Kaymer kennt den Wind
Der Deutsche ist beim Ryder Cup dabei. Beim Duell Europa gegen die USA tritt er aber nicht selbst an, sondern gibt den Vize-kapitän.
Die Faszination des größten Golfspektakels der Welt, die Begeisterung für den Kampf der Kontinente – all das kennt Martin Kaymer. Die Besonderheit des Ryder Cups könne „man nicht beschreiben. Man muss vor Ort sein und es fühlen“, schwärmte der deutsche Profi, der in einer neuen Rolle mittendrin ist – als Vizekapitän des europäischen Teams.
Zwar wird Kaymer bei der 43. Auflage des prestigeträchtigen Duells mit den USA diesmal nicht den entscheidenden Putt lochen, mit seinen Ratschlägen, seinen Platzkenntnissen und seiner Erfahrung könnte der zweimalige Major-champion dennoch zu einem wichtigen Teil des Teams werden. Nicht umsonst begleitet der 36-Jährige aus Mettmann die Europäer in diesen Tagen bei der Mission Titelverteidigung.
Europa setzt auf Erfahrung
Auf dem Papier ist das europäische Team gegen die USA, die mit neun der elf weltbesten Golfer antreten, aber einmal mehr Außenseiter. „Alles spricht gegen uns“, sagte der Engländer Ian Poulter. Für Rory Mcilroy (Nordirland) wäre ein Erfolg gegen den scheinbar übermächtigen Gegner „gewaltig“, vergleichbar mit Europas Aufholjagd beim „Miracle of Medinah“vor neun Jahren. „Ich würde dieses Gefühl gerne noch einmal erleben“, sagte er.
Für die Europäer könnte ihre Erfahrung zum Trumpf werden, vor allem mit Blick auf die schwierigen Bedingungen und den Wind an der Küste des Lake Michigan. Das Us-team setzt mit sechs Ryder-cup-neulingen dagegen auf „viel Enthusiasmus und Energie“, wie Kapitän Steve Stricker betonte – und auf den Heimvorteil mit rund 40 000 Fans, die täglich erwartet werden.
Kaymer kennt die Atmosphäre. Auch deshalb ist er trotz wechselhafter Jahre, trotz des Wartens seit 2014 auf einen Turniersieg immerhin dabei. „Diese Nominierung sagt viel darüber aus, was der Kapitän und das gesamte Team über dich denken und wie sehr sie dich schätzen“, sagte Kaymer. Sein Wort hat Gewicht.
Kaymer gilt mit drei Erfolgen bei als Ryder-cup-experte. Dazu kennt er den Straits Course von Whistling Straits in Haven/wisconsin bestens, schließlich gewann er dort 2010 die US PGA Championship. Und er erlebte bereits magische Momente beim Ryder Cup – etwa 2012, als er den entscheidenden Putt zur erfolgreichen Titelverteidigung lochte.
„Diese Erleichterung, wie viel von mir abgefallen ist, das werde ich niemals bei irgendeinem Major haben“, sagte Kaymer, der mit solchen Erinnerungen auch für Motivation sorgen soll. Die Europäer „spielen beim Ryder Cup mit, weil es eine Ehre für uns ist, weil es einfach sehr emotional ist und Leidenschaft dabei ist. Es geht nur darum, den Amerikanern zu zeigen: Uns gibt es auch. Wir batteln uns gerne mit euch.“