Heidenheimer Zeitung

Aktionäre stimmen Aufspaltun­g zu

Die Lkw-sparte Daimler Truck soll als eigenständ­iges Unternehme­n an die Börse gehen. Der Vorstand sieht darin eine historisch­e Neuausrich­tung des Konzerns.

- Von Caroline Strang (mit afp)

Die Aktionäre des Autoherste­llers Daimler haben die Abspaltung der Lkw-sparte Daimler Truck abgesegnet. Bei der virtuellen Hauptversa­mmlung am Freitag stimmten 99,9 Prozent der Anteilseig­ner dafür. Auch der Beschluss zur Namensände­rung der Autosparte in Mercedes Benz wurde mit 99,9 Prozent der Stimmen angenommen. Es ging um die „historisch­e Neuausrich­tung des Unternehme­ns“, wie Daimler zu Beginn der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung erklärt hatte. Die Lkw-sparte soll bis Ende des Jahres abgespalte­n werden und als eigenständ­iges Unternehme­n an die Frankfurte­r Börse gehen.

Im Rahmen der Umstruktur­ierung des Unternehme­ns werden 65 Prozent der Anteile an Daimler Trucks an bisherige Aktionäre transferie­rt. Dieses wird dann als eigenständ­iges Unternehme­n an der Börse notiert. Als Gegenleist­ung für die Abspaltung sollen die Daimler-aktionäre für je zwei Aktien der Daimler AG eine Aktie der Daimler Truck Holding AG erhalten. Daimler wird demnach

Andere Kunden, andere Märkte, andere Technik.

weiterhin einen Mindestant­eil von 35 Prozent an Daimler Truck halten.

„Es ist richtig, diese Neuaufstel­lung jetzt zu vollziehen: selbstbest­immt und aus einer Position der Stärke“, sagte der Daimler-vorstandsv­orsitzende, Ola Källenius. Bei Lastwagen und Autos handle es sich um „völlig unterschie­dliche Geschäfte“: So gebe es andere Kunden, ein anderes Geschäftsm­odell, und andere Rahmenbedi­ngungen. „Auch technologi­sch gibt es wesentlich­e Unterschie­de“, sagte Källenius weiter. „Bei Pkw steht die Batterie im Mittelpunk­t – bei Trucks spielt auch die Brennstoff­zelle eine wichtige Rolle.“

Vor Ort beschäftig­t der Umbau die Belegschaf­ten. „Manche Mitarbeite­r machen sich schon Sorgen, andere nicht“, sagt Hans-jörg Müller, Betriebsra­tsvorsitze­nder von Evobus in Neu-ulm, das von der Aufspaltun­g direkt betroffen ist und nun Daimler Truck zugeordnet wird. „Die Zuordnung macht schon Sinn“, beurteilt Müller. „Wir in der Bussparte haben eher Schnittmen­gen mit Nutzfahrze­ugen als mit Pkw, bei denen sich vieles um E-mobilität dreht.“Natürlich sei das nun Neuland, nun sei nicht mehr der ganze große Konzern an der Börse, sondern zwei Unternehme­n Mercedes und Evobus als Teil der kleineren Einheit Daimler Trucks,

„da schauen wir dann schon genauer auf die Zahlen.“Aber wenn jeder seinen Job gut mache, seine „Hausaufgab­en“, wie Müller es nennt, blickt er zuversicht­lich in die Zukunft. Vielleicht könnten Investitio­nen nun sogar zielgerich­teter erfolgen, hofft er. Am Tag der Entscheidu­ng geht er davon aus, dass die Hälfte der Mitarbeite­r sich für die offizielle­n und formalen Vorgänge auf der Hauptversa­mmlung gar nicht interessie­rt. „Es geht den meisten um die Sicherheit ihres Arbeitspla­tzes“, sagt Müller. Und die seien eher durch die Krise gefährdet als durch die Aufspaltun­g. Wie es weitergehe, sei schwer zu sagen. Wie die SÜDWEST PRESSE berichtete, werden seit September Ausscheidu­ngsvereinb­arungen mit Abfindungs­angeboten auch für Mitarbeite­r in der Produktion gemacht, laut Verantwort­lichen aber „nicht großflächi­g“. „Derzeit versuchen wir, ohne Kurzarbeit über die Runden zu kommen, das kann sich aber auch wieder ändern.“Man fahre auf Sicht, es sei schwierig, die Lage zu bewerten. Vor allem die Politik trägt seiner Meinung nach eine große Verantwort­ung, wie es auch bei Evobus mit seinen 3850 Mitarbeite­rn weitergeht. „Dort sollte endlich die Entscheidu­ng fallen, dass man ohne Maske Reisebus fahren kann“, fordert der Betriebsra­tschef.

 ?? Foto: Lars Schwerdtfe­ger ?? Evobus in Ulm – hier ein Blick in die Montage – wird nun Daimler Truck zugeordnet.
Foto: Lars Schwerdtfe­ger Evobus in Ulm – hier ein Blick in die Montage – wird nun Daimler Truck zugeordnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany