So ist die Lage bei den Nachbarn
Ungeimpfte Klinikmitarbeiter, Aktionen von Querdenkern an Schulen und ein Pilotprojekt mit Lolli-tests. Was war sonst in der vergangenen Woche noch los in Heidenheims Nachbarkreisen? Ein Überblick.
Die Lage in den Kliniken ist ernst“, wird Prof. Ulrich Solzbach, der Vorstandsvorsitzende der Kliniken Ostalb, von der „Schwäbischen Post“zitiert. Natürlich ausgelöst durch Corona, aber vor allem aufgrund von Personalmangel. „Das geht an die Psyche aller Beteiligten.“Ja, es gebe auch Geimpfte im Krankenhaus, die an Corona erkrankt seien. Das seien aber vor allem Menschen mit Vorerkrankungen. Zwischen den Krankheitsverläufen von Geimpften und Ungeimpften würden Dimensionen liegen. Und obwohl jeder Mitarbeiter täglich sehen könnte, was dort geschieht, wenn man ungeimpft ist, seien noch immer 30 Prozent der Mitarbeiter nicht geimpft.
Vier Aktionen von Querdenkern an drei Gmünder Schulen haben am Mittwoch und Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Zwischen drei und zehn Personen demonstrierten laut einem Bericht der „Schwäbischen Post“gegen die Corona-maßnahmen. Initiator war Stefan Schmidt, Bundestagskandidat von „die Basis“im Wahlkreis Gmünd/backnang. Landrat Dr. Joachim Bläse kritisierte die Aktionen. Das Landratsamt habe an den Schulen über Impfungen informiert. „Völlig ohne Druck“seien Impfangebote gemacht worden. Es tue ihm „innerlich weh“, wenn er sich positionieren müsse, weil man damit die Demonstranten zu wichtig nehme. Auch die Schulleiter kritisierten die Demonstranten, die auch Grundschüler angesprochen hatten. Bei einer Aktion am Mittwoch hatten die Demonstranten auch „kurzzeitig“versucht, den Bus des Impfteams zu blockieren, so ein Polizeisprecher. Die Sieben-tage-inzidenz
lag im Ostalbkreis am Freitag bei 67,1 (Vorwoche: 66,8).
Aufatmen in Ulm: Es tut sich was in Sachen Tourismus, 2021 ist wieder etwas mehr Leben eingekehrt. So wurden im Juli mit rund 63 225 Übernachtungen 29,3 Prozent mehr gezählt als noch im Vorjahr, als das Coronavirus erstmals zugeschlagen hatte. Wie die „Südwest Presse“weiter berichtet, ist man von früheren Zahlen trotzdem noch weit entfernt. Im Juli 2019 etwa sei man auf 24,6 gekommen. Auf das gesamte Jahr gesehen, rechnet Wolfgang Dieterich, Geschäftsführer der Ulm/ Neu-ulm Touristik, mit einer ähnlich hohen Auslastung wie 2020. Für 2022 hoffe man wieder auf größere Veranstaltungen, Bustourismus und ausländische Gäste. Die Inzidenz liegt in Ulm derzeit bei 73 (93), im Alb-donaukreis bei 80 (66).
In Göppingen , wo die Inzidenz aktuell bei 59,9 liegt (93,9), steigen die Infektionszahlen bei schulpflichtigen Kindern seit Ende der Sommerferien rasant an. Nur wenige von ihnen erkranken allerdings schwer. Das berichtet die „Neue Württembergische Zeitung“mit Verweis auf Dr. Fabian Kaßberger, Facharzt für Kinderund Jugendmedizin und Chefarzt in der Klinik am Eichert. Von den insgesamt 40 jungen Patienten, die seit Beginn der Pandemie stationär in der Klinik behandelt wurden, mussten vier bis fünf auf die Intensivstation. Keines der Kinder sei gestorben. Long-covid-fälle bei Kindern sind dem Göppinger Gesundheitsamt nicht bekannt.
