CDU holte stets das Direktmandat
Acht Männer und drei Frauen haben bislang die Heidenheimer im Parlament vertreten. Die nächste Möglichkeit, etwas daran zu ändern, bietet sich am 26. September.
Längst nicht alle politisch Interessierten werden mit dem Namen Ute Koczy etwas anzufangen wissen. Umgekehrt zeigte sie sich reichlich überrascht, als sie im Sommer 2012 im Gespräch mit der HZ erfuhr, dass es ihr als erster gebürtiger Heidenheimerin gelungen war, ein Bundestagsmandat zu erringen. Wobei diese Feststellung auch die männlichen Abgeordneten einschloss.
Die beiderseitige Unkenntnis mag daran liegen, dass
Koczy in Ostwestfalen-lippe (Nordrhein-westfalen) kandidierte und dort zwei Mal über die Landesliste ins Parlament einzog. Von 2005 bis 2013 gehörte sie diesem an und war entwicklungspolitische Sprecherin ihrer Partei.
Bei der Bundestagswahl 2013 reichte ihr Listenplatz dann nicht mehr aus. Gleiches gilt für 2017, und als sie drei Jahre später hätte nachrücken können, verzichtete sie zugunsten eines Parteifreundes. Gleichwohl gilt nach wie vor: Niemand außer Koczy, der in Heidenheim zur Welt kam, gehörte bislang dem Deutschen Bundestag an.
Erste Wahl im August 1949
Wer hat die Stadt und den Kreis stattdessen zunächst in Bonn, anschließend dann in Berlin vertreten? Der Blick reicht zurück bis zur ersten Bundestagswahl am 14. August 1949. Damals bilden Stadt und Kreis Ulm sowie der Landkreis Heidenheim den Wahlkreis 8.
Das Direktmandat sichert sich der in Fürth geborene Ludwig Erhard (CDU), erster Wirtschaftsminister und zweiter Kanzler der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Über die Spd-landesliste glückt auch Karl Mommer (Geburtsort: Wevelinghoven)
der Sprung ins Parlament.
Am 6. September 1953 – der Wahlkreis heißt jetzt 170 – siegt Erhard erneut klar, via Landesliste avanciert zudem der Sozialdemokrat Oskar Matzner (Neudörfel) zum Parlamentarier. Mit dem gleichen Ergebnis enden die Wahlen am 15. September 1957 bzw. 17. September 1961: Erhard schafft’s direkt, Matzner über den Umweg Landesliste.
Abelein folgt auf Erhard
1965 wird für Aalen und Heidenheim der neue Wahlkreis 174 gebildet, gleichzeitig wechselt das Personal. Während Erhard es vorzieht, in Ulm zu kandidieren, tritt an dessen alter Wirkungsstätte der gebürtige Stuttgarter Manfred Abelein für die CDU an. Er holt am 19. September das Direktmandat und wiederholt diesen Erfolg am 28. September 1969.
Erst nach dem 19. November 1972 gibt es wieder zwei Wahlkreisabgeordnete: Abelein sowie den Spd-politiker Frank Haenschke (Altenburg). Abelein verteidigt sein Mandat auch bei den Bundestagswahlen vom 3. Oktober 1976, 5. Oktober 1980, 6. März 1983 und 25. Januar 1987 souverän.
Torsten Lange (Drangstedt) von den Grünen, der 1983 im Wahlkreis Aalen-heidenheim erfolglos kandidiert hat, zieht 1985 aufgrund des damals von seiner Partei praktizierten Rotationsverfahrens für Christa Reetz in den Bundestag ein.
Am 2. Dezember 1990 beginnt dann eine neue Ära: Georg Brunnhuber (Oberkochen) erringt das Direktmandat, nachdem er sich zuvor bei der Nominierungsveranstaltung der CDU gegen Abelein durchgesetzt hat. Am 16. Oktober 1994, am 27. September 1998, am 22. September 2002 (jetzt bekommt der Wahlkreis die Nummer 271 verpasst) und am 18. September 2005 setzt sich Brunnhuber ebenfalls durch.
Wieder zwei Abgeordnete
1998 und 2002 sorgt die Sozialdemokratin Marga Elser (Lorch) über ihren Platz auf der Landesliste dafür, dass der Wahlkreis zusätzlich mit einer Frau im Parlament vertreten ist.
Ein neues Gesicht tritt am
27. September 2009 auf den Plan. Im nun so bezeichneten Wahlkreis 270 holt Roderich Kiesewetter (Pfullendorf) wie auch am
22. September 2013 das Direktmandat für die CDU. Die übrigen Parteien gehen leer aus – um am
24. September 2017 umso erfolgreicher zurückzukehren: Zwar landen Leni Breymaier (Ulm) von der SPD und die Grüne Margit Stumpp (Mengen) hinter Kiesewetter, gleichwohl sitzen auch sie seither im Bundestag. Erstmals ist Heidenheim dort also mit drei Abgeordneten vertreten.