Heidenheimer Zeitung

CDU holte stets das Direktmand­at

Acht Männer und drei Frauen haben bislang die Heidenheim­er im Parlament vertreten. Die nächste Möglichkei­t, etwas daran zu ändern, bietet sich am 26. September.

- Von Michael Brendel

Längst nicht alle politisch Interessie­rten werden mit dem Namen Ute Koczy etwas anzufangen wissen. Umgekehrt zeigte sie sich reichlich überrascht, als sie im Sommer 2012 im Gespräch mit der HZ erfuhr, dass es ihr als erster gebürtiger Heidenheim­erin gelungen war, ein Bundestags­mandat zu erringen. Wobei diese Feststellu­ng auch die männlichen Abgeordnet­en einschloss.

Die beiderseit­ige Unkenntnis mag daran liegen, dass

Koczy in Ostwestfal­en-lippe (Nordrhein-westfalen) kandidiert­e und dort zwei Mal über die Landeslist­e ins Parlament einzog. Von 2005 bis 2013 gehörte sie diesem an und war entwicklun­gspolitisc­he Sprecherin ihrer Partei.

Bei der Bundestags­wahl 2013 reichte ihr Listenplat­z dann nicht mehr aus. Gleiches gilt für 2017, und als sie drei Jahre später hätte nachrücken können, verzichtet­e sie zugunsten eines Parteifreu­ndes. Gleichwohl gilt nach wie vor: Niemand außer Koczy, der in Heidenheim zur Welt kam, gehörte bislang dem Deutschen Bundestag an.

Erste Wahl im August 1949

Wer hat die Stadt und den Kreis stattdesse­n zunächst in Bonn, anschließe­nd dann in Berlin vertreten? Der Blick reicht zurück bis zur ersten Bundestags­wahl am 14. August 1949. Damals bilden Stadt und Kreis Ulm sowie der Landkreis Heidenheim den Wahlkreis 8.

Das Direktmand­at sichert sich der in Fürth geborene Ludwig Erhard (CDU), erster Wirtschaft­sminister und zweiter Kanzler der bundesdeut­schen Nachkriegs­geschichte. Über die Spd-landeslist­e glückt auch Karl Mommer (Geburtsort: Wevelingho­ven)

der Sprung ins Parlament.

Am 6. September 1953 – der Wahlkreis heißt jetzt 170 – siegt Erhard erneut klar, via Landeslist­e avanciert zudem der Sozialdemo­krat Oskar Matzner (Neudörfel) zum Parlamenta­rier. Mit dem gleichen Ergebnis enden die Wahlen am 15. September 1957 bzw. 17. September 1961: Erhard schafft’s direkt, Matzner über den Umweg Landeslist­e.

Abelein folgt auf Erhard

1965 wird für Aalen und Heidenheim der neue Wahlkreis 174 gebildet, gleichzeit­ig wechselt das Personal. Während Erhard es vorzieht, in Ulm zu kandidiere­n, tritt an dessen alter Wirkungsst­ätte der gebürtige Stuttgarte­r Manfred Abelein für die CDU an. Er holt am 19. September das Direktmand­at und wiederholt diesen Erfolg am 28. September 1969.

Erst nach dem 19. November 1972 gibt es wieder zwei Wahlkreisa­bgeordnete: Abelein sowie den Spd-politiker Frank Haenschke (Altenburg). Abelein verteidigt sein Mandat auch bei den Bundestags­wahlen vom 3. Oktober 1976, 5. Oktober 1980, 6. März 1983 und 25. Januar 1987 souverän.

Torsten Lange (Drangstedt) von den Grünen, der 1983 im Wahlkreis Aalen-heidenheim erfolglos kandidiert hat, zieht 1985 aufgrund des damals von seiner Partei praktizier­ten Rotationsv­erfahrens für Christa Reetz in den Bundestag ein.

Am 2. Dezember 1990 beginnt dann eine neue Ära: Georg Brunnhuber (Oberkochen) erringt das Direktmand­at, nachdem er sich zuvor bei der Nominierun­gsveransta­ltung der CDU gegen Abelein durchgeset­zt hat. Am 16. Oktober 1994, am 27. September 1998, am 22. September 2002 (jetzt bekommt der Wahlkreis die Nummer 271 verpasst) und am 18. September 2005 setzt sich Brunnhuber ebenfalls durch.

Wieder zwei Abgeordnet­e

1998 und 2002 sorgt die Sozialdemo­kratin Marga Elser (Lorch) über ihren Platz auf der Landeslist­e dafür, dass der Wahlkreis zusätzlich mit einer Frau im Parlament vertreten ist.

Ein neues Gesicht tritt am

27. September 2009 auf den Plan. Im nun so bezeichnet­en Wahlkreis 270 holt Roderich Kiesewette­r (Pfullendor­f) wie auch am

22. September 2013 das Direktmand­at für die CDU. Die übrigen Parteien gehen leer aus – um am

24. September 2017 umso erfolgreic­her zurückzuke­hren: Zwar landen Leni Breymaier (Ulm) von der SPD und die Grüne Margit Stumpp (Mengen) hinter Kiesewette­r, gleichwohl sitzen auch sie seither im Bundestag. Erstmals ist Heidenheim dort also mit drei Abgeordnet­en vertreten.

 ?? Fotos: Archiv, privat, Fionn Große, Inga Haar, Jennifer Räpple ?? Die bisherigen Heidenheim­er Bundestags­abgeordnet­en. Obere Reihe von links: Ludwig Erhard, Karl Mommer, Oskar Matzner, Frank Haenschke. Mittlere Reihe von links: Manfred Abelein, Torsten Lange, Georg Brunnhuber, Marga Elser. Untere Reihe von links: Roderich Kiesewette­r, Leni Breymaier, Margit Stumpp sowie – außer Konkurrenz – Ute Koczy, die bislang einzige gebürtige Heidenheim­erin im Parlament.
Fotos: Archiv, privat, Fionn Große, Inga Haar, Jennifer Räpple Die bisherigen Heidenheim­er Bundestags­abgeordnet­en. Obere Reihe von links: Ludwig Erhard, Karl Mommer, Oskar Matzner, Frank Haenschke. Mittlere Reihe von links: Manfred Abelein, Torsten Lange, Georg Brunnhuber, Marga Elser. Untere Reihe von links: Roderich Kiesewette­r, Leni Breymaier, Margit Stumpp sowie – außer Konkurrenz – Ute Koczy, die bislang einzige gebürtige Heidenheim­erin im Parlament.

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