Deutsche Firmen drängen an die Börse
22 Unternehmen haben bis jetzt den Sprung aufs Parkett gewagt. So viele Neulinge gab es zuletzt 2001.
Frankfurt/main. „Im bisherigen Jahresverlauf verzeichneten wir in Deutschland das höchste Emissionsvolumen seit 20 Jahren – und weitere Börsenkandidaten sind in der Pipeline“, sagt Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO (IPO steht für Initial Public Offering, der englische Begriff für Börsengänge) bei der Unternehmensberatung EY. Das sind so viele wie zuletzt 2001. Nach wie vor sei sehr viel Geld unterwegs, das angesichts der weiter niedrigen Zinsen nach Anlagemöglichkeiten suche, sagte Steinbach bei der Vorstellung der Neun-monats-analyse zum Ipomarkt. Insgesamt kamen in diesem Jahr 22 deutsche Unternehmen neu an den Aktienmarkt, daneben wurde drei SPAC, sogenannte Börsenhüllen platziert, die Unternehmen nutzen können. Insgesamt nahmen die Firmen durch die Börsengänge mehr als 8,2 Milliarden Euro ein.
Der größte IPO hierzulande war der des Funkmasten-betreibers Vantage Towers, der im März 2,2 Milliarden Euro einspielte. Dahinter rangiert der Online-gebrauchtwagenhändler Auto 1, der im Februar 1,8 Milliarden Euro erlöste. Die Softwarefirma SUSE kam auf 1,1 Milliarden Euro. Daneben wagten sich unter anderem die Textilfirma About You, der Labordienstleister Synlab, der Tastatur-hersteller Cherry, der Brillenanbieter Mister Spex und mit Bike24 das erste Fahrrad-unternehmen an die Börse. Fünf Unternehmen zogen den IPO an einer ausländischen Börse vor – in den USA, in Oslo und in Wien. Rechnet man diese dazu, erhöhte sich der Emissionserlös nach Angaben von EY auf 11,6 Milliarden Dollar.
„Die Ipo-aktivität deutscher Unternehmen hat sich auch im dritten Quartal mit fünf Börsengängen positiv entwickelt. Für das vierte Quartal stehen einige Börsenaspiranten in den Startlöchern, so dass wir auf bis zu 25 Börsenneulingen kommen könnten“, sagt Steinbach. „2021 wird damit in jedem Fall ein sehr starker Ipo-jahrgang“. Zu den Kandidaten zählen unter anderem der Online-sprachkursanbieter Babbel, die Müsli-firma Mymuesli, das Logistik-unternehmen TransO-flex sowie als Abspaltung Daimler Truck.
Weltweit zählte EY allein von Anfang Juli bis Ende September 547 Unternehmen, die neu an die Börse gekommen sind. Das war knapp ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Firmen erlösten insgesamt rund 106 Milliarden Dollar. Die meisten IPO gab es mit 151 in China, in den USA waren es 105, in Europa 85 und damit mehr als doppelt so viele wie vor Jahresfrist mit damals 37.