Klagen über Autorennen
Anwohner aus der Weststadt berichten von Rasern, die auf Clichy- und Wilhelmstraße unterwegs sind. So reagieren Verwaltung und Polizei.
Demnächst dürfte die Geduld des Mannes erschöpft sein. Immer wieder beobachtet er aus seiner Wohnung unweit der Weststadtkreuzung heraus das gleiche Geschehen: „Abends und in der Nacht, manchmal bis halb zwei, fahren die hier in der Clichy- und Wilhelmstraße Rennen. Vor allem an den Wochenende geht’s immer wieder rauf und runter, wie auf der Autobahn. Donnerstags, freitags, samstags – das läuft permanent so ab.“
Ein Nachbar pflichtet bei: „Man könnte verrückt werden. Das ist ja auch für Passanten, die dort über die Straße gehen, ziemlich gefährlich. Und niemand tut was dagegen.“
Beruht der Ärger auf einer ausgeprägten Empfindsamkeit der Anwohner, die sich jetzt zu Wort melden? Oder spielen sich die geschilderten Szenen tatsächlich wie geschildert ab? Letzteres scheint der Fall zu sein, denn die Missbilligung des aktuellen Zustands ist nicht neu, wird vielmehr immer wieder von Neuem laut.
Ein Beleg dafür ist die lange Liste von Anregungen, die Bürgerinnen und Bürger Anfang des Jahres im Zuge der Arbeit am neuen Heidenheimer Verkehrsentwicklungsplan beisteuerten. Den Autoverkehr betreffend wird unter anderem Tempo 40 von 22 bis 6 Uhr auf der gesamten B 466 im Stadtgebiet vorgeschlagen. Außerdem weniger Lärm und mehr Sicherheit durch mobile Geschwindigkeitskontrollen sowie stationäre Blitzer auf allen zweispurigen Straßen.
Das Thema bewegt also offenkundig zumindest die unmittelbar Betroffenen, und davon gibt es schon deshalb viele, weil die gut ausgebauten Bundesstraßen 466 und 19 die aufgrund ihrer topografischen Lage eingeengte Stadt auf gesamter Länge in NordSüd- bzw. West-ost-richtung durchmessen.
Stärkere Kontrollen beantragt
Die Gemeinderatsfraktion von CDU und FDP machte sich das Problem Ende vergangenen Jahres zu eigen und beantragte kurz vor der Verabschiedung des städtischen Haushaltsplans, die abendlichen Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen auf der Clichy- und Wilhelmstraße zu verstärken.
Der damals noch amtierende Oberbürgermeister Bernhard Ilg sagte prompt zu, diesem Ansinnen gerecht zu werden und die dritte mobile Anlage, die die Stadt kurz zuvor beschafft hatte, wie gewünscht einzusetzen.
Ist das tatsächlich geschehen? „Ja“, teilt jetzt auf Anfrage Rathaussprecher Stefan Bentele mit, „die Stadt hat die Zusage eingehalten.“Wegen der Einschränkungen aufgrund der Coronapandemie und der in den Wintermonaten geltenden Ausgangssperre dauerte es zwar einige Zeit, dann jedoch wurde der Verkehr mehrfach genauer unter die Lupe genommen.
22 Tempoverstöße festgestellt
Beispielsweise am 12. März 2021, einem Freitag, zwischen 19 und 23.30 Uhr. Beidseits der viel befahrenen Achse wurde mit zwei Geräten gemessen, die 22 Verstöße wegen zu schnellen Fahrens dokumentierten.
In 20 Fällen zog das Fehlverhalten ein Verwarngeld nach sich, weil die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um weniger als 21 Stundenkilometer überschritten worden war. Zweimal waren die Autofahrer allerdings schneller unterwegs und wurden deshalb mit einem Bußgeld belegt. Der Spitzenreiter im negativen Sinn wurde an jenem Tag mit 76 Sachen geblitzt.
Welche Aussagekraft hat dieses Ergebnis? „Erfahrungsgemäß sind das für diesen Zeitraum wenige Verstöße“, räumt Bentele ein. Die Verwaltung werde dort aber auch künftig Messungen vornehmen.
Ist darüber hinaus auch denkbar, wie von eingangs erwähntem Anwohner angeregt und vor mehreren Jahren schon einmal erörtert, einen fest installierten Blitzer an der langen Geraden aufzustellen? „Grundsätzlich ist das möglich“, sagt Bentele. Allerdings bedürfe es dazu eines Gemeinderatsbeschlusses, der die Bereitstellung der Mittel für die Anschaffung und für den laufenden Betrieb einschließe.