Liebe Zuneigung,
man kann bei der Herbrechtinger Bibrishalle von einer schrägen Sache sprechen, von einer sehr schrägen Sache sogar, wenn man die ganz aus dem Lot geratenen Stützen des Vordachs genauer betrachte. Diese ähneln sich wie Geschwister, sind aber wie diese doch nicht identisch. Entlang der 60 Meter breiten Fassade der Sport- und Mehrzweckhalle hat jede der 16 Stelen einen unterschiedlichen Anstellwinkel, so dass jede ein Unikat ist. Statisch sind sie natürlich allesamt so austariert, dass sie sicher die Last des Daches tragen und diese auf unterirdische Pfähle ableiten.
Schild und Stele haben Zuneigung zueinander gefasst.
Dass man sich als Betrachter sofort hingeneigt fühlt zur Halle, hat viel mit diesem Stützen-mikado zu tun. Dessen Neigung haben die Architekten noch als Muster für Folien genommen, welche auf die Glastüren am Eingang der Bibrishalle aufgezogen wurden, damit diese trotz ihrer Transparenz von Mensch und Tier besser erkannt werden.
Kennern des Umfelds der Bibrishalle wird nicht verborgen geblieben sein, dass bereits die in den 50er-jahren gebaute Oskar-mozer-halle schräge Elemente kennt und mit diesen weiterhin ihre neue Nachbarin grüßt. Das schmale obenliegende Fensterband der Oskar-mozer-halle wird von schrägen Hölzern markant gegliedert.
Schräges bietet auch die Oskar-mozer-hallle.
Dass nun aber neuerdings ein Straßenschild in diesem architektonischen Dialog eingegriffen hat, ist nochmals eine schräge Sache. Ohne äußere Not hat sich eine Tafel, die zum Achten der Vorfahrt auffordert, hin zur Bibrishalle und deren Säulen geneigt.
Gäbe es eine Seele in den Dingen, dann müsste man hier glatt von Zuneigung sprechen. Aber das liest Du ja eh nicht.