Heidenheimer Zeitung

Die Qual der Wahl

- Thomas Zeller über die Wahl am Sonntag

Wir sind auf der Ziellinie. Die Wahlkämpfe­r der Parteien in unserem Wahlkreis Aalen-heidenheim sind der Erschöpfun­g nahe. Nach wochenlang­en Auftritten in Fußgängerz­onen, Wahlforen und Bürgerspre­chstunden sind mehr oder weniger alle froh, dass für sie dieser ganze Stress am Sonntag vorbei ist. Dann beginnt die Qual der Wahl für den Wähler.

Und die sind zurzeit noch ziemlich verunsiche­rt. Nach einer Umfrage aus der vergangene­n Woche wussten 40 Prozent von ihnen noch nicht, wem sie ihre Stimme geben sollten. Es bleibt also spannend. Orientieru­ng bieten dabei Angebote wie der Wahl-o-mat auf Hz.de oder eine Aufzeichnu­ng des Hz-wahlforums, bei dem die Direktkand­idaten der sechs großen Parteien über verschiede­ne Themen diskutiert haben.

Wer sich nicht informiert, kommt sonst zu Aussagen, wie sie uns in dieser Woche in einer anonymen Zuschrift erreicht hat. Darin heißt es, es sei egal, wer da in Berlin regiert. „Es gibt sowieso nur noch Sozialdemo­kraten - egal, wie sie sich nennen, in der CDU, FDP nur noch Mitte im Angebot und Kommuniste­n – im Orkus die Werte; arme Konservati­ve!“Wir erfahren: „Alles für die Katz’ mit dieser Politik in dieser Republik.“

Klar, das Spitzenper­sonal der Parteien kann einen schon mal zur Verzweiflu­ng treiben, etwa wenn der solide wirkende Armin Laschet zu wirklich seltsamen Gelegenhei­ten, etwa nachdem das Hochwasser Hunderte Häuser weggespült hat, einen

Lachanfall bekommt. Oder wenn Annalena Baerbock mit Faktensich­erheit glänzt, bis es um ihren Lebenslauf geht oder wenn der staatsmänn­isch auftretend­e Olaf Scholz bei dubiosen Entscheidu­ngen von Behörden, für die er verantwort­lich war, Gedächtnis­lücken hat.

Eines sei dem Briefeschr­eiber aber versichert, bei unseren lokalen Kandidaten gibt es diese Mankos nicht. Wie beim Hz-wahlforum in Heidenheim zu sehen war, stehen sie für ein großes demokratis­ches Meinungssp­ektrum. Nicht wählen zu gehen, wäre also eine faule Ausrede. Wer diesen Weg dennoch einschlägt, der gibt vor allem sich selbst auf und tut gerade so, als könne sich der Staatsbürg­er so einfach vom Staat lösen und nicht mehr Bürger sein.

Wir müssen uns klarmachen, dass es uns auch nach anderthalb Jahren Pandemie noch recht gut geht. Sonst könnten wir uns das Jammern und die dazugehöri­gen politische­n Jammerer gar nicht mehr leisten. Es mag sich etwas platt anhören, aber an diesem Sonntag wird über die Richtung der Bundesrepu­blik für die nächsten vier Jahre abgestimmt und daran sollte jeder Wähler Anteil nehmen. Also nutzen Sie bitte diese Chance und wählen einen Ihnen genehmen Kandidaten und die dazugehöri­ge Partei.

Thomas.zeller@hz.de

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