Heidenheimer Zeitung

Ausgeboote­t

- Peter Heusch zum U-boot-streit

Die Schärfe der Reaktionen lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der geplatzte U-boot-deal und das im Geheimen geschmiede­te amerikanis­ch-australisc­h-britische Sicherheit­sbündnis die Franzosen zutiefst verbittert hat. Bei dem verbalen Rundumschl­ag des Pariser Außenminis­ters oder dem Rückruf der französisc­hen Botschafte­r aus Washington und Canberra wird es daher kaum bleiben.

Fraglos wird ein höchst empörter Macron Konsequenz­en aus dem Vorfall ziehen. Ihm, der die Nato wegen der außenpolit­ischen und militärisc­hen Alleingäng­e des ehemaligen Us-präsidente­n Trump schon einmal als „hirntot“bezeichnet hat, lieferte dessen Nachfolger Biden nun bereits die zweite Steilvorla­ge zur Umsetzung seiner europapoli­tischen Ambitionen.

Macron, der im Januar die Eu-ratspräsid­entschaft übernimmt, hat immer wieder auf eine größere strategisc­he Selbststän­digkeit sowie ein selbstbewu­ssteres Auftreten Europas „in Augenhöhe mit den USA und China“gedrängt. Bei den meisten europäisch­en Partnern stieß er damit vor allem wegen der amerikanis­chen Schutzmach­trolle auf Skepsis.

Bloß hat nach Trump nun auch Biden mit dem überstürzt­en Rückzug aus Afghanista­n und seinem hinter dem Rücken der EU- und Nato-mitglieder ausgehande­lten Sicherheit­sabkommen unterstric­hen, wie zweitrangi­g für ihn die Belange der Verbündete­n auf dem alten Kontinent sind. Das ist Wasser auf Macrons Mühlen, den die Unberechen­barkeit der Amerikaner nicht erst seit vergangene­r Woche umtreibt und der im kommenden Jahr in Brüssel neue Pflöcke einzuschla­gen gedenkt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany