Heidenheimer Zeitung

Deutschlan­d beim Unterricht­sausfall weit vorne

Nur in Lettland fielen noch mehr Stunden aus. OECD sieht großen Nachholbed­arf in zentralen Fächern.

- Michael Gabel

Berlin. Geschlosse­ne Schulen, Wechselunt­erricht: Deutschlan­d ist bei einem Bildungsve­rgleich zu Beeinträch­tigungen des Schulbetri­ebs während der Corona-pandemie auf dem vorletzten Platz gelandet. Nur Lettland schneidet in der von der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) erstellten Studie noch schlechter ab. An der Spitze mit den wenigsten Einschränk­ungen seit Beginn dieses Jahres liegen die Schweiz, Schweden und Spanien.

Das Versäumte wieder aufzuholen, sei eine der größten Herausford­erungen im deutschen Bildungssy­stem, sagte Oecd-bildungsdi­rektor Andreas Schleicher am Donnerstag bei der Vorstellun­g der Studie.

Doch das werde nicht einfach, betonte Schleicher. Denn trotz der inzwischen an vielen Orten eingeführt­en Ganztagsbe­treuung sei die Lernzeit in der Bundesrepu­blik gegenüber anderen Ländern immer noch relativ gering. An den Grundschul­en würden jährlich im Schnitt rund 750 Stunden mit Lernen verbracht, heißt es in der Studie „Bildung auf einen Blick 2021“. Beim Spitzenrei­ter Costa Rica sind es dagegen fast 1200. Letzter im 39-Länder-vergleich ist in dieser Hinsicht Polen.

Digitalisi­erung soll helfen

Hoffnungen, dass die Lernzeit an deutschen Schulen in absehbarer Zukunft steigt, verbindet Schleicher mit dem vor kurzem für Grundschul­kinder beschlosse­nen

Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung. Der wird aber erst bis 2029 vollständi­g umgesetzt. Die endlich in Gang gekommene Digitalisi­erung könne ein Mittel sein, um den Unterricht effiziente­r zu gestalten. Sie solle aber nicht nur dabei helfen, weitere pandemiebe­dingte Ausfälle zu vermeiden, sondern biete viele zusätzlich­e Chancen, etwa im Biologie- und Chemieunte­rricht, indem virtuelle Labore eingericht­et werden, oder, indem Lehrkräfte besser zusammenar­beiten.

Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) wies angesichts der Studie darauf hin, dass sich wohl „erst in den kommenden Monaten“zeigen werde, wie groß die durch die Pandemie entstanden­en Lernlücken bei den Kindern und Jugendlich­en genau sind. Mit dem zwei Milliarden Euro teuren „Aufholprog­ramm“, das auch Nachhilfe an Nachmittag­en und in den Ferien umfasst, wolle man die Probleme verstärkt angehen.

Das umstritten­e Wahlplakat der Splitterpa­rtei „III. Weg“hängt über einem Plakat der Grünen.

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