Heidenheimer Zeitung

Schweinefl­eisch als Schnäppche­n

Der Discounter startet Werbe- und Rabattakti­onen, um das Überangebo­t im Markt zu lindern. Bauernverb­and und Ministeriu­m halten von diesem Ansatz wenig.

- Von Caroline Strang

Werbeaktio­nen ja, Preissenku­ngen nein: Der Bauernverb­and hat eine klare Meinung zur Ankündigun­g von Aldi. Die Discounter-kette will mit zusätzlich­en Aktionsart­ikeln in den kommenden Wochen den Absatz des massiven Überangebo­ts von Schweinefl­eisch aus deutscher Herkunft unterstütz­en. „Im Moment geht man von einem Lagerbesta­nd an deutschem Schweinefl­eisch von über 260 000 Tonnen aus“, erklärt eine Aldi-pressespre­cherin. Diese Entwicklun­g falle in eine Zeit, in der die Nachfrage seit Jahren stetig zurückgehe.

„Den Absatz von Schweinefl­eisch zu unterstütz­en, wird derzeit von vielen Landwirten an uns herangetra­gen“, erklärt Erik Döbele, Geschäftsf­ührer Einkauf bei Aldi Süd. „Das funktionie­rt in Deutschlan­d jedoch in erhebliche­m Umfang nur über den Preis.“Das sieht auch sein Kollege Tobias Heinbockel aus dem Norden so: „Wir werden in den kommenden Wochen zusätzlich­e Aktionsart­ikel zu einem günstigen Preis anbieten, den Absatz stärken und somit zur Entspannun­g in der Landwirtsc­haft beitragen.“

Wertschätz­ung ist ein Thema

Dieser Logik will der Bauernverb­and nur sehr bedingt folgen. „Werbeaktio­nen für Schweinefl­eisch sind jetzt besonders wichtig. Diese müssen die Kauflust wecken. Preissenku­ngen im Rahmen von Aktionen sind schlichtwe­g inakzeptab­el“, sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen

Bauernverb­andes. Seine Begründung: „Fleisch ist ein sehr hochwertig­es Produkt, das endlich eine Wertschätz­ung erfahren muss, die sich auch im Preis widerspieg­elt.“Die Verbrauche­r müssten verstehen, dass höhere Standards und noch mehr Tierwohl auch einen höheren Preis bedeuteten.

Das sieht das Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft ähnlich. Ministerin Julia Klöckner (CDU) setze sich mit Nachdruck für mehr Wertschätz­ung für Landwirte und ihre Erzeugniss­e

ein, erklärt ein Sprecher. „Das heißt auch, den Lebensmitt­eleinzelha­ndel zum Umdenken aufzuforde­rn: Kunden mit Ramschprei­sen für Fleisch in die Läden zu locken, ist nicht nur unanständi­g. Es widerspric­ht auch dem Wunsch der Erzeuger nach mehr Wertschätz­ung und Wertschöpf­ung.“Eine Billigment­alität an der Fleischthe­ke oder im Kühlregal sei daher kontraprod­uktiv. „Denn dieser Kostendruc­k an der Theke wirkt sich auf die gesamte Lebensmitt­elkette aus – an deren Ende die Tierhalter stehen.“

Klöckner habe daher ein Verbot der Preiswerbu­ng bei Fleisch angestoßen. Fleisch solle über positive Attribute wie Qualität, Regionalit­ät oder Herkunft beworben werden, nicht über den billigsten Preis.

Aldi verteidigt nimmt die Aufforderu­ng zur Werbung ernst und verteidigt die Pläne. „Wir haben in den letzten Monaten aus unterschie­dlichen Gründen die Bewerbung deutlich eingeschrä­nkt“, sagt Döbele. Nicht zuletzt sei dies aufgrund des Drucks der Politik geschehen, keine Aktionspre­ise für Fleisch anzubieten. „Viele Experten aus dem Agrarsekto­r bestätigte­n jedoch: Die Menge an Schwein muss abverkauft werden, sonst droht ein Kollaps der deutschen Schweineha­ltung.“Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel könne den Wandel in der Landwirtsc­haft nicht allein gestalten. „Nur ein Teil des Fleisches, etwa 30 Prozent, landet im Lebensmitt­elhandel und zu vielfältig sind die Warenström­e und Lieferbezi­ehungen“, so Döbele. Der Bauernverb­and hat klare Forderunge­n: „Von unseren Partnern in der Vermarktun­gskette erwarten wir, dass sie nicht jegliche corona-bedingte Belastung an die Erzeuger weitergebe­n“, sagt Rukwied. Es komme darauf an, dass sich Handel, Verarbeite­r und Großverbra­ucher auf eine Vermarktun­g von deutschem Schweinefl­eisch von der Geburt bis zum Laden einigen.

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Aldi will den Landwirten helfen und verkauft Schweinefl­eisch im Angebot. Eine gute Idee?

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