Die Union zerlegt sich
Der Wahlsonntag wird spannend wie lange nicht, fast alles ist offen. Eines aber steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest: Der schwarze Balken von CDU/CSU wird nach unten rauschen. Die knapp 33 Prozent von 2017 – schon damals historisch schlecht – dürften für Kanzlerkandidat Armin Laschet unerreichbar sein. Wo genau der Unionspfeiler dann zum Halten kommt, ist allerdings entscheidend, nicht nur für das politische Überleben von Laschet, sondern auch für die mittlere Zukunft der Union. Nur im nicht sehr wahrscheinlichen, aber auch nicht ausgeschlossenen Fall, dass sich CDU und CSU doch noch an der SPD vorbei auf den ersten Platz schieben, dürften die Grundsatzfragen verschoben werden.
Für alle anderen Fälle laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Insbesondere die CSU lässt erstens keinen Zweifel daran, wem die Niederlage angehängt werden wird und tut zweitens schon alles dafür, den Notausgang für Laschet zu verstellen. Dieser Notausgang ist schwarz-grüngelb angemalt und soll genutzt werden, wenn die Union Wahlverlierer ist, aber trotzdem noch eine Koalitionsmehrheit zustande kriegen könnte.
Dass man in Bayern davon nichts wissen will, lässt sich nicht nur als weiterer Knüppelwurf zwischen Laschets Beine werten, sondern auch als taktisch geradezu geboten: Wer kurz vor der Wahl über irgendetwas anderes sinniert als über den Sieg, der hat eigentlich schon verloren. Gegen diese freundliche Interpretation spricht, dass Csu-generalsekretär Markus Blume schon über die „notwendigen Erkenntnisse und Erneuerungen“im Falle eines „schlechten Wahlergebnisses“sinniert. Die Union schaltet in den Zerlegungsmodus.