850 gegen 40 Millionen
Trainer Nagelsmann weiß um die Überlegenheit seines Teams vor dem Aufeinandertreffen der Münchner mit der Spvgg Greuther Fürth.
Julian Nagelsmann lächelte, als es um die Gefahr ging, dass sein großer FC Bayern nach dem 7:0-Spektakel gegen den VFL Bochum die kleine Spvgg Greuther Fürth zu locker nehmen könnte. „Ich liebe diese Fragen“, entgegnete der 34-Jährige vor dem Fußball-duell mit einem Aufsteiger: „Wenn man dahin fährt und gewinnt, sagen alle, es ist normal. Wenn man verliert, heißt es, man hat den Gegner unterschätzt. Das ist sehr plakativ.“
In der öffentlichen Wahrnehmung geht es vor dem Duell am Freitag (20.30 UHR/DAZN) nur um die Frage, wie hoch die Münchner gewinnen. Für Nagelsmann spielen solche Gedanken keine Rolle: „Es gibt in jedem Spiel eine kleine Überschrift über dem taktischen Plan. Der war letzte Woche: Unser Ziel ist entscheidend. Und diese Woche lautet er: Unser Ziel ist entscheidend, Teil 2.“Einen Gegner zu unterschätzen, sei „sinnbefreit“.
Einen Heimsieg in der Bundesliga hat Fürth noch nie geschafft. Kaum vorstellbar, dass die Premiere ausgerechnet jetzt glücken sollte: Erster gegen Letzter, der beste Angriff gegen die schwächste Abwehr, ein Spieler-marktwert von geschätzten 850 Millionen Euro trifft auf ein Team, das 40 Millionen wert sein soll.
Die Franken kündigten an, dass sie kämpfen wollen. Mit hoher körperlicher Präsenz wolle man die großen Bayern „ärgern, um das Spiel so lange wie möglich offen zu halten“, sagte Trainer Stefan Leitl. Mit Freude und Mut wolle man spielen, sagte der in München geborene Leitl, der beim FC Bayern als Spieler ausgebildet und Profi wurde.
Serge Gnabry und Jamal Musiala sind zwar unter der Woche viel beachtet vom Trainingsplatz gehumpelt, spielen können sie trotzdem. Aber der FC Bayern scheint weiter auf Einkaufstour zu sein. Im Visier: Antonio Rüdiger. Nagelsmann drückte schon mal große Wertschätzung für den
Nationalspieler des FC Chelsea aus. „Er hat eine super Entwicklung genommen.“Zwar sei er kein Freund davon, über Spieler von anderen Vereinen zu sprechen, aber als „Fußballfan“spreche er über den Nationalspieler.
Lob gab es sogar für den Kollegen Thomas Tuchel, der habe Rüdiger „extrem gut angepackt“. Er sei auf dem Abstellgleis bei Chelsea gewesen, jetzt aber sicherlich einer der entscheidendsten Abwehrspieler. Rüdiger sei ein sehr guter Verteidiger, hob Nagelsmann hervor: „Ich finde es immer gut, wenn ein Spieler auch seiner Berufsbezeichnung gerecht wird, und das trifft beim Toni auf jeden Fall zu.“
Rüdiger ist Zukunftsmusik, Greuther Fürth die Gegenwart. Einen prominenten Daumendrücker wissen die Franken immerhin auf ihrer Seite: Ministerpräsident Markus Söder. Er wies darauf hin, dass „jeder fränkische Verein“gegen den FC Bayern über sich hinauswachse. Einem Teil der Vereins ist das schon mal eindrucksvoll gelungen: Am 14. August 1994 warf der TSV Vestenbergsgreuth die großen Bayern aus dem Dfb-pokal.