Die Qual der Wahl
Wir sind auf der Ziellinie. Die Wahlkämpfer der Parteien in unserem Wahlkreis Aalen-heidenheim sind der Erschöpfung nahe. Nach wochenlangen Auftritten in Fußgängerzonen, Wahlforen und Bürgersprechstunden sind mehr oder weniger alle froh, dass für sie dieser ganze Stress am Sonntag vorbei ist. Dann beginnt die Qual der Wahl für den Wähler.
Und die sind zurzeit noch ziemlich verunsichert. Nach einer Umfrage aus der vergangenen Woche wussten 40 Prozent von ihnen noch nicht, wem sie ihre Stimme geben sollten. Es bleibt also spannend. Orientierung bieten dabei Angebote wie der Wahl-o-mat auf Hz.de oder eine Aufzeichnung des Hz-wahlforums, bei dem die Direktkandidaten der sechs großen Parteien über verschiedene Themen diskutiert haben.
Wer sich nicht informiert, kommt sonst zu Aussagen, wie sie uns in dieser Woche in einer anonymen Zuschrift erreicht hat. Darin heißt es, es sei egal, wer da in Berlin regiert. „Es gibt sowieso nur noch Sozialdemokraten - egal, wie sie sich nennen, in der CDU, FDP nur noch Mitte im Angebot und Kommunisten – im Orkus die Werte; arme Konservative!“Wir erfahren: „Alles für die Katz’ mit dieser Politik in dieser Republik.“
Klar, das Spitzenpersonal der Parteien kann einen schon mal zur Verzweiflung treiben, etwa wenn der solide wirkende Armin Laschet zu wirklich seltsamen Gelegenheiten, etwa nachdem das Hochwasser Hunderte Häuser weggespült hat, einen
Lachanfall bekommt. Oder wenn Annalena Baerbock mit Faktensicherheit glänzt, bis es um ihren Lebenslauf geht oder wenn der staatsmännisch auftretende Olaf Scholz bei dubiosen Entscheidungen von Behörden, für die er verantwortlich war, Gedächtnislücken hat.
Eines sei dem Briefeschreiber aber versichert, bei unseren lokalen Kandidaten gibt es diese Mankos nicht. Wie beim Hz-wahlforum in Heidenheim zu sehen war, stehen sie für ein großes demokratisches Meinungsspektrum. Nicht wählen zu gehen, wäre also eine faule Ausrede. Wer diesen Weg dennoch einschlägt, der gibt vor allem sich selbst auf und tut gerade so, als könne sich der Staatsbürger so einfach vom Staat lösen und nicht mehr Bürger sein.
Wir müssen uns klarmachen, dass es uns auch nach anderthalb Jahren Pandemie noch recht gut geht. Sonst könnten wir uns das Jammern und die dazugehörigen politischen Jammerer gar nicht mehr leisten. Es mag sich etwas platt anhören, aber an diesem Sonntag wird über die Richtung der Bundesrepublik für die nächsten vier Jahre abgestimmt und daran sollte jeder Wähler Anteil nehmen. Also nutzen Sie bitte diese Chance und wählen einen Ihnen genehmen Kandidaten und die dazugehörige Partei.
Thomas.zeller@hz.de