich, dass Jüdinnen und Juden erneut einer so schrecklichen Bedrohungslage ausgesetzt seien.
Am Mittwoch hatten zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur nach „Hinweisen über eine mögliche Gefährdungslage im Zusammenhang mit einer jüdischen Einrichtung“die Synagoge umstellt und gesichert. Sie hätten den konkreten Hinweis darauf erhalten, dass es während des jüdischen Feiertags Jom Kippur zu einem Anschlag kommen könne, sagte des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) am Donnerstag in Köln. Tatort, Tatzeit und Täter seien benannt worden, der Hinweis habe zudem Rückschlüsse auf eine „islamistisch motivierte Bedrohung“zugelassen.
Veranstaltung abgesagt
Daraufhin habe die Polizei Maßnahmen zur Gefahrenabwehr getroffen und Kontakt zur Gemeinde aufgenommen, sagte Reul. Die jüdische Gemeinde habe eine geplante Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Nach Räumung und Absuchen der Synagoge auch mit Sprengstoffspürhunden habe die Polizei keine gefährlichen Gegenstände im Gebäude oder im Umfeld gefunden. Die Ermittlungen hätten zur Identifizierung und Festnahme eines 16-jährigen syrischen Staatsbürgers aus Hagen geführt. Drei weitere Personen seien vorläufig festgenommen worden. Parallel würden weitere Objekte in Hagen durchsucht.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman A. Mazyek, erklärte auf Twitter, der womöglich vereitelte Anschlag in Hagen zeige, wie akut die Bedrohung durch den Antisemitismus sei. Er dankte den Sicherheitsbehörden, die den Vorfall in Hagen aufgedeckt hätten.