Liebes Sammlerglück,
wie jede Spielart von Fortunas Gunst (Herrje, das klingt fast nach Klopstock) bist Du extrem launisch und das ganz besonders, wenn es um das Sammelglück in der Natur geht. Alle Obstgärtner (und alle ihre Bekannten und Verwandten) wissen, dass es entweder fast gar kein Obst gibt („Du willst EINEN GANZEN Apfel geschenkt? Bist Du IRRE?“) oder viel zu viel ( „Hallo! Ich habe Dir nochmal einen Container Zwetschgen vor die Garage gestellt. Gern geschehen!“).
Bekannt launisch ist das Sammlerglück auch bei den Pilzen. Nun war dieses Jahr mindestens ausreichend feucht, und nach allem, was wir wissen, sollten die Pilze . . . naja, wie die Pilze aus dem Boden schießen, oder?
Tatsächlich ist es aber eher übersichtlich, was man zurzeit in der Gegend sammeln kann. Es scheint, als gehe es den Pilzen wie den Obstbäumen: 2020 hat man sich enorm ins Zeug gelegt, dieses Jahr legt man mal die Füße hoch und erholt sich ein bisschen. Pilzflut? Nee, lass mal, vielleicht nächstes Jahr wieder.
Selbst todsichere Steinpilzreviere erscheinen einem heuer wie mykologische Wüsten, frustriert stapft man durchs Gehölz und kommt dennoch mit leeren Beuteln heim. Das Sammlerglück, es macht sich rar in diesem Jahr.
Nun geht es beim Pilzesammeln ja nur zum Teil um die Ernährung, ein anderes wichtiges Motiv ist das Jagdfieber, das Entdecken. Und zum Glück gibt es hier Alternativen. So wie zwischen Giengen und Oggenhausen, wo sich die Giengener beim Nordic Walking vergnügen, indem sie zügig mit Stöcken durch den Forst eilen – oder eifrig schwatzend schlendern und die Stöcke nur hinter sich herschleifen.
Dort haben gnädige Zeitgenossen entlang der Laufstrecke Dutzende niedlicher Steingesichter deponiert, die man aus der Ferne sogar mal für Pilze halten könnte. Essen kann man sie nicht, mitnehmen sollte man sie nicht. Und dennoch stellt sich ein wenig Sammlerglück ein am Kirnberg. Wir danken sehr herzlich, gerade heuer sind wir um jeden Stein-pilz dankbar. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.