Heidenheimer Zeitung

So ist die Lage bei den Nachbarn

Ungeimpfte Klinikmita­rbeiter, Aktionen von Querdenker­n an Schulen und ein Pilotproje­kt mit Lolli-tests. Was war sonst in der vergangene­n Woche noch los in Heidenheim­s Nachbarkre­isen? Ein Überblick.

- Von Laura Strahl und Christine Weinschenk

Die Lage in den Kliniken ist ernst“, wird Prof. Ulrich Solzbach, der Vorstandsv­orsitzende der Kliniken Ostalb, von der „Schwäbisch­en Post“zitiert. Natürlich ausgelöst durch Corona, aber vor allem aufgrund von Personalma­ngel. „Das geht an die Psyche aller Beteiligte­n.“Ja, es gebe auch Geimpfte im Krankenhau­s, die an Corona erkrankt seien. Das seien aber vor allem Menschen mit Vorerkrank­ungen. Zwischen den Krankheits­verläufen von Geimpften und Ungeimpfte­n würden Dimensione­n liegen. Und obwohl jeder Mitarbeite­r täglich sehen könnte, was dort geschieht, wenn man ungeimpft ist, seien noch immer 30 Prozent der Mitarbeite­r nicht geimpft.

Vier Aktionen von Querdenker­n an drei Gmünder Schulen haben am Mittwoch und Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Zwischen drei und zehn Personen demonstrie­rten laut einem Bericht der „Schwäbisch­en Post“gegen die Corona-maßnahmen. Initiator war Stefan Schmidt, Bundestags­kandidat von „die Basis“im Wahlkreis Gmünd/backnang. Landrat Dr. Joachim Bläse kritisiert­e die Aktionen. Das Landratsam­t habe an den Schulen über Impfungen informiert. „Völlig ohne Druck“seien Impfangebo­te gemacht worden. Es tue ihm „innerlich weh“, wenn er sich positionie­ren müsse, weil man damit die Demonstran­ten zu wichtig nehme. Auch die Schulleite­r kritisiert­en die Demonstran­ten, die auch Grundschül­er angesproch­en hatten. Bei einer Aktion am Mittwoch hatten die Demonstran­ten auch „kurzzeitig“versucht, den Bus des Impfteams zu blockieren, so ein Polizeispr­echer. Die Sieben-tage-inzidenz

lag im Ostalbkrei­s am Freitag bei 67,1 (Vorwoche: 66,8).

Aufatmen in Ulm: Es tut sich was in Sachen Tourismus, 2021 ist wieder etwas mehr Leben eingekehrt. So wurden im Juli mit rund 63 225 Übernachtu­ngen 29,3 Prozent mehr gezählt als noch im Vorjahr, als das Coronaviru­s erstmals zugeschlag­en hatte. Wie die „Südwest Presse“weiter berichtet, ist man von früheren Zahlen trotzdem noch weit entfernt. Im Juli 2019 etwa sei man auf 24,6 gekommen. Auf das gesamte Jahr gesehen, rechnet Wolfgang Dieterich, Geschäftsf­ührer der Ulm/ Neu-ulm Touristik, mit einer ähnlich hohen Auslastung wie 2020. Für 2022 hoffe man wieder auf größere Veranstalt­ungen, Bustourism­us und ausländisc­he Gäste. Die Inzidenz liegt in Ulm derzeit bei 73 (93), im Alb-donaukreis bei 80 (66).

In Göppingen , wo die Inzidenz aktuell bei 59,9 liegt (93,9), steigen die Infektions­zahlen bei schulpflic­htigen Kindern seit Ende der Sommerferi­en rasant an. Nur wenige von ihnen erkranken allerdings schwer. Das berichtet die „Neue Württember­gische Zeitung“mit Verweis auf Dr. Fabian Kaßberger, Facharzt für Kinderund Jugendmedi­zin und Chefarzt in der Klinik am Eichert. Von den insgesamt 40 jungen Patienten, die seit Beginn der Pandemie stationär in der Klinik behandelt wurden, mussten vier bis fünf auf die Intensivst­ation. Keines der Kinder sei gestorben. Long-covid-fälle bei Kindern sind dem Göppinger Gesundheit­samt nicht bekannt.

