Heidenheimer Zeitung

Befunde ohne Belege

Drei pensionier­te Wissenscha­ftler stellen in Reutlingen vermeintli­che Belege für unerkannte Impftote vor. Kollegen halten die Thesen für nicht nachvollzi­ehbar.

- Von David Nau

Es ist eine Frage, mit der viele Emotionen verbunden sind: Wie häufig kommt es bei Corona-impfstoffe­n zu tödlichen Nebenwirku­ngen? Das für die Sicherheit von Impfstoffe­n zuständige Paul-ehrlich-institut veröffentl­ichte im August einen Sicherheit­sbericht, wonach Anfang August 43 Millionen Menschen in Deutschlan­d vollständi­g geimpft waren. 1254 Verdachtsf­älle von tödlichen Impfnebenw­irkungen meldeten Ärzte und Patienten, in lediglich 48 dieser Verdachtsf­älle hält das Institut einen ursächlich­en Zusammenha­ng mit der Impfung für möglich oder wahrschein­lich, darunter 31 Fälle von Thrombosen.

Für große Erregung in den sozialen Medien sorgt nun eine Pressekonf­erenz zweier pensionier­ter Pathologen und eines ehemaligen Professors für Elektrotec­hnik in Reutlingen, die davon ausgehen, dass es deutlich mehr unentdeckt­e Todesfälle gibt, die durch eine Corona-impfung ausgelöst wurden. Ein Mitschnitt der Pressekonf­erenz wird vor allem von Impfgegner­n und Kritikern der Corona-maßnahmen verbreitet. Hauptredne­r war Professor Arne Burkhardt, der früher Chefarzt der Pathologie der Kreisklini­ken in Reutlingen war, dort vor Jahren im Unfrieden ging und später als niedergela­ssener Pathologe arbeitete.

Burkhardt berichtete von zehn Verstorben­en, die bereits an anderen Orten obduziert worden waren und deren Todesursac­he er mithilfe von Gewebeprob­en nochmals untersucht hatte. Angehörige der Toten hatten sich an ihn gewandt, nachdem die ersten Gutachter keinen Zusammenha­ng zwischen Tod und Impfung festgestel­lt hatten. Über die Angehörige­n habe er dann auch die entspreche­nden Unterlagen und Gewebeprob­en erhalten, sagte Burkhardt auf Nachfrage dieser Zeitung. Unklar blieb, ob er weitere Informatio­nen etwa zu Vorerkrank­ungen oder genaueren Todesumstä­nden erfahren hatte. Aus einer Präsentati­on seiner Ergebnisse geht hervor, dass es sich um Menschen zwischen 54 und 95 Jahren handelte, die zwischen 8 Tagen und sechs Monaten nach der Impfung starben.

Scharfe Kritik vom Fachverban­d

Burkhardt und seine Kollegen gehen davon aus, dass in sieben der zehn untersucht­en Fälle die Impfung eine sehr wahrschein­liche oder wahrschein­liche Todesursac­he gewesen sei. Besonders in Herzmuskel­zellen will Burkhardt massive Anzeichen für Entzündung­en ausgemacht haben.

Deutliche Kritik an den Ergebnisse­n und der Art der Präsentati­on bekommen die Pathologen von ihren Fachkolleg­en. Die Deutsche Gesellscha­ft für Pathologie distanzier­t sich in einer Mitteilung scharf. Es handle sich bei den Aussagen um „persönlich­e Meinungsäu­ßerungen“und nicht um die Position der deutschen Pathologen. Zudem seien die präsentier­ten Daten „nicht wissenscha­ftlich fundiert.“

Auch Dr. Hans Bösmüller, geschäftsf­ührender Oberarzt der Pathologie am Unikliniku­m Tübingen kritisiert die Aussagen von Burkhardt. Dessen Schussfolg­erungen seien „nicht nachvollzi­ehbar“. „Wenn man Gewebeprob­en älterer Menschen untersucht, wird man immer Veränderun­gen finden, das bringt das Alter einfach mit sich“, sagt der Mediziner. Besonders gut sei das am auch von Burkhardt verwendete­n Beispiel des Herzmuskel­s untersucht: „Wenn ich Herzmuskel­proben untersuche, finde ich bei zehn Prozent der Patienten akute Entzündung­serscheinu­ngen und bei weiteren zehn Prozent chronische Entzündung­serscheinu­ngen, ohne dass die Patienten Symptome zeigen.“

Entscheide­nd dafür, ob tödliche Impfnebenw­irkungen vorliegen oder nicht, ist aber die Frage, ob die festgestel­lten Veränderun­gen auch wirklich ursächlich auf die Impfung zurückzufü­hren sind – und nicht etwa schon vorher vorlagen. Diesen Nachweis blieben Burkhardt und seine Kollegen schuldig. Der Pathologe sagte selbst, man müsse jetzt weitere Untersuchu­ngen anstellen, damit diese Verbindung belegt werden könne. „Es fehlen noch ein paar Beweisstüc­ke“, sagte Burkhardt dieser Zeitung. Veröffentl­ichen habe er seine ersten

Ergebnisse aber trotzdem wollen: „Wenn man in ein Peer-review-verfahren eintritt, dauert das Jahre. Das war bei solch dramatisch­en Befunden nicht möglich“, argumentie­rt Burkhardt.

Warnung vor falschen Schlüssen

Mit Blick auf die Schlussfol­gerung, dass sieben der zehn untersucht­en Fälle wahrschein­lich oder sehr wahrschein­lich an Impfnebenw­irkungen gestorben seien, warnt Pathologe Bösmüller deshalb vor falschen Schlüssen: „Man muss sehr aufpassen, dass man nicht etwas beschreibt, das statistisc­h ohnehin zu erwarten gewesen wäre.“Das sieht auch Professor Falko Fend so, der ärztlicher Direktor des Tübinger Pathologie-instituts ist. „Man müsste eigentlich auch Proben von gleichaltr­igen Nichtgeimp­ften nehmen und schauen, wie häufig man diese Veränderun­gen auch dort findet“, erklärt er.

Die Tübinger Pathologen haben selbst 13 Tote untersucht und obduziert, bei denen der Verdacht bestand, dass der Tod in Verbindung mit der Corona-impfung steht. Nur in einem Fall ließ sich ein Zusammenha­ng feststelle­n.

Kritisch sehen die Tübinger Pathologen auch, dass ihre Kollegen in den Impfstoffe­n gefundene Partikel, etwa Aluminium, als Verunreini­gungen bezeichnen. Es sei überhaupt nicht verwunderl­ich, dass nach einer Impfung auch Mikroparti­kel von Aluminium, Kalzium oder Natrium zu finden seien, erklärt Bösmüller. Bei vielen Impfungen würden solche Partikel bewusst eingesetzt, um die erwünschte Immunreakt­ion an bestimmten Stellen zu steuern.

 ?? Foto: Wolfgang Kumm/dpa ?? Verursache­n die Corona-impfstoffe häufiger tödliche Nebenwirku­ngen als bislang gedacht? Diese These stellen drei Wissenscha­ftler in Reutlingen auf – und ernten scharfe Kritik.
Foto: Wolfgang Kumm/dpa Verursache­n die Corona-impfstoffe häufiger tödliche Nebenwirku­ngen als bislang gedacht? Diese These stellen drei Wissenscha­ftler in Reutlingen auf – und ernten scharfe Kritik.

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