23 000 Euro zur Volljährigkeit
Geld für ein Neugeborenes anlegen, hat Tradition. Dabei ist die Anlageform entscheidend, sagen Verbraucherschützer. Die wichtigsten Tipps.
Wer 18 Jahre alt wird, ist meist glücklich. Endlich machen, wonach einem der Kopf steht und niemand kann einem reinreden. Wenn dann noch Oma und Opa oder die Eltern mit einem Geldgeschenk ankommen, steigt die Freude ins schier Unermessliche. In vielen Familien ist es üblich, zur Geburt eines Kindes eine Geldanlage zu starten. 50 Euro jeden Monat gespart, bringen laut „Finanztest“bei einer durchschnittlichen Etf-sparplanrendite von 7,8 Prozent in 18 Jahren immerhin 23 000 Euro ein. Das reicht für den Führerschein und ein gebrauchtes Auto.
Es können auch weniger sein, ein Börsen-sparplan schwankt zwischen 10 000 und 50 000 Euro bis zur Volljährigkeit. Die von der Stiftung Warentest bevorzugten ETF setzen nicht auf einzelne Aktien, sondern bilden Börsenindizes nach. Weil sie relativ sicher sind, nicht viel kosten und höhere Erträge als Festgeld versprechen, werden sie weltweit immer beliebter.
Haben die Großeltern auf das gute alte Sparbuch gesetzt, fließt angesichts des nun schon länger anhaltenden Niedrig- und Negativzinses vermutlich wesentlich weniger in die Taschen des 18-Jährigen. Auch bei Festgeld sind die Zinsen eher dürftig und liegen im Promillebereich. Ausnahme sind laut „Finanztest“Girokonten für
Kinder und Jugendliche, die 30 Banken in der Untersuchung zwischen 1 und 3 Prozent pro Jahr bedienen. Dabei ist die Summe jedoch oft gedeckelt, bei der Sparkasse Holstein und der Volksbank
Dresden-bautzen etwa bei maximal 500 Euro. Die Sparkasse Hochsauerland bietet 8 Prozent – aber nur bis zu einer Einzahlung von 300 Euro im Jahr.
Als Alternative zu Aktien ist auch ein Banksparplan möglich, der allerdings auch kein Renditeknüller ist: Die Denizbank aus Wien verspricht mit einer Rate ab 50 Euro und einer Laufzeit zwischen 5 und 10 Jahren eine Mindestrendite von 1 Prozent.
Für gänzlich ungeeignet halten die Verbraucherschützer dagegen Kombiversicherungen. Diese würden als Rundum-sorglos-pakete zur Geburt eines Kindes aufgeschwatzt und sollen vor jedem Lebensrisiko wie Unfall, Krankheit und Berufsunfähigkeit ein bisschen schützen und nebenbei noch Geld für die Ausbildung ansammeln. Sie seien aber unflexibel und fast immer zu teuer: „Eltern
schließen besser eine Risikolebensversicherung ab, die dem Kind zugutekommt, falls ihnen etwas zustößt.“Private Rentenversicherungen sind für Verbraucherschützer „definitiv nicht die erste Wahl“. Auch von Bausparverträgen und Goldkonten halten sie wenig.
ETF sind also das Mittel der Wahl. Oliver Maier, Geschäftsführer Verivox Finanzvergleich, bestätigt dies: „Die meisten aktiv gemanagten Fonds hinken ihren Vergleichsindizes hinterher. Passiv verwaltete ETF sind außerdem günstiger und deshalb oft die bessere Wahl.“Wer das Kindergeld konsequent in einen Indexfonds einzahlt, kann seinem Kind zum 21. Geburtstag möglicherweise mehr als 10 000 Euro übergeben. ETF bieten sich nicht nur bei einer immer wiederkehrenden Einzahlung an, sondern auch als Einmalanlage im Mix mit einer Zinsanlage.
Ein Kriterium bei der Auswahl sollte die Höhe der Kosten für die Ausführung der Sparpläne sein. Bei 19 von „Finanztest“untersuchten Anbietern lagen sie zwischen 1,20 und 33 Euro im Jahr. Angebote von DWS, Flatex und ING waren kostenlos. Fonds, die jährliche Erträge automatisch wieder anlegen (thesaurierend), sind gegenüber denen zu bevorzugen, die Geld nur ausschütten. Anbieter haben immer wieder kostenlose oder preiswertere Sparpläne im Angebot.
Prinzipiell sollten sich Eltern oder Verwandte überlegen, ob sie das Konto auf den Namen des Kindes oder ihren eigenen abschließen. Konten für Minderjährige müssen immer von Eltern eröffnet werden, Großeltern lassen sich bevollmächtigen. Läuft das Konto auf das Kind, kann es mit 18 Jahren damit machen, was es will – und es auch im Luxusurlaub verprassen. Kinderkonten können sich steuerlich lohnen, wenn diese den Sparerpauschbetrag überschreiten, dann lässt sich eine Nichtveranlagungsbescheinigung beim Finanzamt beantragen. Greifen Eltern auf das Geld eines Kindes zu, fallen möglicherweise nachträglich Steuern an.
Sparpläne, die Börsenindizes nachbilden, bieten weiterhin gute Renditechancen.