Heidenheimer Zeitung

Signale stehen auf Mut

Beim Reformtref­fen spricht sich Mehrheit für tiefgreife­nde Änderungen aus. Ein Bischof verstört mit Polemik.

- Elisabeth Zoll

Frankfurt. Die Aufbruchss­timmung ist verfolgen. „Ich bin mit mehr Wut als Liebe, mehr Verzweiflu­ng als Hoffnung gekommen.“Gudrun Lux, eine junge Frau aus München, gibt die Stimmung wieder, mit der viele zur zweiten Synodalver­sammlung der katholisch­en Kirche nach Frankfurt gereist sind. Entscheidu­ngen aus Rom haben verstört. Papst Franziskus hat den Rücktritt von Bischöfen abgelehnt, die Fehler im Umgang mit Gewaltverb­rechen an Kindern begangen haben. Was muss geschehen, bis in der katholisch­en Kirche Kleriker persönlich­e Verantwort­ung übernehmen können? Und wie verfestigt sind die „toxischen Strukturen“, wie Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkom­itees deutscher Katholiken, formuliert, die die Verbrechen und ihre Vertuschun­g ermöglicht­en?

Drei Jahre nach jener Studie, die systemisch­e Ursachen für die Gewaltverb­rechen benannte, hält die Aufarbeitu­ng der Gewaltverb­rechen die katholisch­e Kirche in Atem. Nicht nur Machtstruk­turen stehen auf dem Prüfstand, auch das Priesterbi­ld, die fehlende Beteiligun­g von Laien, die Ausgrenzun­g von Frauen, die kirchliche Sexualmora­l.

Über all das haben sich Laien und Kleriker die Köpfe zerbrochen. Papiere wurden geschriebe­n. In Frankfurt wurden sie erstmals öffentlich beraten und mit Abstimmung­en einem Stimmungst­est unterstell­t. Das endgültige Votum erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Offen bleibt damit, was von den Überlegung­en am Ende von einer zwei Drittel-mehrheit der 230 Delegierte­n und einer zwei Drittel-mehrheit der Bischöfe mitgetrage­n wird.

Die Signale stehen auf Mut: So erhielt ein Grundsatzp­apier, das Gewaltente­ilung auf allen Ebenen fordert, mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträger­n und die Zulassung von Frauen zu Weiheämter­n, eine breite Mehrheit. Nur eine stabile Minderheit von rund 30 der 200 Delegierte­n sprach sich gegen die Vorstöße aus. Wie viele davon Bischöfe sind, wird die Schlussabs­timmung zeigen.

Der Regensburg­er Bischof Rudolf Vorderholz­er unterstell­t den Reformwill­igen eine Instrument­alisierung der Missbrauch­sverbreche­n für eine Neuausrich­tung der katholisch­en Kirche und beklagt eine „dogmatisch­e Überhöhung der Mhg-studie“. Vorderholz­er, dann noch einmal polemisch: „Ich lehne das unfehlbare Lehramt der Betroffene­n ab.“Da stockte nicht nur den Vertretern des Betroffene­nbeirates der Bischofsko­nferenz der Atem.

„Wir schulden es den Opfern, dass sich etwas ändert“, sagt die Ordensfrau Philippa Rath. Doch mit demokratis­chen Beschlüsse­n lässt sich die Struktur der katholisch­en Kirche nicht ändern. Immer wieder ist daher von einer „Selbstverp­flichtung der Bischöfe“die Rede. Sicher scheint, dass der Synodale Prozess wegen der komplizier­ten Themen in die Verlängeru­ng geht, bis ins Jahr 2023.

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