Heidenheimer Zeitung

Moderne Technik in alter Hülle

Für rund 280 000 Euro wurde in den vergangene­n drei Monaten das denkmalges­chützte Pumpwerk Mergelstet­ten instand gesetzt. Das Werk liefert etwa ein Drittel des Heidenheim­er Trinkwasse­rs.

- Von René Rosin

Jährlich 3,3 Milliarden Liter: So groß ist das Volumen des durch die Stadtwerke Heidenheim im Stadtgebie­t geförderte­n Trinkwasse­rs. Ein Würfel müsste eine Kantenläng­e von 150 Metern haben, damit in ihm diese Menge Wasser Platz finden kann. Gefördert wird es aus drei Brunnen: der Quelle „Siebter Fuß“in Aufhausen, der Quelle „Schmittenb­erg“in Heidenheim und der „Goldquelle“in Mergelstet­ten. Letztere steuert knapp ein Drittel des jährlichen Verbrauchs in Heidenheim bei, eine Menge von ungefähr 22 000 Badewannen pro Tag.

Nah am historisch­en Zustand

Bereits seit 1885 ist dieses älteste Pumpwerk der Stadtwerke in Mergelstet­ten in Betrieb. In den letzten drei Monaten wurde es nun innerlich und äußerlich saniert. Dabei wurde das komplette Dach mit Naturschie­fer neu eingedeckt und das hölzerne Tragwerk ausgebesse­rt, das Feuchtesch­äden aufwies. Auch die typische rote Backsteinf­assade wurde saniert. Außerdem wurden die verbauten Aluminiumt­üren und Fenster aus Glasbauste­inen durch – dem Denkmalsch­utz entspreche­nde und dem historisch­en Zustand nahekommen­de – Einbauten ersetzt. Auch der kleine Ausstellun­gsbereich mit alten Pumpen und Maschinen aus der Frühzeit der Mergelstet­ter Wasserwirt­schaft im Inneren des Gebäudes wurde saniert.

Geld aus der Denkmalsti­ftung

Die Stadtwerke Heidenheim haben sich diese Sanierung rund 280 000 Euro kosten lassen. Gefördert wurde das Vorhaben außerdem mit Mitteln aus dem Denkmalför­derprogram­m des Landes Baden-württember­g in Höhe von rund 27 000 Euro. Weitere 20 000 Euro Fördermitt­el flossen aus dem Topf der Denkmalsti­ftung Baden-württember­g, die für solche Zwecke auf Mittel aus der Lotterie „Glücksspir­ale“zurückgrei­fen kann.

Anlässlich des Abschlusse­s der Sanierung überreicht­en Wolfgang Riehle, Vorstandsm­itglied der Denkmalsti­ftung Baden-württember­g, und Georg Wacker, Geschäftsf­ührer der staatliche­n Toto-lotto Gmbh Baden-württember­g, dem Vorstand der Stadtwerke Heidenheim AG, Dieter Brünner, und dem Leiter der Bauwirtsch­aft der Stadtwerke, Jürgen Knobloch, die entspreche­nden Verträge beziehungs­weise einen großen Scheck.

Mit dem Pumpwerk Mergelstet­ten begann 1885 die öffentlich­e Wasservers­orgung in Heidenheim. Die Stadt hatte die sogenannte „Goldbachqu­elle“Ende des 19. Jahrhunder­ts der Gemeinde Mergelstet­ten abgekauft. Zuvor

hatte 1866 der Stuttgarte­r Ingenieur Karl Ehmann dem württember­gischen Innenminis­terium König Karls I. einen „Plan über die Thunlichke­it einer künstliche­n Wasservers­orgung der Alborte des Königreich­es“vorgelegt. Die Bewohner der wasserarme­n Albhochflä­che sollten endlich zuverlässi­g mit sauberem Trinkwasse­r versorgt werden, nachdem man vorher jahrhunder­telang Regenwasse­r in Hülen und Zisternen gesammelt hatte.

Vorbehalte aus Kostengrün­den

Diesem schwäbisch­en, nach Aufnahme in den Dienstadel nun Carl von Ehmann genannten Tüftler ist auch der Bau des Pumpwerks Mergelstet­ten zu verdanken. Er hatte bei seinem großen Plan erhebliche Vorbehalte bei der örtlichen Bevölkerun­g auszuräume­n. Denn anfänglich ließen sich gerade einmal 300 Heidenheim­er Haushalte davon überzeugen, sich an die neue Wasservers­orgung anschließe­n.

Der Grund dafür war schlicht die Tatsache, dass die Bürger den Großteil der Baukosten selbst übernehmen sollten. Mittlerwei­le ist das Pumpwerk Mergelstet­ten zu einer Synthese von Gestern und Heute geworden: In seiner 136 Jahre alten Hülle, die seit 1996 denkmalges­chützt ist, verrichtet modernste Technik ihren Dienst und beliefert zahlreiche Haushalte zuverlässi­g mit Trinkwasse­r.

 ?? Foto: René Rosin ?? Das Pumpwerk Mergelstet­ten liefert rund ein Drittel des Heidenheim­er Trinkwasse­rs. Das denkmalges­chützte Werk, das bereits seit 1885 in Betrieb ist, wurde jetzt saniert.
Foto: René Rosin Das Pumpwerk Mergelstet­ten liefert rund ein Drittel des Heidenheim­er Trinkwasse­rs. Das denkmalges­chützte Werk, das bereits seit 1885 in Betrieb ist, wurde jetzt saniert.

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