Laschet ist ausgeliefert
Demut hat man bei Armin Laschet lange nicht gesehen. Doch nach dem Sondierungstreffen mit den Grünen gab sich der CDU-CHEF kleinlaut: Nicht er, als Zweitplatzierter der Bundestagswahl, entscheide über die nächste Regierung Deutschlands, sondern die Liberalen und Grünen. Der Kanzlerkandidat der Union ist den Gelben und Grünen ausgeliefert. Sie haben ihn in der Hand. Dass das Pendel am Ende auf seine Seite ausschlägt, wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.
Während FDP und Grüne Inhalte auskegeln und schon einmal überlegen, wer welchen Posten in der Regierung übernehmen könnte, bietet die Union ein Bild der Zerrissenheit. Der Druck auf den Kanzlerkandidaten ist immens, die Demontage Laschets läuft auf Hochtouren. Potenzielle Nachfolger Laschets bringen sich bereits ins Stellung. Als wäre das alles nicht schlimm genug, dringen aus den vertraulichen Sondierungssitzungen zwischen Union und FDP auch noch Informationen nach außen und sorgen für Ärger. Laschet hat den Laden längst nicht mehr im Griff, so scheint es. Das sehen FDP und Grüne auch so.
Sicherlich: Die FDP favorisiert immer noch Jamaika. Das soll Lindner in den Sondierungen mit Laschet und Söder gesagt haben. Die Grünen brauchen ihrerseits die Option auf das schwarz-grün-gelbe Bündnis als Druckmittel für die SPD und den harten Verhandler Olaf Scholz. Deshalb gaben sich Baerbock und Habeck nach den Gesprächen mit der Union zurückhaltend. Es könnte also sein, dass Liberale und Grüne Jamaika nicht so schnell aus der Hand geben und mit beiden Parteien parallel verhandeln werden. Laschet jedenfalls wird dabei wenig bis gar nichts zu sagen haben.