DRK Essingen: „Die Erbse in der Dose“
Eher ungewöhnlich ist die Bewerbung des Essinger Drk-ortsvereins für den Raw.21-award. Denn unter all den Start-ups, Mittelständlern und anderen etablierten Unternehmen, die bis Mitte September ihre Bewerbungsunterlagen eingereicht haben, ist das Essinger DRK sicherlich die am wenigsten erwartbare. Dabei macht die Bewerbung durchaus Sinn – denn mit dem Drk-erbsensuppekochen für den guten Zweck haben die Rot-kreuzler seit Jahren immer zum 1. Advent eine beliebte und erfolgreiche Tradition in Aalen etabliert. Aufgrund der Covid-19-epidemie musste die Aktion in der gewöhnlichen Form vergangenes Jahr abgesagt werden – selbst die Reichsstädter Tage und der Weihnachtsmarkt wurden gestrichen. Die Feldköche vom DRK Essingen, die mit dem Drk-kreisverband und der Schwäbischen Post für die „Advents-aktion“verantwortlich sind, wollten den Umstand nicht einfach so hinnehmen, „auch, um gerade in der Vorweihnachtszeit ein Zeichen gegen die Pandemiemüdigkeit und Tristesse zu setzen und die Menschen vorschriftskonform miteinander und im Sinne der guten Sache zusammenbringen zu können“, sagt Lars Lächele vom DRK. „Für uns war klar: Wir ziehen das durch.“
Und darum wurden Pläne geschmiedet, wie ein coronakonformes Konzept aussehen könnte. „Wir wollen helfen. Immer, wenn es geht. Und hier ging es um mehr – ein Stück Liebenswertigkeit und ein karitatives Signal in schwierigen Zeiten“, erklärt Damian Imöhl vom Feldkochteam ganz konkret, warum man an der Aktion festhielt: Die Erbsensuppen-aktion 2020 musste zu 100 Prozent regelkonform ablaufen und dem „Commitment“zur Nachhaltigkeit entsprechen. Schon seit 2019 arbeitet man dank eines Nachhaltigkeitsprojektes plastikfrei, nur wenig Müll ist dabei zu entsorgen. Und die Idee für 2020 besagte eben wie im Vorjahr, dass die Gäste hygienekonform ihr Geschirr wieder selbst mitbringen oder gegen Aufpreis abbaubzw. essbare Verpackungen am Stand kaufen. Der Plan ging auf: „Viele kamen mit Schüsseln und Töpfen von daheim, der Aufpreis wurde gerne gezahlt“, freuen sich die Feldköche René Burmeister und Florian Lächele über den Erfolg. Es sei ein gutes Gefühl gewesen, nicht mehr Unmengen an prall gefüllten Säcken mit Plastik entsorgen zu müssen.
Doch für den Corona-advent 2020 mussten neue und höhere Hürden überwunden werden. Denn klar war: das bisherige Konzept hatte sich mit der Pandemie erledigt. Darum nahm die „Lösung in Dosen“konkrete Gestalt an. „Hygienischer geht es schließlich nicht“, so Lächele. „Es erschien uns als ideale Lösung, um die Suppe ganz einfach und unter Einhaltung der strengen Hygienevorschriften an die Frau und den Mann zu bringen.“Allein: „Wir hatten noch keine Ahnung, wie das alles funktionieren sollte. Aber wir dachten in Chancen, nicht in Risiken. In Metzgermeister Adolf Widmann aus Lautern fanden die Verantwortlichen einen wertvollen Helfer. Das Kochen selbst war Routine - das Eindosen der Suppe war dagegen Neuland. Im Akkord wurde die Suppe, die ausschließlich mit natürlichen Zutaten ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern zubereitet wurde, eingedost und etikettiert.
Geplant wurde zunächst mit 500 Dosen, mit und ohne Würstchen in 400-Gramm-einheiten mit eigens kreierter Etikett-banderole zum Preis von je fünf Euro. Tatsächlich wurden es rund 1300 Dosen handgemachte „Heimat-erbsensuppe“. Das Dosen-experiment war ein voller Erfolg – und mit der „Lösung in Dosen“konnte sogar der Aufwand für Herstellung und Verkauf extrem reduziert werden. Lächele: „Der Effizienzgewinn war enorm. Für die Produktion und den Verkauf der Suppe haben wir viel weniger Helfer benötigt. Gleichzeitig wurde der Spendenerlös auf 6000 Euro verdoppelt.
Doch warum haben die Feldköche des DRK Essingen die „Erbse in der Dose“-aktion überhaupt ins Leben gerufen? Der erste Grundsatz des internationalen Roten Kreuzes appelliert an die Menschlichkeit mit der Maxime, „menschliches Leiden überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern“. Diesem Auftrag habe man sich auch und gerade in Pandemiezeiten zutiefst verpflichtet gefühlt, sagt Damian Imöhl. „Daher war es für uns ein großes Ziel und Verpflichtung zugleich, in dieser schwierigen Zeit trotz aller Einschränkungen und Auflagen ein Konzept auszuarbeiten und umzusetzen, das gerade die Hilfsbedürftigsten unserer Gesellschaft unterstützt.“Am Samstag vor Heiligabend 2020 startete der Verkauf auf dem Wochenmarkt um 9 Uhr. Um 10.29 Uhr waren dann aber nicht nur die 500 angepeilten Büchsen verkauft, sondern alle 1300 Stück. „Nichts ging mehr“, erinnert sich Lächele. „Viele Menschen freuten sich einfach und waren gerührt, dass ihr geliebtes ‚Erbsensuppefassen‘ doch stattfand, nur eben anders.“Auch deshalb soll die Dose nun zum Standard werden – selbstverständlich schon jetzt im Jahr 2021.