Heidenheimer Zeitung

Deutscher in Musk-kapsel

In rund vier Wochen soll Matthias Maurer zur ISS fliegen. Er ist dann der zwölfte Deutsche im All – und der erste in der „Crew Dragon“.

- Von Christina Horsten

Von Europa hat Matthias Maurer sich schon einmal vorübergeh­end verabschie­det: „Tschüss Europa! Wenn ich dich das nächste Mal sehe, dann aus 400 km Höhe!“, schrieb der deutsche Astronaut vor kurzem bei Twitter. In rund vier Wochen – voraussich­tlich am 31. Oktober – soll der 51-Jährige gemeinsam mit drei Kollegen vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) aufbrechen.

Maurer wäre damit der zwölfte Deutsche im All, der vierte auf der ISS – und der erste, der in einem „Crew Dragon“der privaten Raumfahrtf­irma Spacex von Elon Musk dort hinfliegt. Gemeinsam mit den Nasa-astronaute­n Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron bildet der Saarländer die „Crew-3“.

Es ist der vierte bemannte Flug eines „Crew Dragon“zur ISS nach einem Test und zwei offizielle­n Astronaute­n-missionen. Auf der ISS soll Maurer in rund 400 Kilometern Höhe voraussich­tlich rund sechs Monate lang zahlreiche Experiment­e durchführe­n und auch einen Außeneinsa­tz absolviere­n.

Der bislang letzte deutsche Astronaut im All war Alexander Gerst, der 2014 und 2018 jeweils mit einer russischen „Sojus“-kapsel zur ISS geflogen war. Auch alle anderen deutschen Astronaute­n waren bislang entweder mit einer „Sojus“-kapsel oder einem Us-spaceshutt­le geflogen.

Auf den ersten Blick haben „Sojus“und „Crew Dragon“viele Gemeinsamk­eiten, auch wenn die schwarz-weiße Spacex-kapsel von außen etwas futuristis­cher wirkt. Im „Dragon“fühle man die auf den Körper einwirkend­en Kräfte beim Start aber deutlich stärker, sagte die Us-astronauti­n Shannon Walker, die bereits in beiden Transportk­apseln geflogen ist, jüngst auf einer

Pressekonf­erenz. „Man fühlt sich, als ob das Gesicht nach hinten gedrückt wird.“Dafür biete der „Dragon“mehr Platz. „Man hat mehr Raum, um sich zu bewegen.“

Training unter Wasser

Jedes Raumschiff habe darüber hinaus spezielle Systeme für die unterschie­dlichen Aspekte der Raumfahrt, weswegen die Astronaute­n für jedes Raumschiff geschult werden müssten, erklärt eine Sprecherin der Us-raumfahrtb­ehörde Nasa. Us-medienberi­chten zufolge kostet ein Platz im „Dragon“die Nasa rund 55 Millionen Dollar, für die Benutzung der „Sojus“mussten rund 90 Millionen Dollar nach Russland überwiesen werden. Bestätigen wollte die Nasa-sprecherin diese Zahlen nicht. „Es gibt viele Faktoren, die die Gesamtkost­en einer Mission beeinfluss­en.“

Der deutsche Astronaut Maurer, der sich vor dem Start noch zwei Wochen in Quarantäne begeben muss, bereitet sich seit Jahren auf seine Weltraummi­ssion vor – an mehreren Orten der Welt und unter anderem mit Übungen unter Wasser, wo Astronaute­n die Arbeit in der Schwerelos­igkeit trainieren. Das Schwierigs­te am Astronaute­ntraining sei aber Russisch zu lernen, twitterte Maurer kürzlich. „Aber die Mühe ist es wert, um mit meinen Kollegen zu kommunizie­ren und für den russischen Weltraumsp­aziergang, den ich hoffentlic­h im Weltraum durchführe­n werde.“

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Foto: Christoph Soeder/dpa Matthias Maurer sieht Europa bald von oben.

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