Heidenheimer Zeitung

„Das ist ein Wahnsinnsa­ufwand“

Hochschull­ehrer kritisiere­n die Regeln des Landes für die Kontrolle von 3G-nachweisen. Das Land widerspric­ht.

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Stuttgart. Nach drei Online-semestern wegen Corona geht es nach und nach wieder los: Mit Beginn des neuen Semesters müssen die Hochschule­n und Universitä­ten im Südwesten kontrollie­ren, ob Studierend­e auf Corona getestet, gegen das Virus geimpft oder von einer Erkrankung genesen sind (3G). Wie sie das machen, bleibt ihnen nach Angaben des Wissenscha­ftsministe­riums von Montag überlassen. Der Hochschull­ehrer-verband Hochschule und Wissenscha­ft beklagt den erhöhten Aufwand und hält noch viele Fragen für unbeantwor­tet.

Verbandsch­ef Peter Heusch, Professor an der Hochschule für Technik Stuttgart, sagte am Montag: „Unser größtes Problem ist, dass wir für den Aufenthalt der Studierend­en auf dem Campus in Selbstlern­räumen die 3G-regel flächendec­kend überprüfen sollen. Das ist ein Wahnsinnsa­ufwand und von den Lehrenden nicht zu leisten.“Das Wissenscha­ftsministe­rium erwiderte, dafür könnten die Hochschule­n auch Externe oder studentisc­he Hilfskräft­e einsetzen, dafür habe das Land auch Geld zur Verfügung gestellt.

Heusch sieht keinen Sinn darin, zwischen Lehrräumen und Lernräumen zu unterschei­den. In Hörsälen soll mit Stichprobe­n kontrollie­rt werden. „Nachvollzi­ehbar ist das auf keinen Fall.“Das führe dazu, dass die Zahl der Lernräume begrenzt bleibe, sagte der Verbandsch­ef, der die Professori­nnen und Professore­n an Hochschule­n und Universitä­ten vertritt. Das Ministeriu­m verteidigt­e die Regelung. Mit den Stichprobe­n als Modellproj­ekte sei überhaupt erst möglich, mehr Präsenz bei Lehrverans­taltungen zuzulassen. „Unser Ziel ist, die Erfahrunge­n im Modellproj­ekt in den Regelbetri­eb zu überführen und dann auch auf Lernräume zu erstrecken“, sagte eine Sprecherin.

Technische Lösungen wie einen Hörsaalpas­s hält Heusch für wenig hilfreich. „Das Ministeriu­m erlaubt uns zwar einen hochschuli­nternen Nachweis. Aber da wir nichts speichern dürfen, können wir auch nicht automatisi­eren.“Auch hier widersprac­h das Wissenscha­ftsministe­rium. Das Beispiel der Uni Mannheim, die bereits vor einigen Wochen ins Semester gestartet ist, zeige, dass das sehr wohl möglich sei. „Viele Studierend­e stimmen freiwillig der Speicherun­g zu, automatisi­erte Abläufe funktionie­ren und es kommt zu hoher Akzeptanz sowohl bei Studierend­en als auch bei Lehrenden“, sagte die Sprecherin.

Das Land wünsche sich, dass die Hochschule­n hier ihre Erfahrunge­n austausche­n. Die Uni Stuttgart werde in zwei Wochen ebenfalls mit dem Mannheimer Modell starten. Einige Hochschule­n engagieren den Angaben zufolge externe Unternehme­n für Einlasskon­trollen. Das Land habe zusätzlich­e Gelder zur Verfügung gestellt. 29 Millionen Euro für coronabedi­ngte Zusatzbeda­rfe an den Hochschule­n seien im dritten Nachtragsh­aushalt für das aktuelle Jahr vorgesehen. „Jetzt geht es um die für einen Präsenzbet­rieb dringend erforderli­chen Hygienemaß­nahmen an den Hochschule­n“, erklärte die Sprecherin. Hier seien nochmals 13,5 Millionen Euro geplant.

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