Liebe Freundlichkeit,
selbstverständlich sollen und wollen wir Dich in allen Deinen Formen preisen. Heute aber soll es um eine ganz spezielle Form der Freundlichkeit gehen, nämlich darum, nicht herablassend zu wirken.
Noch spezieller soll es dabei um eine Herablassung gehen, die man in unserer Gegend kennt, nicht aber in München oder Hamburg und nicht einmal in Berlin. Denn München ist München und Hamburg ist Hamburg. Niemand würde schreiben „In der bayerischen Hauptstadt München passierte gestern . . .“oder „Treffen wird man sich in Hamburg, einer Stadt an der Elbe“.
Man muss nun wissen, dass sehr, sehr viele Journalisten in Hamburg leben. Oder in München. Oder in Berlin. Dort feiern sie sich selbst ab, und wenn es dann jemals um Orte geht, an denen sie nicht leben, können die schon aus Prinzip nichts taugen. Dann werden Städten in der Berichterstattung komische kleine Zettel umgehängt. „In Heidenheim bei Ulm“heißt es dann, oder „im verschlafenen Städtchen Giengen an der Brenz“. Wie bitte? Würde jemand „im überteuerten Möchtegern-weltstädtchen München“schreiben?
Nein, das muss nicht sein. Nicht bei München und nicht bei Heidenheim. Man muss auch nicht sagen „Ich komme aus dem Schwäbischen“, wenn
Şevket man von hier kommt. Rapper Chefket (bürgerlich Dirican) sagt bis heute in jeder Fernsehshow ganz einfach, dass er aus Heidenheim kommt. Er versucht nicht, größer zu wirken, weil er seine Heimat kleiner macht. Er hat es nicht nötig.
Kommen wir zu Axel Hacke, unzweifelhaft einem der bekanntesten deutschen Kolumnisten. Der lebt in München, aber er schreibt gar nicht so. Im jüngsten Magazin der „Süddeutschen Zeitung“gibt er nebenbei preis, wohin ihn seine nächsten Reisen führen werden. „München“lesen wir, „Augsburg“und „Herbrechtingen“. Einfach so. Einfach Herbrechtingen, ohne herablassende Zusätze. Wie freundlich! Wir wollen uns revanchieren: Hacke liest am
28. September um 19 Uhr im Kloster Herbrechtingen. Er hat es sich redlich verdient.
Aber Ihr lest das ja wieder nicht.