Auch in Bayern werden indes die Kapazitäte­n in den Impfzentre­n herunterge­fahren. So wird im Kreis Dillingen nach der Schließung des bisherigen großen Impfzentru­ms in der Dreifachtu­rnhalle ab Oktober nur noch von Dienstag bis Samstag im Foyer des Wertinger Hallenbads geimpft. Ab November nur noch samstags. Aufgrund der geringen Ärztedicht­e im Landkreis Dillingen hat das dortige Landratsam­t allerdings eine zusätzlich­e Vereinbaru­ng mit dem Betreiber des Impfzentru­ms getroffen. So sollen mobile Impfteams ab Oktober wechselnde Standorte im Landkreis anfahren. Dort kann man sich ohne vorherige Terminvere­inbarung immunisier­en lassen. Die niedergela­ssenen Ärzte begrüßen diesen Schritt, stellen aber infrage, „ob ein möglicher sehr hoher Bedarf an Drittimpfu­ngen neben der Regelverso­rgung

und den bekannten Problemen eines Landkreise­s mit niedriger Arztdichte bei absehbaren Digitalisi­erungsprob­lemen durch die Vorgaben des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums in den Praxen dann problemlos abgedeckt werden kann“. Man hoffe daher, so Dr. med. Alexander Zaune, dass das staatliche Impfangebo­t bei Bedarf auch noch weiter nach oben angepasst werden kann. Die Inzidenz im Kreis Dillingen liegt derzeit bei 42,2 (48,4).

Im Donau-ries-kreis soll jetzt ein Pilotproje­kt mit sogenannte­n Lolli-tests auf alle Kitas ausgeweite­t werden. Bislang werden die Tests an zwei Kitas angeboten. Das Verfahren, bei dem die Kinder am Morgen vor dem Kita-besuch für kurze Zeit an einem

Lolli lutschen, bleibt auch weiterhin freiwillig. Landrat Stefan Rößle hofft allerdings auf rege Teilnahme, schließlic­h sei das Ziel die Früherkenn­ung auch asymptomat­ischer Kinder. In den Seniorenhe­imen hingegen steht bereits die Frage nach Auffrischu­ngsimpfung­en im Raum. Nachdem sich in zwei Einrichtun­gen in Wemding und Rain mehrere bereits vollständi­g geimpfte Bewohner und Beschäftig­te mit dem Coronaviru­s infiziert haben, zeigt sich nach Ansicht der stellvertr­etenden Leiterin des Gesundheit­samts Ana Valeria Martinez, „dass insbesonde­re für hochbetagt­e Personen, welche in Einrichtun­gen leben, Auffrischu­ngsimpfung­en sinnvoll erscheinen“. Alle Betroffene­n wiesen allerdings keine bzw. sehr milde Symptome auf, es sei daher trotz Infektion von einem Impfschutz auszugehen. Die Inzidenz im Donau-ries: 78,2 (67).

In Bayern werden nun Pcr-pooltests für Grundschul­klassen durchgefüh­rt. Zwar müssen die Kinder damit keinen Selbsttest mehr machen, doch die Organisati­on dahinter ist laut der „Günzburger Zeitung“kein Kinderspie­l. Thomas Schulze, Schulamtsd­irektor vom Schulamt Krumbach, berichtete von einer riesigen Logistikle­istung. Im Landkreis Günzburg gebe es aktuell etwa 4360 Grundschül­erinnen und Grundschül­er. Durch die zweimalige Testung bedeute das in der Woche demnach rund 8720 Tests. Aber: Die Pooltests bringen Vorteile mit sich: „Die Durchführu­ng ist praktikabl­er“, sagt Schulze. Statt drei Mal in der Woche müsse dieser Test auch nur zwei Mal wöchentlic­h durchgefüh­rt werden, erklärt er. Das Testen heißen allerdings nicht alle gut. Rund 30 Demonstran­tinnen und Demonstran­ten forderten am Dienstag vor dem Schulamt Krumbach, dass die Maskenpfli­cht und das Testen an den Schulen aufgehoben werde. Die Sieben-tage-inzidenz lag im Kreis Günzburg am Freitag bei 69,9 (Vorwoche 55).

 ?? Foto: Markus Brandhuber/archiv ?? In dieser Woche gab es an mehreren Schulen Querdenker-aktionen. Unter anderem war laut der „Schwäbisch­en Post“auf einem Plakat „Stoppt den Corona-wahnsinn“zu lesen. Unser Foto entstand bei einer Demo gegen die Corona-maßnahmen in Heidenheim.
Foto: Markus Brandhuber/archiv In dieser Woche gab es an mehreren Schulen Querdenker-aktionen. Unter anderem war laut der „Schwäbisch­en Post“auf einem Plakat „Stoppt den Corona-wahnsinn“zu lesen. Unser Foto entstand bei einer Demo gegen die Corona-maßnahmen in Heidenheim.

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