Heidenheimer Zeitung

Land plant Empfang für Rückkehrer aus Afghanista­n

Ein „Ehrenzeich­en“nach dem Vorbild Bayerns will die grün-schwarze Regierung den Soldaten nicht verleihen.

- Von Theo Westermann

Eigentlich blickt die Landespoli­tik mit einer gewissen Bewunderun­g in den benachbart­en Freistaat Bayern, das Verhältnis von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) zum Amtskolleg­en Markus Söder (CSU) hat sich stark verbessert. In einem Punkt will man dem Nachbarn allerdings nicht nacheifern – und zwar, wenn es um die Ehrung von Soldaten geht, die aus dem Auslandsei­nsatz zurückkehr­en. Das neue „Gesetz über die Ehrenzeich­en des Bayerische­n Ministerpr­äsidenten für Verdienste im Ehrenamt und im Auslandsei­nsatz“vom 19. Februar 2021 soll keine Blaupause für Baden-württember­g sein.

Gefragt hatte die Afd-fraktion im Landtag, ob „auch Badenwürtt­emberg eigene Pläne verfolgt, analog zur bayerische­n Praxis ein Auslandsei­nsatz-ehrenzeich­en zu stiften und welche Regularien und welchen zeitlichen Rahmen sie gegebenenf­alls für die Stiftung eines Auslandsei­nsatz-ehrenzeich­ens für Bundeswehr­soldaten und gegebenenf­alls auch für die Auslandsei­nsätze von weiteren Behörden und Organisati­onen mit Sicherheit­saufgaben vorsieht“.

In der Bayerische­n Staatskanz­lei hatte Markus Söder Mitte Juli speziell Soldaten des zurückgeke­hrten Afghanista­ns-kontingent­s mit diesem Ehrenzeich­en ausgezeich­net. Dieses hat unter den Ehrenzeich­en des Landes keine Entsprechu­ng mit dienstlich-militärisc­hem Bezug, stellt die AFD fest, womit sie im Prinzip recht hat. Notwendig sei aber ein „öffentlich­es und eindeutige­s Bekenntnis“zu den Soldaten, so die AFD.

Die Antwort von Staats- und Innenminis­terium: Solche Planungen gibt es nicht. Man sehe ein derart spezielles Ehrenzeich­en als „entbehrlic­h“an, dies mit Blick auf die hoch differenzi­erten Ehrenzeich­en und Einsatzmed­aillen

der Bundeswehr, aber auch wegen den Auszeichnu­ngen des Landes (Ehrennadel, Staufermed­aille, Verdiensto­rden) selbst.

Keine Munition für die AFD

Mit ihrer Antwort will die Landesregi­erung der AFD erkennbar keine politische Munition liefern: Das Bemühen, nicht in die Ecke gestellt zu werden, die Bundeswehr womöglich nicht genügend zu würdigen, ist im Text offensicht­lich. Die grün-schwarze Regierung betont die Wertschätz­ung für die Bundeswehr. So seien unter den vom Land Geehrten immer wieder aktive Soldaten oder Reserviste­n, auch nach Auslandsei­nsätzen, heißt es.

Zudem wird an das 2016 gestiftete Bevölkerun­gsschutz-ehrenzeich­en des Landes erinnert, auch hier befinden sich immer wieder Soldaten und Reserviste­n unter den Geehrten, möglich sei diese Verleihung auch für Auslandsei­nsätze. Aufgezählt werden fürderhin die guten Kontakte zur Bundeswehr und regelmäßig­en Empfänge für Bundeswehr und die befreundet­en Streitkräf­te im Land. Auch die Fregatte „Baden-württember­g“dient als Beleg. Im Dezember 2012 wurde das neue Kriegsschi­ff übrigens von Ministerpr­äsidenteng­attin Gerlinde Kretschman­n auf diesen Namen getauft.

In einem Punkt war man in Stuttgart dann allerdings doch ganz nah bei Markus Söder: Auch die Landesregi­erung in Stuttgart plante einen Empfang speziell für zurückgeke­hrte Soldaten aus Afghanista­n. Allerdings musste das für den 1. September 2021 geplante Event durch Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) abgeblasen werden. Der aktuelle Einsatz der Bundeswehr ab Ende August bei der Luftbrücke nach dem Fall von Kabul ließ die Pläne zunächst platzen. Er sei aber „auf einen zu bestimmend­en Termin“verschoben.

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