Türkei droht Griechenland mit Militär
Ankara wirft Athen kurz vor Sondierungsgesprächen „provokante Aktivitäten“vor.
Ankara/athen. Am Mittwoch wollen Diplomaten aus Griechenland und der Türkei ihre Sondierungen zu einer Lösung des Erdgasstreits im östlichen Mittelmeer fortsetzen. Aber die Aussichten auf eine Annäherung sind gering. Wenige Tage vor der neuen Gesprächsrunde in Ankara hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Griechenland und Zypern „maximalistische Forderungen“und „provokative Aktivitäten“vorgeworfen. Damit schürten die beiden Nachbarländer die Spannungen im östlichen Mittelmeer, sagte Cavusoglu. Die Sprecherin
des türkischen Verteidigungsministeriums, Pinar Kara, ging am Sonntag noch einen Schritt weiter und drohte den beiden Eu-staaten mit dem Einsatz militärischer Mittel: Die Türkei werde keinesfalls vollendete Tatsachen akzeptieren, sagte Kara.
Anlass der neuen Spannungen ist die Entsendung des Forschungsschiffs „Nautical Geo“, das jetzt im Auftrag der zyprischen Regierung südlich der Hafenstadt Limassol Untersuchungen für den Bau einer geplanten Erdgaspipeline durchführt. Zypern, Griechenland und Israel vereinbarten Anfang 2020 den Bau der sogenannten Eastmed-pipeline. Sie soll Erdgas aus den Fördergebieten im östlichen Mittelmeer nach Westeuropa transportieren. Die EU unterstützt das Pipelineprojekt. Die Türkei bekämpft hingegen das Vorhaben.
Unter Vermittlung der deutschen Bundesregierung vereinbarten Griechenland und die Türkei im Sommer 2020 Gespräche zur Beilegung des Erdgaskonflikts. Aber nicht nur der Pipeline-streit überschattet jetzt die Sondierungsgespräche.
In Ankara ist zunehmende Gereiztheit zu spüren, seit der französische Präsident Emmanuel Macron und der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis in der vergangenen Woche ein Abkommen über eine strategisch-militärische Partnerschaft ihrer beiden Länder unterzeichneten. Macron versprach bei der Unterzeichnung des Pakts in Paris, Frankreich werde Griechenland bei „Angriffen oder Aggressionen“schützen. Er betonte, die französisch-griechische Allianz richte sich nicht gegen ein bestimmtes Land.
Bereits im Sommer 2020 hatte Frankreich während der damaligen Zuspitzung des Erdgasstreits zur Unterstützung Griechenlands Fregatten ins östliche Mittelmeer beordert. Im Rahmen des jetzt unterzeichneten Abkommens liefert Frankreich drei Fregatten des Typs Belharra an die griechische Kriegsmarine. Außerdem hat Griechenland in Frankreich 24 Rafale-kampfflugzeuge geordert.
Die Türkei kritisierte das griechisch-französische Abkommen. Es bedrohe den regionalen Frieden, erklärte das türkische Außenministerium.