Auch in Bayern werden indes die Kapazitäten in den Impfzentren heruntergefahren. So wird im Kreis Dillingen nach der Schließung des bisherigen großen Impfzentrums in der Dreifachturnhalle ab Oktober nur noch von Dienstag bis Samstag im Foyer des Wertinger Hallenbads geimpft. Ab November nur noch samstags. Aufgrund der geringen Ärztedichte im Landkreis Dillingen hat das dortige Landratsamt allerdings eine zusätzliche Vereinbarung mit dem Betreiber des Impfzentrums getroffen. So sollen mobile Impfteams ab Oktober wechselnde Standorte im Landkreis anfahren. Dort kann man sich ohne vorherige Terminvereinbarung immunisieren lassen. Die niedergelassenen Ärzte begrüßen diesen Schritt, stellen aber infrage, „ob ein möglicher sehr hoher Bedarf an Drittimpfungen neben der Regelversorgung
und den bekannten Problemen eines Landkreises mit niedriger Arztdichte bei absehbaren Digitalisierungsproblemen durch die Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums in den Praxen dann problemlos abgedeckt werden kann“. Man hoffe daher, so Dr. med. Alexander Zaune, dass das staatliche Impfangebot bei Bedarf auch noch weiter nach oben angepasst werden kann. Die Inzidenz im Kreis Dillingen liegt derzeit bei 42,2 (48,4).
Im Donau-ries-kreis soll jetzt ein Pilotprojekt mit sogenannten Lolli-tests auf alle Kitas ausgeweitet werden. Bislang werden die Tests an zwei Kitas angeboten. Das Verfahren, bei dem die Kinder am Morgen vor dem Kita-besuch für kurze Zeit an einem
Lolli lutschen, bleibt auch weiterhin freiwillig. Landrat Stefan Rößle hofft allerdings auf rege Teilnahme, schließlich sei das Ziel die Früherkennung auch asymptomatischer Kinder. In den Seniorenheimen hingegen steht bereits die Frage nach Auffrischungsimpfungen im Raum. Nachdem sich in zwei Einrichtungen in Wemding und Rain mehrere bereits vollständig geimpfte Bewohner und Beschäftigte mit dem Coronavirus infiziert haben, zeigt sich nach Ansicht der stellvertretenden Leiterin des Gesundheitsamts Ana Valeria Martinez, „dass insbesondere für hochbetagte Personen, welche in Einrichtungen leben, Auffrischungsimpfungen sinnvoll erscheinen“. Alle Betroffenen wiesen allerdings keine bzw. sehr milde Symptome auf, es sei daher trotz Infektion von einem Impfschutz auszugehen. Die Inzidenz im Donau-ries: 78,2 (67).
In Bayern werden nun Pcr-pooltests für Grundschulklassen durchgeführt. Zwar müssen die Kinder damit keinen Selbsttest mehr machen, doch die Organisation dahinter ist laut der „Günzburger Zeitung“kein Kinderspiel. Thomas Schulze, Schulamtsdirektor vom Schulamt Krumbach, berichtete von einer riesigen Logistikleistung. Im Landkreis Günzburg gebe es aktuell etwa 4360 Grundschülerinnen und Grundschüler. Durch die zweimalige Testung bedeute das in der Woche demnach rund 8720 Tests. Aber: Die Pooltests bringen Vorteile mit sich: „Die Durchführung ist praktikabler“, sagt Schulze. Statt drei Mal in der Woche müsse dieser Test auch nur zwei Mal wöchentlich durchgeführt werden, erklärt er. Das Testen heißen allerdings nicht alle gut. Rund 30 Demonstrantinnen und Demonstranten forderten am Dienstag vor dem Schulamt Krumbach, dass die Maskenpflicht und das Testen an den Schulen aufgehoben werde. Die Sieben-tage-inzidenz lag im Kreis Günzburg am Freitag bei 69,9 (Vorwoche 55).