Söder setzt auf Schlussspiel
Die CSU steht aktuell bei 28 Prozent. Der Parteichef will nun die konservativen Stammwähler mobilisieren.
Landshut/münchen. „Das letzte Wochenende hat eine Trendwende gebracht“, ruft Markus Söder im Stadion von Landshut den Csu-anhängern zu. Beim Triell von ARD und ZDF habe Unions-kanzlerkandidat Armin Laschet die beste Figur abgegeben, und der Csu-parteitag habe in die Republik ausgestrahlt. Söder fuchtelt mit der rechten Hand durch die Luft und sagt beschwörend: „Es ist wie beim Fußball, das Schlussspiel ist wichtig.“
Kurz vor der Bundestagswahl steckt die CSU genauso tief in der Krise wie die CDU. Laut dem jüngsten Br-bayerntrend kommen die Christsozialen im Freistaat bei der Wahl auf nurmehr 28 Prozent, das wäre ein Verlust von fast elf Prozent im Vergleich zu 2017. Die fast schon flehentlich beschworene Wende – sie lässt sich nicht festmachen. Stand jetzt, dürfte Unions-kandidat Armin Laschet wenig von Bayern profitieren. Dass Söder mit dem Kampf um die Kandidatur und vielen nachträglichen Sticheleien seinen
Teil zur Demontage Laschets beigetragen hat, sieht er natürlich nicht so. Unisono fallen von ihm und anderen führenden Christsozialen jetzt Sätze wie: „Wir stehen gemeinsam Seit’ an Seit’.“
Die Partei-granden ziehen im Wahlkampf durch sieben Stadien. Maximal sind 400 Besucher zugelassen. In Landshut aber ist ein Drittel der markierten Plätze leer. Auch das wohl ein Zeichen für die verfahrene Lage. Die Partei weiß den Spagat kaum zu meistern, für einen Kandidaten Wahlkampf zu machen, den sie ursprünglich nicht wollte.
Witze über Hofreiter
So bleiben zwei Ansätze, die die Veranstaltungen durchziehen: immer schärfer werdende Kritik und Schmähung der Gegner auf der linken Seite, sowie überbordende Loblieder auf die eigenen Leistungen in Bayern. Csu-spitzenkandidat Alexander Dobrindt bezeichnet die Pläne der Grünen als „Volksverdummung“. Blume warnt vor „Linksrutsch“.
Und Söder langt zu: Die Spdahnen Kurt Schumacher, Willy Brandt und Helmut Schmidt „würden sich im Grab umdrehen“, wenn sie sehen, dass der Kandidat Olaf Scholz sich nicht eindeutig von einem Bündnis mit der Linken distanziert. Auf Kosten immer desselben Grünen-politikers macht Söder stets Witze: „Anton Hofreiter verweigert sich seit Jahren den hervorragenden Leistungen des bayerischen Friseurhandwerks.“Es bestehe die Wahl: „Steinzeit oder Zukunft.“
Ziel der CSU scheint nun, die konservativen Kernwähler zu mobilisieren. Polizei und Bundeswehr werden ebenso gelobt wie die Automobilindustrie, über die Dobrindt sagt: „Der Verbrennungsmotor ist eine deutsche Erfolgsgeschichte.“Söder sieht in Bayern „modernste Technologie und Tradition“so vereint wie sonst nirgends. Selbst die Nahrung des Freistaats lobt er: „Die halbe Welt isst und trinkt bayerisch.“Der Applaus bleibt müde.