Nicht nur ein Fehlstart
In Magdeburg wurde der Ministerpräsident Reiner Haseloff im ersten Durchgang nicht gewählt und im zweiten dann doch. Das sind die Fakten. Für die sich kaum jemand interessieren würde, wenn nicht in wenigen Tagen die Bundestagswahl ins Haus stünde. Die „Deutschlandkoalition“aus CDU, SPD und FDP hat im Landtag von Sachsen-anhalt eine satte Mehrheit. Die Frage, wer die erste Abstimmung vermasselt hat, ist angesichts einer geheimen Wahl nicht zu klären. Spekuliert wird trotzdem.
Denkbar wäre, dass man in der SPD oder in der FDP den Plan verfolgte, die CDU als zerstritten und kaum regierungsfähig darzustellen. Der erste Gedanke ist natürlich: So zerstritten, wie die CDU im „Land der Reformation“ist, müssen es die Christdemokraten vom rechten Flügel gewesen sein, die zähneknirschend mit ansehen mussten, wie sich Haselhoff gegen sie durchsetzte. Diese Umstände für Bundestags-wahlkampfzwecke bewusst zu instrumentalisieren, indem eine falsche Fährte gelegt wird, setzt schon fast kriminelle Energie voraus.
Wahrscheinlicher ist, dass der erste Gedanke stimmt und der rechte Cduflügel um den als Minister abgesägten Holger Stahlknecht dem Afd-bekämpfer Haseloff einen rachsüchtigen Denkzettel verpassen wollte. Und mit Sicherheit kann man sagen: Vor allem in ostdeutschen Cdu-landesverbänden gibt es ein Problem mit Teilen der Mitglieder, die gegen die harte Abgrenzung zu Rechtsaußen sind.
Wie man an der Kandidatur von Hans-georg Maaßen in Thüringen sieht, haben die Stahlknechts in der OST-CDU erheblichen Einfluss. Den in Magdeburg schon fast üblichen Fehlstart für den Ministerpräsidenten wird man bald vergessen. Alles andere nicht.