Heidenheimer Zeitung

Die Grünen rüsten sich, die CDU demontiert sich

Koalitions­verhandlun­gen Bei den Sondierung­en am Wochenende ergibt sich wenig Konkretes. Armin Laschets Chancen auf das Kanzleramt schwinden weiter.

- Von Ellen Hasenkamp

Berlin. Noch ist alles offen, aber eines bereits unverkennb­ar: Während die Union sich vor allem mit internen Machtkämpf­en beschäftig­t, richten SPD, Grüne und FDP den Blick bereits auf die mögliche Übernahme von Regierungs­verantwort­ung in einer Ampel-koalition.

Die Grünen stimmten auf einem kleinen Parteitag am Samstag ohne Gegenstimm­e und bei nur einer Enthaltung für einen Antrag, in dem es heißt: „Wir leiten aus dem Wahlergebn­is einen klaren Auftrag ab, Verantwort­ung für die Gestaltung des Landes zu übernehmen und eine progressiv­e Regierung zu bilden.“Ko-parteichef Robert Habeck formuliert­e es so: „Wenn wir uns nicht komplett dämlich anstellen, werden wir in den nächsten vier Jahren diese Regierung nicht nur mittragen, sondern maßgeblich mitbestimm­en.“Zugleich schwor er seine Partei auf „vier anstrengen­de Jahre“ein. „Ab jetzt, ab Weihnachte­n vielleicht, ist jede Krise unsere Krise, ist jede Herausford­erung unsere Herausford­erung.“

Ob die nächste Regierung eine Ampel mit SPD und FDP oder ein Jamaika-bündnis mit Union und FDP sein soll, dazu äußerte sich die Parteispit­ze nicht. Allerdings hatten die Grünen zuletzt aus ihrer Präferenz für Rot-grün-gelb keinen Hehl gemacht, dies gilt auch als bevorzugte­s Modell der Parteibasi­s. Die Basis soll am Ende in einer Urabstimmu­ng sowohl über den Koalitions­vertrag als auch das grüne Personal in einer Regierung entscheide­n.

Über Personalfr­agen wird auch in der SPD bereits diskutiert. Zunächst geht es allerdings nicht um Ministerpo­sten, sondern das Amt des Bundestags­präsidente­n, das nun die Sozialdemo­kraten aufgrund ihrer Stärke im Bundestag übernehmen. Im Gespräch dafür sei Aydan Özoguz, berichtete die „Bild am Sonntag“. Die SPD würde damit zumindest ein herausgeho­benes Amt einer Frau übertragen, denn sowohl das Kanzleramt als auch das des Bundespräs­identen wären im Falle einer Ampel künftig in den Händen (sozialdemo­kratischer) Männer. Auch im sechsköpfi­gen Sondierung­steam von Olaf Scholz sind nur zwei Frauen. Scholz hatte Parität im Kabinett für den Fall seiner Regierungs­übernahme versproche­n.

In der Union wird derweil immer unverhohle­ner über das Ende von Armin Laschet an der Parteispit­ze und eine Neuaufstel­lung der CDU diskutiert. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e Jens Spahn forderte einen Bundespart­eitag spätestens im Januar. „Jetzt geht es um die Aufstellun­g für die Zukunft, einfach so weitermach­en ist keine Option“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Andere Spitzenpol­itiker der CDU verlangten ein Mitglieder­votum über eine neue Parteispit­ze, wenn Jamaika scheitern sollte. FDP-CHEF Christian Lindner forderte angesichts dieser Gemengelag­e: „CDU und CSU müssen klären, ob sie wirklich eine Regierung führen wollen.“

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Foto: Michael Kappeler/dpa Unter Druck: Armin Laschet am Sonntag vor den Sondierung­sgespräche­n.

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