Sexualdelikte belastet die Justiz
Staatsanwälte werden immer häufiger mit Delikten rund um Kinderpornografie konfrontiert.
Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ächzt unter immer mehr Verfahren wegen Sexualdelikten. Die Zahl der Verfahrenseingänge stieg im Jahr 2020 massiv um 32,8 Prozent auf 2965, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Joachim Dittrich in Stuttgart mitteilte. Das sei vor allem auf die stark zunehmende Zahl der Verfahren wegen des Verdachts des Besitzes oder der Verbreitung von Kinderpornografie zurückzuführen.
Der Austausch solcher Dateien in Chat-gruppen habe eine Vielzahl an Verfahren zur Folge, sagte Dittrich. Es gebe zudem immer wieder Phasen, wo ausländische Behörden verstärkt Daten in dem Bereich auswerteten und an die Staatsanwaltschaften lieferten. Auch Gesetzesänderungen führten zu immer mehr Verfahrenseingängen bei Sexualdelikten. So sei die sexuelle Belästigung nun ein Straftatbestand.
Mit dem Gesetz zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder, das Strafverschärfungen enthält und seit Juli in Kraft ist, erwarten die Stuttgarter Staatsanwälte eine weitere starke Zunahme an Verfahren.
Auch das Gesetz zur Bekämpfung von Hass und Hetze im Internet, das im April in Kraft getreten ist, werde viel Arbeit bescheren, sagte Dittrich. Gerichte und Staatsanwaltschaften müssten deshalb mit dem notwendigen Personal ausgestattet werden.
Die durchschnittliche Verfahrensdauer verkürzte sich von knapp 58 Tagen im Vorjahr auf knapp 55 Tage.