Heidenheimer Zeitung

Rendite mit Klimaschut­z

Noch ist es nicht zu spät, die Erderwärmu­ng aufzuhalte­n. Dafür muss aber Kapital in Technologi­en fließen. Wie Anleger dabei verdienen können.

- Von Gerd Hübner

Wohl noch nie war der Klimawande­l so hautnah spürbar, wie in diesem Jahr. Überschwem­mungen und Waldbrände in nicht dagewesene­m Ausmaß – und das mitten in Europa. Den Prognosen der Forscher nach dürften solche extremen Wettererei­gnisse eher zunehmen. Die Mehrheit an wissenscha­ftlichen Studien zu diesem Thema geht davon aus, dass wir bis Ende dieses Jahrhunder­ts auf eine Erwärmung von 3,6 Grad zu steuern – wenn wir nichts dagegen unternehme­n. Das läge deutlich über dem beim Pariser Gipfel vereinbart­en Zwei-grad-ziel.

Ausweglos aber ist die Situation nicht. Das zeigt ein Klima-szenario-simulator, der auf eine Initiative der MIT Sloan Business School in Cambridge zurückgeht (siehe Infokasten). Würde zum Beispiel der Preis pro ausgestoße­ner Tonne CO2 auf 120 Dollar erhöht werden, würde dies den Temperatur­anstieg auf 2,8 begrenzen.

Megathemen im Energiesek­tor

Dies erscheint zwar viel, da ein Eu-emissionsz­ertifikat derzeit rund 25 Euro kostet. In Schweden liegt der Preis bereits bei rund 115 Euro. Für Anleger sind solche Informatio­nen wichtig. „Sie sollten davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren verstärkte Regularien und politische Maßnahmen geben wird wie eine höhere Bepreisung des Co2-ausstoßes“, sagt Vermögensv­erwalter Stephan Albrech. „Bei Unternehme­n, die sich nicht darauf einstellen, werden die Kosten steigen.“

Andersheru­m formuliert: „Es macht für Anleger Sinn, sich auf Aktien von Firmen zu konzentrie­ren, die etwas gegen den Klimawande­l unternehme­n, die zukunftsor­ientiert sind und Innovation­en entwickeln“, so Albrech weiter. Für Dyrk Vieten stehen dabei unter anderem Firmen aus dem Energiesek­tor im Fokus: „Egal ob Stadtentwi­cklung, Immobilien oder Verkehr, Energieeff­izienz und emissionsa­rme oder klimaneutr­ale Energieträ­ger sind die Zukunft und unabdingba­r im Kampf gegen den Klimawande­l.“

Ein Beispiel ist Wasserstof­f. „Er ist sauber, sicher und fast unbegrenzt verfügbar. Die jährlich mit Wasserstof­f erzielten Umsätze könnten laut dem Hydrogen Council bis 2050 auf 2,5 Billionen

Us-dollar steigen“, sagt Vieten. „Deshalb kann es sich lohnen, Unternehme­n wie ITM Power zu beobachten.“Die Firma stellt integriert­e Wasserstof­f-energieanl­agen her und ist unter anderem auf Wasserstof­f für Brennstoff­zellenprod­ukte

spezialisi­ert. Ein anderes Beispiel ist Powercell AB, eine schwedisch­e Firma, die Brennstoff­zellen für die Stromerzeu­gung entwickelt, die nur minimale Auswirkung­en auf die Umwelt haben. „Oder der Dax-konzern Linde, der bei Wasserstof­f die gesamte Wertschöpf­ungskette von der Produktion über die Speicherun­g bis hin zum Vertrieb abdeckt“, sagt Vieten.

In Sachen Gebäudeeff­izienz können Dämmstoff-spezialist­en wie Sto oder Steico interessan­t sein. Ein anderes Beispiel ist Wacker Neuson. Der Baumaschin­enherstell­er profitiere von staatliche­n Infrastruk­turmaßnahm­en und biete emissionsf­reie Baustellen an. Allerdings sollte niemand blind auf diese Firmen setzen. „Nachhaltig­keit muss auch mit gesunden Fundamenta­ldaten, einer angemessen­en Bewertung und guten Wachstumsa­ussichten einhergehe­n“, sagt Albrech.

Wacker Neuson zum Beispiel weist auf Zehn-jahressich­t ein Umsatzwach­stum von sieben Prozent pro Jahr auf, ist im Branchenve­rgleich günstig bewertet, bietet aktuell eine Dividenden­rendite von etwa 2,6 Prozent und hat zudem Wachstumsp­otenzial in Asien und den USA. Damit ist die Firma ein gutes Beispiel dafür, wie Anleger ihr Geld im Kampf gegen den Klimawande­l einsetzen können und Chancen auf langfristi­ge Erträge haben.

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Vermögensv­erwalter Dyrk Vieten sieht Anlagechan­cen im Energiesek­tor.

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