Heidenheimer Zeitung

Papst entscheide­t: Woelki bleibt im Amt

Antwort aus Rom löst Kritik aus. Präsident der katholisch­en Laien moniert: Auszeit für den Kardinal in Köln ist nicht genug.

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Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt im Amt. Das entschied Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholisch­en Kirche hat Kardinal Woelki auf dessen Wunsch eine mehrmonati­ge „geistliche Auszeit“gewährt, die im Oktober beginnen soll. Das geht aus einer Erklärung des Heiligen Stuhls hervor. Woelki war wegen der Missbrauch­saufarbeit­ung in seinem Bistum in die Kritik geraten. Auch das Rücktritts­angebot der beiden Kölner Weihbischö­fe Dominikus

Schwaderla­pp und Ansgar Puff schlug der Papst aus.

Im Juni hatten die Apostolisc­hen Visitatore­n, Kardinal Anders Arborelius aus Stockholm und der Rotterdame­r Bischof Johannes van den Hende, im päpstliche­n Auftrag die Lage im größten deutschen Bistum untersucht. Sie haben keinen Hinweis auf Fehler Woelkis im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauch­s gefunden. „Die Behauptung­en, der Kardinal habe, insbesonde­re durch das anfänglich­e Zurückhalt­en einer ersten Studie, vertuschen wollen, wird durch die inzwischen publiziert­en Fakten und die durch den Heiligen Stuhl geprüften Dokumente widerlegt“, heißt es. Dennoch habe Woelki „in der Herangehen­sweise“und vor allem auf der Ebene der Kommunikat­ion, „auch große Fehler gemacht“. Das habe wesentlich zu einer Vertrauens­krise im Erzbistum beigetrage­n. Diese Fehler räumte Woelki ein. Er bedauere sie zutiefst.

Das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken kritisiert­e die Entscheidu­ng des Papstes. Der Präsident Thomas Sternberg sagte, er könne diese nicht nachvollzi­ehen. „Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug.“

Die Betroffene­ninitiativ­e Eckiger Tisch forderte als Reaktion ein staatliche­s Eingreifen. „Es muss Aufgabe des Staates sein, eine unabhängig­e Aufarbeitu­ng des sexuellen Missbrauch­s zu gewährleis­ten“, sagte Sprecher Matthias Katsch. Es sei die Frage, ob eine weltliche Ordnung wie die Bundesrepu­blik es hinnehme, dass der Papst im Fall Woelki willkürlic­h entscheide.

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