Heidenheimer Zeitung

Vögel unter scharfer Beobachtun­g

Ziehen Storch, Star und Co. noch in den Süden? Beim „Birdwatch-wochenende“wird das geprüft.

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Stuttgart. Zum Höhepunkt des Vogelzugs über Deutschlan­d werden am Wochenende viele Blicke gen Himmel gerichtet sein: Zahlreiche Naturschut­zverbände laden zum „European Birdwatch“am Samstag und Sonntag in ganz Süddeutsch­land ein, um die Vögel bei Exkursione­n oder privat zu beobachten und zu melden. Dabei geht es auch um die Frage, wie der Klimawande­l die Reise von Millionen Vögeln in den Süden beeinfluss­t. Das Interesse an den Angeboten ist groß.

„Zugvögel werden zunehmend von den Klimaverän­derungen beeinfluss­t“, sagt der Vogelschut­zexperte des Naturschut­zbundes (Nabu) Baden-württember­g, Stefan Bosch. „Manche Störche, Mönchsgras­mücken und Stare – eigentlich allesamt Zugvögel – ziehen wegen milder Winter gar nicht mehr weg.“Man sei „gespannt“, ob diese Arten, „die eigentlich schon längst weggezogen sein müssten“, am Wochenende vermehrt gesichtet würden.

Das Interesse an der Vogelbeoba­chtung sei während der Corona-pandemie gestiegen, haben der Nabu Baden-württember­g und der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) in Bayern beobachtet. „Das Interesse am Erkunden der Natur hat während der Pandemie zugenommen“, sagt Bosch. „Auch bei den Garten- und Wintervoge­lzählungen hatten wir mehr Teilnehmer.“Dennoch gebe es dieses Jahr weniger Exkursione­n für Vogelbeoba­chter, sagt eine Nabu-sprecherin. „Viele Vereine sind wegen Corona noch etwas zurückhalt­end.“

Ähnlich ist die Situation im Nachbarlan­d Bayern: „Das Interesse an Natur und Vogelbeoba­chtungen ist unserer Erfahrung nach während Corona-bedingter Einschränk­ungen gestiegen“, sagt die Lbv-biologin Angelika Nelson. „Exkursione­n allerdings konnten lange Zeit nicht angeboten werden, daher haben einige Leute selbst Vogelbeoba­chtung als Hobby begonnen, und mit Hilfe von Vogelbesti­mmungsbüch­ern unsere heimische Vogelwelt kennengele­rnt.“

Speziell für junge Interessie­rte hat der Nabu Baden-württember­g am Wochenende erstmals einen „Birdersday“am Bodensee organisier­t. Nach Angaben einer Nabu-sprecherin sind ein Großteil der 40 Plätze für die Exkursion im Wollmating­er Ried belegt. Wer keinen Platz bekommen hat, kann am Bodensee dennoch auf einige Sichtungen hoffen. Die Region ist nach Nabu-angaben eine „wichtige Drehscheib­e des internatio­nalen Vogelzugs“.

Der „European Birdwatch“ist nach Angaben des Veranstalt­ers „Birdlife Internatio­nal“die weltweit größte Aktion zur Vogelbeoba­chtung und findet seit 1993 jährlich statt. Im vergangene­n Jahr machten demnach fast 24 000 Vogelbeoba­chter mit. In diesem Jahr nehmen den Angaben zufolge Organisati­onen in 28 europäisch­en Staaten teil.

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Stare sollten sich bereits auf dem Weg in den Süden befinden.

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