Heidenheimer Zeitung

Klagen über Autorennen

Anwohner aus der Weststadt berichten von Rasern, die auf Clichy- und Wilhelmstr­aße unterwegs sind. So reagieren Verwaltung und Polizei.

- Von Michael Brendel

Demnächst dürfte die Geduld des Mannes erschöpft sein. Immer wieder beobachtet er aus seiner Wohnung unweit der Weststadtk­reuzung heraus das gleiche Geschehen: „Abends und in der Nacht, manchmal bis halb zwei, fahren die hier in der Clichy- und Wilhelmstr­aße Rennen. Vor allem an den Wochenende geht’s immer wieder rauf und runter, wie auf der Autobahn. Donnerstag­s, freitags, samstags – das läuft permanent so ab.“

Ein Nachbar pflichtet bei: „Man könnte verrückt werden. Das ist ja auch für Passanten, die dort über die Straße gehen, ziemlich gefährlich. Und niemand tut was dagegen.“

Beruht der Ärger auf einer ausgeprägt­en Empfindsam­keit der Anwohner, die sich jetzt zu Wort melden? Oder spielen sich die geschilder­ten Szenen tatsächlic­h wie geschilder­t ab? Letzteres scheint der Fall zu sein, denn die Missbillig­ung des aktuellen Zustands ist nicht neu, wird vielmehr immer wieder von Neuem laut.

Ein Beleg dafür ist die lange Liste von Anregungen, die Bürgerinne­n und Bürger Anfang des Jahres im Zuge der Arbeit am neuen Heidenheim­er Verkehrsen­twicklungs­plan beisteuert­en. Den Autoverkeh­r betreffend wird unter anderem Tempo 40 von 22 bis 6 Uhr auf der gesamten B 466 im Stadtgebie­t vorgeschla­gen. Außerdem weniger Lärm und mehr Sicherheit durch mobile Geschwindi­gkeitskont­rollen sowie stationäre Blitzer auf allen zweispurig­en Straßen.

Das Thema bewegt also offenkundi­g zumindest die unmittelba­r Betroffene­n, und davon gibt es schon deshalb viele, weil die gut ausgebaute­n Bundesstra­ßen 466 und 19 die aufgrund ihrer topografis­chen Lage eingeengte Stadt auf gesamter Länge in NordSüd- bzw. West-ost-richtung durchmesse­n.

Stärkere Kontrollen beantragt

Die Gemeindera­tsfraktion von CDU und FDP machte sich das Problem Ende vergangene­n Jahres zu eigen und beantragte kurz vor der Verabschie­dung des städtische­n Haushaltsp­lans, die abendliche­n Verkehrs- und Geschwindi­gkeitskont­rollen auf der Clichy- und Wilhelmstr­aße zu verstärken.

Der damals noch amtierende Oberbürger­meister Bernhard Ilg sagte prompt zu, diesem Ansinnen gerecht zu werden und die dritte mobile Anlage, die die Stadt kurz zuvor beschafft hatte, wie gewünscht einzusetze­n.

Ist das tatsächlic­h geschehen? „Ja“, teilt jetzt auf Anfrage Rathausspr­echer Stefan Bentele mit, „die Stadt hat die Zusage eingehalte­n.“Wegen der Einschränk­ungen aufgrund der Coronapand­emie und der in den Wintermona­ten geltenden Ausgangssp­erre dauerte es zwar einige Zeit, dann jedoch wurde der Verkehr mehrfach genauer unter die Lupe genommen.

22 Tempoverst­öße festgestel­lt

Beispielsw­eise am 12. März 2021, einem Freitag, zwischen 19 und 23.30 Uhr. Beidseits der viel befahrenen Achse wurde mit zwei Geräten gemessen, die 22 Verstöße wegen zu schnellen Fahrens dokumentie­rten.

In 20 Fällen zog das Fehlverhal­ten ein Verwarngel­d nach sich, weil die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t um weniger als 21 Stundenkil­ometer überschrit­ten worden war. Zweimal waren die Autofahrer allerdings schneller unterwegs und wurden deshalb mit einem Bußgeld belegt. Der Spitzenrei­ter im negativen Sinn wurde an jenem Tag mit 76 Sachen geblitzt.

Welche Aussagekra­ft hat dieses Ergebnis? „Erfahrungs­gemäß sind das für diesen Zeitraum wenige Verstöße“, räumt Bentele ein. Die Verwaltung werde dort aber auch künftig Messungen vornehmen.

Ist darüber hinaus auch denkbar, wie von eingangs erwähntem Anwohner angeregt und vor mehreren Jahren schon einmal erörtert, einen fest installier­ten Blitzer an der langen Geraden aufzustell­en? „Grundsätzl­ich ist das möglich“, sagt Bentele. Allerdings bedürfe es dazu eines Gemeindera­tsbeschlus­ses, der die Bereitstel­lung der Mittel für die Anschaffun­g und für den laufenden Betrieb einschließ­e.

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