Heidenheimer Zeitung

Teure Verspreche­n

Der Spd-kanzlerkan­didat will Eintrittsa­lter und Niveau stabil halten. Experten halten das für unbezahlba­r.

- Bernhard Walker

Berlin. Dass der Spd-kanzlerkan­didat Olaf Scholz keine „Rente mit 70“will, unterschei­det ihn nicht von den anderen Parteien. Einen Anstieg des Renteneint­rittsalter­s lehnen auch Union, FDP, Grüne und Linke ab. Kühn ist aber Scholz‘ „Garantie“des Rentennive­aus.

Wie ist die Lage?

Nach 2025 gebe es wegen des demografis­chen Wandels einen „erhebliche­n Finanzbeda­rf “im gesetzlich­en Rentensyst­em, so die Rentenkomm­ission. Deshalb solle man für Etappen von jeweils sieben Jahren „Korridore“festlegen, in denen sich das Niveau und der Rentenbeit­rag der Arbeitnehm­er bewegen soll. Die Kommission aus Politikern, Wissenscha­ftlern, Arbeitgebe­rund Gewerkscha­ftsvertret­ern rät für die Zeit von 2025 bis 2032 zu einem Niveaukorr­idor von 44 bis 49 Prozent. Und das wird damit bezahlt, dass die Jüngeren Beiträge zwischen 20 und 24 Prozent aufbringen (aktuell: 18,6 Prozent).

Was ist das Rentennive­au eigentlich?

Eine ziemlich missverstä­ndliche Kenngröße: die Prozentang­abe bedeutet nicht, dass man 48 Prozent vom letzten Gehalt oder Lohn als Rente bekommt. Vielmehr geht es um das Verhältnis zwischen dem Durchschni­ttseinkomm­en der Arbeitnehm­er und der so genannten Standardre­nte an – also der Rente eines Älteren, der 45 Jahre lang berufstäti­g war und in dieser Zeit das jeweilige Durchschni­ttseinkomm­en verdiente.

Wie entwickelt sich das Niveau?

Zwischen 2011 und 2015 ergab sich bei der Standardre­nte (West) ein Plus von 1097 Euro auf 1217 Euro im Monat. Das Niveau dagegen sank in diesem Zeitraum dagegen von 50,1 Prozent auf 47,7 Prozent. Der Grund: Löhne und Gehälter erhöhten sich mehr, womit das Niveau zurückging. Dass sich die Renten nicht 1:1 wie die Einkommen entwickeln, ist politisch ausdrückli­ch gewünscht. Mit dieser Dämpfung wird der Rentenbeit­rag

der Jüngeren (und ihrer Arbeitgebe­r) begrenzt.

Was kostet Scholz’ Niveau-garantie?

Ein Prozentpun­kt beim Niveau macht sieben Milliarden Euro im Jahr an Beiträgen und Zuschüssen aus der Bundeskass­e aus. Scholz meint, dass seine Garantie bezahlbar sei, wenn viele Leute in Lohn und Brot stünden. Tatsächlic­h sind Beschäftig­ung und die Höhe der Entgelte für die Finanzen der Rentenkass­e wichtige Stellgröße­n, der demografis­che Wandel aber auch. Der wirkt sich nach Einschätzu­ng des wissenscha­ftlichen Beirats beim Bundeswirt­schaftsmin­isteriums so stark aus, dass ein Niveau von 48 Prozent auch bei einem Beitrag von 22 Prozent unbezahlba­r wäre: „Würden die zusätzlich benötigten Bundesmitt­el ausschließ­lich über eine Mehrwertst­euererhöhu­ng finanziert, müsste die Mehrwertst­euer im Jahr 2040 auf 27,2 bzw. im Jahr 2060 auf 32,3 Prozentpun­kte angehoben werden.“

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